Big Data

Big Data Eine Produktion von Megaherz im Auftrag des Bayrischen Rundfunks. Franz X. Gernstl, Fidelis Mager (Produzenten)
Bild: FWU

Worum geht’s?

Eckdaten des Films:

Eine Produktion von Megaherz im Auftrag des Bayrischen Rundfunks. Franz X. Gernstl, Fidelis Mager

Länge: 19 Minuten

Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2018, Deutschland

empfohlen ab 14 Jahren, Lehrprogramm

Schuljahre: Sekundarstufe I: ab Klasse 8 und Sek. II

Die Bezeichnung Big Data ist seit einigen Jahren in aller Munde, denn sie bezeichnet neben Algorithmizität und der sogenannten künstlichen Intelligenz den dritten große Baustein von Digitalisierung. Die Dokumentation erklärt, was man unter Big Data versteht und zeigt anhand von vier Beispielen, wo Datenmengen anfallen, wie sie erfasst, gespeichert und ausgewertet werden, wo Chancen und Risiken liegen und wie jeder von uns ein bewussterer Datenerzeuger sein kann. Dabei werden folgende Gruppen in den Fokus gerückt: Datenwissenschaftler, Datennutzer, Datenerzeuger und Datenjournalisten. (vgl. FWU)

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Big Data
  • Internet
  • Social Media
  • Politische Bildung
  • Algorithmen
  • Vernetzung
  • Datensicherheit

Big Data als natürlicher Feind des Datenschutzes?

Big Data ist eines der großen Schlagwörter unserer Zeit. Der aus dem Englischen stammende Sammelbegriff bezieht sich auf die völlig neuen Dimensionen der digitalen Kommunikation und Datenverarbeitung. Zu Zeiten von „Small Data“ haben Menschen verschiedene Fragestellungen formuliert und zu ihrer Klärung zum Beispiel Daten in Form einer Umfrage o. ä. gesammelt. Big Data kehrt diese Logik um: Auf der Basis gigantischer Datenmengen, die heute im Bereich von Petabytes oder Exabytes liegen, wird mittels mathematischer Verfahren nach Zusammenhängen in Datensätzen gesucht. Dabei handelt es sich um eine Art „Datenwust“, also um unstrukturierte Daten aus unterschiedlichsten Quellen, welche erst einmal pauschal und ohne Anlass, also auf Vorrat gesammelt und gespeichert werden. Big Data kann daher als natürlicher Feind des Datenschutzes gelten.

Über eine entsprechende Auswertung und Analyse dieser Datenmengen und die Kombination von Daten aus verschiedenen Quellen können weitreichende Schlussfolgerungen gezogen werden. Egal, ob der Zusammenhang zwischen dem aktuellen Wetter und Kaufgewohnheiten oder zwischen der Wohngegend und der Häufigkeit von Kriminaldelikten: Überall können sich für verschiedene Zielgruppen interessante Zusammenhänge verbergen – für Werbeindustrie, Geheimdienste und Polizeibehörden oder Wissenschaft und Forschung. Die Frage nach dem Warum verliert dabei an Bedeutung; was zählt, ist der statistische Zusammenhang zwischen verschiedenen Phänomenen.

Die Vorteile von Big Data

Auch wenn die Meinungen zu Big Data unterschiedlicher nicht sein könnten, die Vorteile liegen auf der Hand: Entscheidungsfindung, Steigerung der Effizienz oder ungeahnte Chancen und Möglichkeiten im Bereich von Forschung und Entwicklung. Ein besonders großer Pluspunkt ist aber die Transparenz. Dank neuer Analyseverfahren lassen sich binnen Bruchteilen einer Sekunde relevante Informationen aus dem Wust an Daten, welche es im Internet gibt, herausfiltern.

Marketing-ExpertInnen sehen in Big Data außerdem die Möglichkeit der Generierung einer Kundenindividualität: Informationen und Angebote können dank immer mehr und immer genauer ausgewerteter Daten auf einzelne Menschen zugeschnitten werden. Bestes Beispiel hierfür sind etwa die US-amerikanischen Streamingdienste Netflix und Amazon Prime Video. Auf der Basis der bereits geschauten Serien und Filme werden den NutzerInnen ähnliche Inhalte empfohlen. Dies soll einen personalisierten, bequemen Service bieten. Ähnlich verhält es sich auch im Bereich der Algorithmen für Werbeanzeigen. Aber auch in der Medizin und Forschung ist es möglich, sogenannte Nutzerprofile bzw. Risikogruppen zu erstellen, die PatientInnen spezielle, auf sie abgestimmte Behandlungen und Medikamente vorschlagen.

Die Schattenseiten von Big Data

Neben all den positiven Aspekten gibt es zu Recht auch kritische Stimmen. Der größte Kritikpunkt besteht im Eingriff in die Privatsphäre der Menschen: Durch die hohe Nachvollziehbarkeit im Netz ist es für Unternehmen, AnalytikerInnen oder HackerInnen möglich, durch die Nutzung und Analyse der Daten grundlegende Einblicke über Gewohnheiten, Lebensentscheidungen und sogar charakterliche Züge der NutzerInnen zu gewinnen. Denn während wir uns durch das World Wide Web bewegen, hinterlassen wir unbemerkt und unaufhaltsam eine Spur von Daten. Datenpakete wie Cookies sind ein Beispiel für jene technischen Hilfsmittel, welche unsere Bewegungen im Netz aufzeichnen. Welche Seiten wir besuchen und in welcher Reihenfolge oder auch welche Produkte wir ansehen, wird hier gespeichert. Am Ende einer jeden Spur stehen jedoch wir, die Person, die das Netz nutzt.

ExpertInnen des Weltwirtschaftsforums in Davos haben 2011 personenbezogene Daten als „das Öl von heute“ bezeichnet (Steffan Heuer/Pernille Tranberg (2013): Mich kriegt ihr nicht! Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung. Hamburg: Murmann, S. 26). Im digitalen Zeitalter werden „alle Daten als wertvoll betrachtet […], und zwar aus sich selbst heraus“ (ebd., S. 127). Personenbezogene Daten sind so zum Kerngeschäft vieler Unternehmen geworden.

In Verbindung mit der Nachvollziehbarkeit stellt auch die Missachtung des Datenschutzes ein großes Risiko da. Durch die Entschlüsselung und Analyse der Spuren im Netz kann der Mensch mit Daten in Verbindung gebracht werden. Um die Sicherheit und Anonymität der BürgerInnen zu gewährleisten, müssen die Daten der Menschen einerseits geschützt, jedoch für die jeweiligen NutzerInnen zugänglich, aufbewahrt werden. Die vor zwei Jahren in Kraft getretene europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) sowie das daran angelehnte Kirchliche Datenschutzgesetz (KDG) der Katholischen Kirche bzw. das Datenschutzgesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland (DSG-EKD) haben diesbezüglich neue Vorgaben geschaffen.

Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen

Für den Einsatz mit einer jugendlichen Zielgruppe sollten die PädagogInnen die oben genannten Vor- und Nachteile von Big Data gemeinsam besprechen. Dies kann zum Beispiel im Nachgang zur Sichtung des Films geschehen. Ebenfalls bietet es sich an, nach jeder der fünf Filmsequenzen zu pausieren und das jeweilige Kapitel resümierend zu betrachten. Dabei handelt es sich um die fünf Kapitel:

  1. Digitale Spuren (00:40 min),
  2. Big Data und der Sport (03:40 min),
  3. Gesundheitsdaten (05:10 min),
  4. Verkehrsdaten (04:50 min) und als letztes
  5. Datenjournalismus (03:10 min).

Impulsfragen können dabei sein: Welche Kompromisse müssen wir bei der Verwendung von Big Data bzw. der Nutzung des Internets eingehen? Und welche Risiken kann das für uns haben? Ebenfalls kann für Jugendliche die Frage interessant sein, inwiefern es für sie als (künftige) ArbeitnehmerInnen von Bedeutung ist, dass so viele Daten immer und überall gesammelt werden. Welche Vor- und Nachteile bringt dies mit sich? Wo ergeben sich Chancen und Risiken auf Seiten von Privatpersonen? Wo sind diese auf Unternehmensseite zu verorten?

Natürlich ist es auch wichtig, das eigene Mediennutzungsverhalten in den Blick zu nehmen. Schließlich spielen die Themen Privatsphäre und Datenschutz speziell in den bei Jugendlichen sehr beliebten sozialen Netzwerken eine große Rolle. Diesbezüglich kann geschaut werden, welche Inhalte (Bilder, Posts etc.) man besser nicht postet, weil damit evtl. unangenehme Konsequenzen z.B. beim Bewerbungsgespräch verbunden sein können. Ein prominentes Beispiel hierfür ist etwa die Kampagne #deinkindauchnicht. Ebenfalls kann gemeinsam überlegt werden, welche Einstellungen in Bezug auf Privatsphäre zum Beispiel im Social Web oder mit Blick auf Cookies bei Webseiten sinnvoll sind. Hilfreiche kurze Listen dazu finden sich bei vielen Anbietern, u.a. als kostenfreies Booklet vom Heise-Verlag.

Zum Einsatz in der Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen

Das vorliegende Thema ist nicht bloß für eine jüngere Zielgruppe interessant. Auch Erwachsene bewegen sich im Netz nicht spurlos. Diesbezüglich kennt das Internet keine Altersgrenze; weshalb das Thema Big Data auch für eine ältere Zielgruppe interessant und geeignet ist. Allerdings ist das Mediennutzungsverhalten von Erwachsenen im Vergleich zu Heranwachsenden ein anderes. Die jugendliche Lebenswelt ist zu großen Teilen mit den digitalen Angeboten verwoben, teilweise sogar stark in die digitalen Räume verlagert. Wie die JIM-Studie 2019 (S. 12) zeigt, haben die Smartphone- (92 %), Internet- (89 %) und Musiknutzung (77 %) den größten Stellenwert im Medienalltag 12- bis 19-Jähriger. Während Jugendliche das Internet und dessen Angebote in erster Linie zur Kommunikation mit Gleichaltrigen (Peers), Unterhaltung (Musik, Videos, Bilder) und für (Online-)Spiele nutzen, verwenden es Erwachsene häufiger zur Informationssuche und Finanzangelegenheiten (Online-Banking, -Shopping).

Bei Erwachsenen stecken dann in der Regel andere Interessen seitens der Unternehmen dahinter, die die Datenpakete kaufen und analysieren. Das Ziel muss es sein, Heranwachsende und junge Menschen dafür zu sensibilisieren, wie ein verantwortungsvoller und auch reflektierter Umgang im Netz aussehen kann. Dabei sollten Erwachsene sich stets ihrer Rolle als Vorbild bewusst werden und entsprechend in der Lage sein, Jüngeren bei Fragen und Anliegen unterstützend zur Seite stehen zu können.

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit

Poster-Time

Die Zielgruppe teilt sich in zwei Hälften (klassisch: Pro und Contra). Dabei bekommt die eine Gruppe den Auftrag, sich über die Chancen von Big Data zu unterhalten und die zentralen Punkte dabei herauszuarbeiten. Die zweite Gruppe befasst sich hingegen mit den Risiken und Kritikpunkten von Big Data. Beide Parteien stellen sich die Ergebnisse gegenseitig vor und entwerfen ein gemeinsames Plakat, welches im Gruppenraum ausgehängt werden kann. So ist das Thema des Films für alle zentral und auf einen Blick längerfristig aufgearbeitet.

Der gläserne Mensch

Die Teilnehmenden bekommen zur Aufgabe, das Lied „Der gläserne Mensch“ von Udo Jürgens zu analysieren und zu interpretieren. Zum gemeinsamen Anhören des Liedes kann der ausgedruckte Liedtext helfen. Im Anschluss sollte über die Bedeutung, die Intention sowie Sinnhaftigkeit des Liedes gesprochen und diskutiert werden. Eine mögliche Impulsfrage könnte hierbei sein, wie „zerbrechlich“ das Bild ist, welches über eine Person in der Öffentlichkeit kursiert. Und wie kann es gelingen, die Vorteile der schönen neuen Netzwelt zu nutzen, ohne in die Datenfalle zu tappen?

Digtial Detox

Im Gespräch mit der Gesamtgruppe können hilfreiche Anregungen für einen bewussten Verzicht auf digitale Medien überlegt werden: Zu welchen Zeiten und an welchen Orten kann ich auf meine digitalen Begleiter verzichten? Was kann ich tun, um nicht immer wieder unterbrochen zu werden (z.B. Benachrichtigungen abschalten)? Welche Einstellungsmöglichkeiten z.B. zu Zeitlimits für die Nutzung des Smartphones bieten mir Apps bzw. das Betriebssystem meines Smartphones? Kann ich Ortungsdienste (GPS) oder andere Funktionen bei Nichtbenutzung ausschalten, um das Smartphone datenschutzfreundlicher auszurichten? Wer hat schon praktische Erfahrungen mit entsprechenden Angeboten gesammelt? u.v.m.

Passende Materialien

Weitere Materialien und Anregungen zum Thema finden sich ebenfalls in unserer Materialdatenbank mekomat.de, z.B. die Veröffentlichungen „Big Data“, „Digitale Bildung: Big Data und politische Bildung“, „Datensatz – Datenschatz?“ oder „Schutz der Privatsphäre im Internet“.

Für wen?

LehrerInnen, SeniorInnen, Eltern, Jugendliche ab 14 Jahren

Bezugsmöglichkeiten:

Ein Direktbezug der DVD mit Vorführrecht ist unter oekumenischer-medienladen.de möglich.

Fazit

Der Film Big Data punktet vor allem durch seine vielfältigen Möglichkeiten für den Einsatz in der medienpädagogischen Praxis und durch seine Länge von lediglich 19 Minuten. Außerdem ist er durch die verschiedenen Unterkapitel Digitale Spuren, Big Data und der Sport, Gesundheitsdaten, Verkehrsdaten sowie Datenjournalismus gut strukturiert und bietet nach jeder Sequenz die Möglichkeit eines thematischen Einstieges bzw. einer Zusammenfassung. Big Data ist aus unserer heutigen Sicht nicht mehr wegzudenken. Die (technischen) Entwicklungen insbesondere seit den letzten 10 bis 15 Jahren haben hier völlig neue Grundlagen, Chancen und Möglichkeiten geschaffen. Big Data bringt dabei nicht nur positive Aspekte mit sich. Wie aufgezeigt ist es bei der Behandlung des Films wichtig, beide Seiten jeweils kritisch und reflexiv zu erörtern und stets das eigene Mediennutzungsverhalten wie auch die eigene Haltung zu hinterfragen.

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