Out of Frame

Out of Frame
Bild: KFW

Worum geht’s?

Eckdaten des Films:

Ein Film von Sophie Linnenbaum

Länge: 18 Minuten

Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2016, Deutschland

Produktion: Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf

empfohlen ab 13 Jahren

Schuljahre: Sekundarstufe I ab Klassenstufe 9 sowie Sek. II

Paul ist anders er ist ein Außenseiter und hat ein Problem: Er ist nicht im Bild. Oder um es in Bezug auf den Filmtitel zu sagen: Er fällt aus dem Rahmen (engl. out of frame). Damit unterscheidet sich Paul von anderen. Seit jeher ist er auf Fotos oder Videos nicht zu sehen, weil er sich entweder nicht im Bildausschnitt bzw. Rahmen befindet, von anderen Personen verdeckt oder bei der Aufnahme vergessen wird. Paul war und ist nie ganz Mittelpunkt seiner eigenen Welt.

Damit zeigt der Film auf ungewöhnliche Art und Weise das „Anderssein“ eines jungen Menschen. Doch damit nicht genug: Paul gelangt an die Selbsthilfegruppe „Outtakes“, in der Menschen mit ähnlichen (filmischen) Problemen zusammenkommen. Da ist zum Beispiel Jakob, der ständig „geschnitten“ wird, Alain, welcher unter permanenter „Untertitelung“ leidet oder Nora, die als ethnische Minderheit nur für „die Quote“ wichtig ist und keinen Text besitzt. Trotz aller Umstände lernt Paul Hanna kennen, welche auch Teil der Selbsthilfegruppe ist, und der Film nimmt eine unverhoffte Wendung …

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Filmsprache und -technik
  • Überwachung
  • (Selbst-)Darstellung in Social Media
  • Medienaneignung
  • Medialitätsbewusstsein
  • Identität
  • Inszenierung
  • Anerkennung
  • Einsamkeit
  • Ausgrenzung bzw. Exklusion
  • Inklusive Medienbildung
  • Selbstbewusstsein und -wertgefühl
  • Selbsthilfegruppe
  • Vielfalt/Diversität
  • Werte

Der Wunsch gesehen zu werden und sich auch dagegen zu entscheiden

„Anderssein“ ist das zentrale Element des vorliegenden Films. Damit spiegelt er eine pluralistische Gesellschaft wie die unsere wider, in der alle ein Thema haben: den je eigenen Weg trotz einer Vielzahl von Möglichkeiten finden. Doch gerade, weil es unterschiedliche Wege gibt und nicht alle über die gleichen Voraussetzungen verfügen – ob nun in gesundheitlicher, sozialer, materieller oder kultureller Hinsicht – kann es nicht „das Richtige“ oder „das Perfekte“ geben.

Allein daraus ergibt sich bereits, dass jeder Mensch anders ist und die Verschiedenheit wiederum genauso anzunehmen ist. Dass die im Film dargestellten Probleme der „Outtakes“ teilweise humoristisch oder auch abstrakt dargestellt werden, birgt die Chance, ihre Eigenheiten zu thematisieren und zu enttabuisieren. So lässt sich z.B. aus dem Wunsch von Paul, gesehen zu werden, eine Verbindung zur Nutzung von Social Media herstellen. Schließlich geht es in sozialen Netzen immer auch darum, zu sehen und gesehen zu werden. Zentral sind dabei Aspekte von (Selbst-)Darstellung, persönlicher Preisgabe oder Inszenierung. Das betrifft sowohl private, „gewöhnliche“ Nutzer:innen solcher Plattformen als auch Influencer:innen. Bei Letzteren spielen Aspekte wie Inszenierungen und Darstellungen, Makellosigkeit, Schönheit, Fitness etc. eine zentrale Rolle. Entsprechend bewusst und geplant wählen gerade Influencer:innen mit größerer Reichweite aus, was sie darstellen und auf dem Bild/im Video abbilden. Denn damit soll der Eindruck von Zufälligkeit, Spontaneität und Lockerheit bei gleichzeitiger Authentizität vermittelt werden.

Wer sieht mich?

Gegen Ende des Films bekommt Paul eine Kassette zugespielt, die ihn auf Überwachungsvideos zeigt. Er ist zu sehen, als er sich mit Hanna vor seiner Arbeitsstelle streitet. Für ihn ist plötzlich alles anders und ausschlaggebend zu erkennen, dass er schon immer seinen Platz in der Welt hatte, auch wenn er sich nicht gesehen gefühlt hat. Dass Privatsphäre zu wahren und nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit aller Menschen zu stehen auch etwas Positives sein kann, merkt Paul auch dann, als sich die Beziehung zu Hanna intensiviert. Daraus lässt sich ein Abwägen des Bedürfnisses nach Aufmerksamkeit einerseits und nach Privatheit andererseits ableiten. Dieses Spannungsverhältnis zeigt sich in den Sozialen Netzwerken besonders deutlich.

Diese beiden Linien, des Gesehenwerdens oder Nicht-Gesehenwerdens, können einen Einstieg in die inhaltliche Aufarbeitung des Filmes bieten. Wer ist denn diese ominöse Person, die Überwachungsbänder vor der Haustür ablegt? Welche Daten werden ganz unbemerkt freigegeben und welche Persönlichkeitsrechte sind dadurch betroffen? In welchem Verhältnis stehen die Bedürfnisse gesehen werden zu wollen und nicht gesehen werden zu wollen?

Out of frame
Bild: kfw (Ausschnitt Arbeitshilfe)

Das „Ich“ außerhalb des Rahmens

Aus dem zuvor beschriebenen Wunsch nach Darstellung und Beachtung ergibt sich die Frage, was mit dem passiert, was nicht abgebildet ist, sich somit außerhalb des Rahmens bzw. „out of frame“ befindet? Was auf einem Bild nicht gemalt oder im Film nicht gezeigt wird, scheint für die Betrachter nicht vorhanden zu sein und es fällt schwer(er) daran zu glauben. Das betrifft viele Bereiche unseres Daseins wie etwa die Religion oder auch die Kunst. Doch gerade die Tatsache, dass etwas nicht gezeigt wird, kann Spannung erzeugen – und provoziert gleichzeitig die Frage, warum das so ist. Denn auch das Weglassen von Informationen betrifft nicht nur Aspekte der Aufmerksamkeitslenkung, sondern kann auch zur (bewussten) Manipulation oder gezielten Falschinformation führen.

Das „Ich“ außerhalb des Rahmens hat auch aus der Sicht junger Menschen eine wichtige lebensweltnahe Bedeutung: Während des Jugendalters findet ein Ablösungsprozess weg vom Elternhaus, hin zu Gleichaltrigen statt. Die sogenannten „Peers“ fungieren als ebenbürtige „Andere“, die neue Werthorizonte eröffnen, sowie eine andere Form des emotionalen Rückhalts. Neben der Selbsterprobung in Hinblick auf neue Wertvorstellungen und Konfliktlösestrategien ist es besonders wichtig, von Gleichaltrigen Bestätigung und Anerkennung zu bekommen. Die Selbstverortungen in und außerhalb von Gruppen sind identitätsbildend. Somit ist die Jugendphase geprägt nicht nur von körperlichen, sondern eben auch emotionalen Veränderungen, welche das Selbst- und Weltverhältnis betreffen. Diese Erfahrungen der Zugehörigkeit oder der Nicht-Zugehörigkeit beeinflussen das rahmengebende Ich und sorgen dafür, dass die eigene Entwicklung reflektiert und anders gedeutet werden kann. So gehört das Anderssein also in normale Zugehörigkeits- und Abgrenzungsprozesse, wodurch es vielleicht gar nicht so schlimm ist auch mal „aus dem Rahmen zu fallen“.

 

Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen

In dem Film „[Out of Fra]me“ wird deutlich, dass es um die Bedeutung hinter den filmischen Mitteln geht. Die Hauptperson Paul verschwindet zunächst aus dem Bild und rückt am Ende langsam wieder hinein. Er findet Menschen in einer ähnlichen Situation, Unterstützung und sogar die Liebe. Begriffe wie „Rahmen“ oder „Untertitel“ werden wörtlich genommen, und so ist Paul anders als die anderen, weil er tatsächlich nie zentral im Bildausschnitt zu sehen ist. Der Leiter der Selbsthilfegruppe bekommt permanent Untertitel eingeblendet, die nicht nur ausdrücken, was er sagt, sondern auch, was er denkt. Durch diese unfreiwillige Offenbarung – frei nach Schulz von Thun – des Gruppenleiters oder die unfreiwillige Ausblendung Pauls wird deutlich, wie sich das auf die Personen und ihr Selbstverständnis auswirkt. Somit gibt es mehrere Ebenen im Film, die besprochen werden können.

Es bietet sich an, auf einer technischen Ebene zu bleiben und über das Handwerkszeug des Filmens zu sprechen. Anders interessant ist dabei die Wirkung von Schnitten, Filmmusik, Besetzung und vielem mehr. Doch neben der Wirkung von Filmvokabular ist vor allem das relevant, was hinter dem scheinbaren Fokus steht. Es geht um einen einsamen Jungen, der anders ist und sich ungesehen fühlt. Er trifft auf andere, die ebenfalls anders sind. In einer Selbsthilfegruppe sind sie füreinander da und zeigen Bewusstsein und Verständnis für die Eigenheiten der anderen Gruppenteilnehmer:innen. Mit dem Gefühl der Unbedeutsamkeit geht auch Einsamkeit einher. Im richtigen Umfeld finden Probleme Verständnis und sorgen für Zusammenhalt. Gerade in einer Phase des Lebens, die von Veränderung und Unsicherheiten geprägt ist, kann dieser Film Identifikationspotenzial und Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Im Hinblick auf Zeiten von Corona oder auf (psychische) Krankheiten bietet „[Out of Fra]me“ eine abstrahierte Sprache an, um über das Gleiche zu sprechen.

Das filmische Handwerkzeug

Im Film „[Out of Fra]me“ spielen nicht nur Einsamkeit und Anderssein eine Rolle. Zentrales Element sind die filmtechnischen Metaphern. Neben der Hauptperson, die nie im Zentrum der filmischen Perspektive zu stehen scheint, gibt es viele weitere Personen in der Selbsthilfegruppe „Outtakes“, mit vermeintlichen Filmfehlern. Dies scheint eine Metapher für die eigentlichen Widrigkeiten zu sein, denen sich die Personen stellen müssen. Die filmischen Mittel und ihre Deutungsperspektiven werden bereits während des Films recht offensichtlich. So wird durch die Vorstellung der einzelnen Teilnehmer:innen in der Selbsthilfegruppe beispielsweise Günther als Fehlbesetzung vorgestellt, der von einer Frau gespielt wird. Doch steckt noch viel mehr hinter diesen filmischen Stilmitteln. Seien es Hinweise auf Stigmatisierungen oder Diskriminierungen: Die im Film verwendeten Metaphern weisen auf gesellschaftliche Probleme hin. Gerade damit gibt es Anknüpfungspunkte für die (medien-)pädagogische Arbeit mit allen Altersklassen. Weitere Ansatzpunkte neben der offensiven Verwendung des Filmvokabulars, bieten  die Schnitte, die als Zäsur verstanden werden können.

Zum Einsatz in der Arbeit mit Erwachsenen, Senior:innen und Pädagog:innen

Die spielerische Darstellung der Eigenheiten der „Outtakes“ im Film weist über diesen hinaus und auf eine Reihe von Bezügen zu unserer Realität hin. So gibt es zahlreiche Personen(-gruppen) , die in der Gesellschaft weniger gehört werden, deren Situation gelegentlich aus dem politischen oder gesellschaftlichen Blick gerät oder die bei Entscheidungsprozessen nicht ausreichend berücksichtigt werden. An dieser Stelle zu nennen sind vor allem geflüchtete bzw. sich auf der Flucht befindende Menschen, Suchterkrankte oder von Obdachlosigkeit betroffene Personen, Menschen mit Beeinträchtigungen, (ehemalige) Strafgefangene, psychisch kranke Menschen, oft auch altersdiskriminierte Kinder, Jugendliche oder alte Menschen. Dabei gelten solche Gruppen aus sich heraus als vulnerabel und besonders schutzbedürftig, weil sie teilweise marginalisiert sind und/oder unter prekären Lebensbedingungen leben. Die Corona-Krise zeigt uns als Gesellschaft an vielen Stellen, dass diese und weitere soziale Gruppen noch  mehr als sonst aus dem öffentlichen Blick geraten. Folglich spricht der Film aktuelle und gesellschaftlich relevantes Themen an.

„Anders“ wahrnehmen und akzeptieren

Zum ersten Mal begegnet Paul während seiner Arbeit einem Menschen, der ähnliche Probleme hat. Ein Mann namens Hans Friedemann versucht dort, auf einen Produktfehler hinzuweisen. Dieser spricht „asynchron“, das heißt seine Lippen bewegen sich, doch seine Worte sind erst zeitversetzt zu hören und wirkt dadurch ganz anders. Pauls Kolleg:innen lachen den Mann aus, ohne auf seine Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Als Paul sich für das Verhalten seiner Kolleg:innen entschuldigt, hört er das erste Mal von der Selbsthilfegruppe „Outtakes“. Doch das ist nur eine von vielen Szenen, in der sich Anknüpfungspunkte für die Thematisierung von Vielfalt finden lassen. Die Themen Diversität, Vielfalt, Unterschiedlichkeit bzw. Heterogenität etc. sind mit Blick auf das Reformvorhaben „Inklusion“ nicht weniger aktuell und wichtig.

Im Sinne einer inklusiven Grundhaltung sind diese Verschiedenheiten (auch und gerade von Personen) anzuerkennen. Diese  wertschätzende Grundhaltung trifft sich mit einer christlichen Grundüberzeugung: Jeder Mensch ist gut, so wie er ist, weil er einzigartig ist. Wenn alle Menschen, ganz egal woher sie kommen oder wie anders sie aussehen, ganz selbstverständlich zusammenleben, lernen, arbeiten und wohnen, dann ist Inklusion gelungen. Dieses Ziel gesellschaftlichen Zusammenlebens bildet zugleich ein jedem Individuum ausdrücklich zugestandenes Recht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert ist. So lautet der zentrale Grundsatz der Konvention (UN-BRK) „Nichts über uns ohne uns!“.[1]

Inklusive Medienbildung

Dass die filmtechnischen Besonderheiten der Teilnehmer:innen der Selbsthilfegruppe für Beeinträchtigungen stehen können wird recht schnell deutlich. An Schlüsselszenen wie der ersten Begegnung von Paul und Hans lassen sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Übertragungslinien für die Arbeit mit Erwachsenen festmachen. Grundsätzlich ist es wichtig, Erwachsene genauso wie Heranwachsende für die Unterschiedlichkeit eines jeden Menschen zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, diese als normal und gegeben anzuerkennen. Das hat nicht nur im direkten Zusammenleben mit anderen Menschen eine Bedeutung, sondern ebenso auf politischer Ebene. Für eine auf demokratischen Werten wie Anerkennung, Partizipation, Kooperation, Fairness und Gewaltverzicht basierende Sozialisation, ist eine Auseinandersetzung mit Inklusion unverzichtbar.

Inklusive Bildung hat jedoch auch in einer stark mediatisierten Welt eine zentrale Aufgabe. Wie werden durch Medien Barrieren geschaffen und Ungleichheiten (re-)produziert? Wie und wodurch können Medien Teilhabe ermöglichen? So können digitale Medien  helfen, Ungleichheiten zu reduzieren bzw. zu kompensieren, wenn z.B. Text in Sprache umgewandelt oder auch in eine andere Sprache (Fremdsprache) übersetzt werden kann. Darüber hinaus bietet sich auch eine Diskussion mit pädagogischen Fachkräften, Multiplikator:innen o. Ä. darüber an, in welchen Bereichen und mit welcher Ausrichtung inklusive Medienbildung nötig ist, um Ungleichheiten oder Exklusion zu minimieren bzw. abzubauen und eine umfassende gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen zu fördern.

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit

Out of Frame

Die Gruppe bekommt zur Aufgabe, sich über den Filmtitel [Out of Fra]me zu unterhalten und ihn zu analysieren. Was könnte mit dem Titel gemeint sein? Welche Aussage steckt dahinter? Was bedeutet er ins Deutsche übersetzt? Lässt sich auf den zweiten Blick ein Sprachspiel erkennen, welches sich durch Präsenz und Anordnung der eckigen Klammern ergibt? Finden die Teilnehmenden den Titel gelungen, ansprechend, zu langweilig, verkopft etc. Gibt es ggf. andere Ideen oder Vorschläge? Falls ja, welche? Die jeweiligen Überlegungen der Teilnehmer:innen werden mit einem geeigneten Tool (Etherpad o.Ä.) gesammelt und anschließend näher erörtert.

Wer zeigt es anders?

Viele alltägliche Personen, aber auch Stars und Influencer:innen zeigen Alternativen zu Diskriminierung und gesellschaftlicher Isolation auf. Es ist wichtig, dass Menschen Vorbilder haben, die ihnen Alternativen und Handlungsperspektiven aufzeigen. Louisa Dellert macht aufmerksam auf Sexismus, Gewalt und Hass im Internet, aber auch auf Feminismus und Nachhaltigkeit. Joko und Klaas machen das anders, sie nutzen ihre Sendezeit für Comedy, aber auch um sichtbar zu machen, wie sehr die Pflege in der Coronapandemie an ihre Grenzen gelangt und unter welchen Bedingungen Geflüchtete leben müssen. Immer informativ und divers ist beispielsweise das Webvideoformat „say my name“ der Bundeszentrale für politische Bildung.

In Einzel- oder Gruppenarbeit können Vorbilder und Konzepte gesammelt und vorgestellt werden, die zeigen, wie eine andere Betrachtungsweise auf das Anderssein möglich wird. Dafür eignen sich beispielsweise Plakate, Powerpoint-Präsentationen oder Prezis. Wie sieht die mediale Darstellung von psychischen Krankheiten aus? Welche Rolle spielt das Thema für mich oder gesellschaftlich während der Coronapandemie? Welche Position nimmt Einsamkeit in Social Media oder im Klassenverband ein? Wie präsent sind Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien?

Corona: Sehen und gesehen werden

Sei es im Bildungskontext oder in der Freizeit, in Zeiten von Corona finden fast alle (medien-) pädagogischen Angebote über das Internet im Videoformat statt. In (hybriden) digitalen Formaten der Jugendarbeit oder Erwachsenenbildung braucht es also ein neues Miteinander und neue Konzepte, um Lerninhalte dauerhaft zu vermitteln oder nachzuholen. Ohne gemeinsame Präsenz in Bildungsveranstaltungen, ohne soziale Kontakte bis hin zu Sportvereinen fehlen wichtige Anregungen in der Sozialisation.

Damit trotzdem die Gemeinschaft möglich ist, sind kreative Konzepte gefragt. Um passende Formate zu finden, sollten sich sowohl Gestalter:innen, als auch Teilnehmer:innen digitaler Angebote mit den Prozessen identifizieren können. In Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit können kreative Ideen gesammelt werden für das jeweilige Format, seien es Gesprächsregeln, Formen der Interaktion und Dokumentation oder Pausenregelungen. Multiplikator:innen und Adressat:innen (medien-)pädagogischer Konzepte profitieren hier von der gemeinsamen Ideenentwicklung. Wie können Menschen in Zeiten von Corona oder in zukünftigen ähnlichen Situationen füreinander da sein? Welche Formate braucht es? Wie trifft es mich, wie trifft es vielleicht andere? Welche Sprache, Orte und Formaten braucht es für diese mediale Form der Sozialität?

Filmische Mittel erleben und anwenden mit „TopShot“

Mithilfe der Anwendung (App) „TopShot“ können die Teilnehmer:innen filmische Gestaltungsmittel kennenlernen und selbst erleben, wie Schnitt, Perspektive, Ton etc. die Wirkung von Filmbildern verändern können. Die Anwendung ist für Lehrkräfte und Schüler:innen konzipiert und bietet eine bedienfreundliche Oberfläche. Der Einsatz bietet sich aber auch für eine erwachsene Zielgruppe an. Die Nutzer:innen können mithilfe der App interaktiv in vorgefertigte Filmclips eingreifen. TopShot möchte auf die diese Weise filmtechnische Mittel für (junge) Menschen einfach erfahrbar machen. Ein Klick auf den Infobutton erläutert dann kurz und knapp filmische Grundbegriffe und erklärt beispielsweise die erzielte filmische Wirkung.

Die Teilnehmer:innen können, sobald sie sich mit der App vertraut gemacht haben, Szenen aus dem Film „[Out of Fra]me“ nachstellen bzw. -spielen. Dabei können sie die Wirkungsweise dieser filmischen Mittel überprüfen und feststellen, wie das Gesagte besonders unterstrichen oder gar kontrastiert werden kann. Die Überlegungen und Ergebnisse können stichpunktartig festgehalten und gegenseitig vorgestellt werden.

Passende Materialien zum Film:

Weitere Materialien und Anregungen zu den filmischen Themen finden sich ebenfalls in unserer Materialdatenbank mekomat.de, z.B. die Veröffentlichungen „Das Erste Mal – der inklusive Begegnungsfilm“, „Jugendliche sicher in Social Media?“, „Ratgeber Cyber-Mobbing“, „Gemeinsam gegen Hass und Fake im Netz“, „Selfies, Sexting, Selbstdarstellung“ oder „WIR – Werte, Identitäten und Respekt im Netz Kritzelheft“. Interessante und geeignete Beiträge sind ebenfalls die bereits veröffentlichten Filmtipps: „So wie du mich willst“, „Selbstoptimierung“ oder „Nothing Happens“.

Für wen?

Lehrer:innen, Senior:innen, Eltern, Kinder und Jugendliche ab 14 Jahren

Bezugsmöglichkeiten

Ein Direktbezug des Films ist über den filmwerk.de zu finden. Hier sind ebenfalls einige unterstützende Arbeitshilfen verfügbar.

Fazit

[Out of Fra]me wirkt im ersten Moment wie ein relativ schlicht gehaltener Kurzfilm. Doch hinter der zweifelsohne durchdachten und teilweise auch doppelbödigen ironischen Darstellung der einzelnen „Ticks“ und Probleme der Personen stecken spannende und in hohem Maße aktuelle und gesellschaftsrelevante Themen. So bietet der Film beispielsweise Einsatzmöglichkeit im Bereich (medien-)pädagogischen Arbeit z.B. zu den Themen inklusive Medienbildung, Demokratie- und Wertebildung, Diversität und Vielfalt oder (Cyber-)Mobbing und Ausgrenzung. Dabei bietet er sich aufgrund seiner Länge von 18 Minuten hervorragend für den Einsatz in schulischen sowie außerschulischen Kontexten an.

[1] An dieser Stelle möchten wir auch auf unseren Artikel „Medienbildung und Inklusion“ verweisen, der anlässlich des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 05. Mai 2021 erschienen ist.

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