Seit über zwei Jahren pflegt die Clearingstelle Medienkompetenz eine Mindmap mit einer ständig erweiterten Übersicht über Tools, Apps, Plattformen und Links. Aber bei mittlerweile über 350 Links geht der Überblick schon mal verloren: Was soll ich nehmen? Was ist empfehlenswert – nicht zuletzt unter Datenschutz-Gesichtspunkten? Womit kann ich Teilnehmende gut aktivieren? Daher präsentieren wir in einer kleinen Artikel-Reihe unsere Favoriten, die sich in den letzten Monaten (oder Jahren) in vielen Veranstaltungen bewährt haben. Im vierten Teil unserer Übersichts-Reihe geht es um kleine, aber essenzielle Tools für Online-Veranstaltungen. Weitere Beiträge unserer Reihe sind unten verlinkt.
Etherpad
DAS Schweizer Taschenmesser unter den digitalen Tools! Für die gemeinsame Erstellung von Protokollen oder Ideensammlungen, für die Erarbeitung von Projekten, Listen oder anderen Planungsvorhaben und natürlich für die gemeinsame Erstellung von Texten oder kollaborative Kommentierung bzw. Überarbeitung vorhandener Texte u.v.m. gibt es wohl kein einfacheres und niedrigschwelligeres Tool als einen gemeinsamen Online (Ethernet)-Notizblock (Pad), eben ein Etherpad.
Die neueste und eleganteste Version von Etherpad bietet der österreichische Anbieter faircom mit dem Board.net. Bei dieser Version können sogar Bilder genutzt werden. Allerdings ist das Angebot auch für den Bildungsbereich kostenpflichtig und in den letzten Monaten gab es immer wieder Stabilitätsprobleme. Dagegen haben sich zwei Angebote als durchweg stabil erwiesen – das ZUMpad der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V. (ZUM.de) sowie das Yopad, ein Angebot von »jugend.beteiligen.jetzt – für die Praxis digitaler Partizipation« (getragen u.a. DBJR, IJAB und DKJS). Bei letzterem ist es auch möglich, beim Anlegen des Pads ein Ablaufdatum (1 Tag, 30 oder 365 Tage) einzustellen, das dann als Link mit übergeben wird. Dafür bietet ZUMpad aktuell (Stand: Mai 2021) mehr Formatierungsmöglichkeiten und einen integrierten Chat für alle am Pad Beteiligten.
Beide Angebote sind u.a. dank Hosting in Deutschland auch DSGVO-konform.
frag.jetzt
Die Situation dürfte bekannt sein: am Ende eines Vortrags ernten Dozent:innen auf den Klassiker „Haben Sie noch Fragen?“ … oft mehr oder minder tiefes Schweigen. Dagegen kann frag.jetzt (ja, „jetzt“ ist tatsächlich eine Top-Level-Domain) helfen, das von der TH Mittelhessen, FB Informatik, programmiert wurde und dort auch DSGVO-konform gehostet wird. Referent:innen bzw. Vortragende legen sich einen kostenfreien Account an, wozu eine gültige Mailadresse ausreicht (#Datensparsamkeit), und können dann virtuelle Räume für Fragen anlegen. Daraufhin generiert das Tool einen Code für den Zugang, optional lässt dieser auch selbst definieren. Teilnehmende benötigen keinerlei Registrierung, sondern nur diesen Code und können dann während einer Veranstaltung Fragen stellen, Fragen Dritter als interessant (oder uninteressant) markieren, Schlagwörter zu Fragen vergeben und – hier merkt man die Herkunft aus einer Hochschule – für besonders gute Fragen sogar Bonuspunkte bekommen.
Besser als „Chat-Rauschen“
Das Tool funktioniert ausgezeichnet auf Smartphones als Second Screen, sodass Tablett oder Laptop für die Zusammenarbeit oder das Verfolgen einer Videokonferenz ungestört weiter genutzt werden können. Der große Vorteil von frag.jetzt im Vergleich z.B. zur Möglichkeit, im Chat zu einer Videokonferenz Fragen zu stellen, besteht vor allem darin, dass die Fragen nicht im Chat-Rauschen untergehen, sondern an einem Ort gesammelt werden und von dort zentral präsentiert, beantwortet und sogar am Ende exportiert werden können. Dabei lassen sich die gesammelten Fragen jederzeit sortieren – neueste zuerst, interessanteste zuerst usw. – sowie filtern (u.a. nach markiert, beantwortet, unbeantwortet). Außerdem ist die Möglichkeit, dass Teilnehmende sich mit ihren Fragen mittelbar aufeinander beziehen können, ein wesentlicher Teil der Aktivierung in ansonsten eher frontalen Formaten.
Eine Reihe von interessanten Einstellungen zeigt die Praxisnähe der Entwickler. So lassen sich für Präsenzveranstaltungen, bei denen die Fragen mit Beamer projiziert werden sollen, ein spezieller Farbmodus einstellen. Sofern gewünscht, können auch Moderator:innen auf das Backend zugreifen und Vortragende so bei der Beantwortung der Fragen unterstützen.
Votesup
Für Vereine und Parteien, aber auch für Gremien in Schule, Hochschule und Kirche ist es immer wieder notwendig, Abstimmungen durchzuführen. Einfache, offene Abstimmungen lassen sich bei kleineren Gruppen per Handzeichen in der Videokonferenz-Plattform durchführen. Viele Video-Plattformen bieten bereits die Möglichkeit, einfache Umfragen oder Ja-Nein-Abfragen durchzuführen – allerdings alles andere als geheim, womit diese Möglichkeiten für Personalentscheidungen nicht ausreichen. Wenn es also eine „richtige“ geheime Abstimmung geben soll, braucht es ein anderes Tool.
Warteraum und Redelisten
Votesup.eu ist das Produkt eines kleinen Berliner Teams, das so ziemlich keinerlei (Konfigurations-)Wünsche offen lässt. Damit lassen sich nicht nur offene oder geheime Abstimmungen durchführen, sondern auch komplexe Abstimmungen oder verkettete Einzelwahlen. Dabei steht es Veranstaltenden frei, die Ergebnisse direkt nach der Abstimmung oder erst nach Freigabe z.B. durch eine Wahlleitung anzeigen zu lassen. Optional lassen sich das gesamte Tagungsprogramm darstellen und (auf Wunsch gegenderte) Redelisten führen. Darüber hinaus kann zwischen Teilnehmenden und Gästen unterschieden werden, wobei unterschiedliche Möglichkeiten des Teilnehmermanagements zur Verfügung stehen.
Alle Möglichkeiten im Überblick listet eine Info-Seite auf; daneben steht auch noch ein ausführliches Handbuch zur Verfügung. „Die Plattform wird ehrenamtlich betrieben und für Veranstaltungen bis 50 Teilnehmende kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Beteiligung an den Serverkosten oder Mitwirkung z.B. an Übersetzungen ist willkommen. Bei größeren Veranstaltungen ist eine Kostenbeteiligung die Regel.“ (https://votesup.eu/info)
Gibt’s da nicht auch was in …?
Auch in den bekannten Videokonferenz-Plattformen lassen sich eine Reihe zusätzlicher Funktionen nutzen. Am Beispiel von Zoom erläutern wir kurz vier nützliche Tools, die sich ohne Wechsel zu einer anderen Plattform nutzen lassen.
- Zustimmung oder Ablehnung in einfachen Abstimmungen können die Teilnehmenden signalisieren mittels der Bedienelemente unter „Reaktionen“ (ab Client-Version 5.5) bzw. unterhalb der Teilnehmer-Liste (bis v 5.4) nutzen. Dort finden sich u.a. ein grüner sowie ein roter Button; die Ergebnisse werden unterhalb der TN-Liste als Summe dargestellt.
- Einfache Umfragen mit mehreren Antwortoptionen pro Frage lassen sich im Vorfeld oder auch während einer Videokonferenz erstellen. Host bzw. Co-Host einer Sitzung haben dazu einen eigenen Button in der Bedienleiste. Die Fragen selbst müssen über die Webversion von Zoom (nach Login) angelegt werden.
- Neben den Bildschirmen oder Programmfenstern steht in Zoom auch ein Whiteboard zur Verfügung. Nicht nur der Host, sondern auch Teilnehmende können dieses über die Bildschirmfreigabe zur Zusammenarbeit teilen.
- Zoom bietet die Möglichkeit, eine Reihe ausgewählter Apps direkt zu integrieren. Dabei handelt es sich allerdings vor allem um kostenpflichtige Apps für Team-Zusammenarbeit wie Slack, Asana u.a. Eine – wachsende – Übersicht dazu bietet der Zoom-Blog.
Noch mehr Tools
Alle Beiträge unserer Reihe „Best of Tools“ finden sich auf der folgenden Übersichtsseite. Hier stellen wir unsere Favoriten in Sachen digitale Tools, Apps und Web-Diensten kommentiert vor.
Hier geht’s zu den weiteren Beiträgen der Reihe „Best of Tools“
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