KIM-Studie 2020: Kindheit, Internet, Medien

KIM-Studie 2020 - Mädchen am Computer
Foto: Bermix Studio – unsplash.com (CC0)

Vor wenigen Tagen ist die Studie Kindheit, Internet, Medien 2020 – kurz: KIM-Studie – erschienen. Sie liefert als repräsentative Basisuntersuchung Informationen zum Medienumgang von 6- bis 13-Jährigen. Die Ergebnisse bestätigen größtenteils die Befunde der JIM-Studie aus dem ersten Corona-Jahr: Auch für Kinder bekamen Digitalisierung, Mediennutzung und Medienkonsum eine noch höhere Bedeutung durch die Pandemie. Dabei war „Corona“ auch für die Kinder ein Thema: Zwei Drittel der Kinder bestätigen, dass zu Hause oft über Corona gesprochen werde. 37 Prozent der Kinder machen sich generell Sorgen über die Corona-Situation, 12 Prozent sorgten sich sehr. Die ungewöhnlichen Rahmenbedingungen sorgen auch für familiäre Spannungen, mehr als jedes vierte Kind (27 %) bestätigt, dass es während der Corona-Zeit mehr Streit und Diskussionen als üblich gab.

Während die Medienausstattung der Haushalte, in denen Kinder leben, im Befragungszeitraum deutlich zugenommen hat, besitzen die Kinder selbst nach Aussagen der Haupterziehenden noch ein vergleichsweise überschaubares Repertoire an Geräten. Am weitesten verbreitet sind Mobiltelefone, über welche die Hälfte der Kinder verfügt. Bei 41 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen findet sich eine Spielekonsole im Kinderzimmer, 38 Prozent besitzen einen CD-Player und etwa ein Drittel haben einen eigenen Fernseher (34 %). Insgesamt betrachtet gibt es im Vergleich zu 2018 nur wenig Veränderungen im Gerätebesitz der Kinder selbst.

Mediennutzung 2020

Die wichtigste Freizeitbeschäftigung von Kindern ist nach wie vor Fernsehen – noch vor Hausaufgaben und Freunde treffen. 70 Prozent sehen täglich fern, weitere 24 Prozent mehrmals pro Woche. Dabei dient Fernsehen auch der Wissensvermittlung, die Hälfte der Sechs- bis 13-Jährigen sehen sich Wissensformate an, 27 Prozent Nachrichtensendungen. Neben dem linearen Fernsehen spielt die Nutzung von Streaming-Diensten eine immer wichtigere Rolle. Denn die Verfügbarkeit von Streaming-Diensten in den Haushalten ist deutlich angestiegen. Inzwischen haben 44 % der Haushalte mit Kindern ein entsprechendes Abo. Die erstmals erhobene Nutzungsdauer zeigt mit durchschnittlich 24 Minuten, dass Netflix & Co. einen klaren Platz im Medienalltag von Kindern erobert haben.

 

KIM-Studie 2020 Mediennutzung alleine
Mediennutzung 2020: Mache ich eher alleine …
Quelle: KIM 2020, Angaben in Prozent, Basis: alle Kinder, n=1.216

Mit zunehmendem Alter ändert sich das Freizeitverhalten und damit auch die Mediennutzung der Kinder. So nimmt in der jüngsten Altersgruppe der Sechs- bis Siebenjährigen das Spielen (drinnen
und draußen) noch einen prominenten Platz ein, während bei den Zwölf- bis 13-Jährigen Hausaufgaben und Lernzeiten an Bedeutung gewinnen. Auch spielen nur 36 Prozent der Jüngsten regelmäßig Computerspiele; bei den ältesten Kindern dagegen 75 Prozent. Bei der Häufigkeit der Smartphone-Nutzung sind die Unterschiede zwischen den Sechs- bis Siebenjährigen (27 Prozent) und den Zwölf- bis 13-Jährigen (96 Prozent) noch weit deutlicher. Für Kinder in dieser Altersgruppe ist das Smartphone zum selbstverständlichen Alltagsbegleiter geworden.

Internetnutzung steigt mit Alter der Kinder

71 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen das Internet, wobei die Nutzung eindeutig mit dem Alter zunimmt. Gefragt nach den Tätigkeiten im Internet, werden insbesondere WhatsApp, Suchmaschinen, Filme/Videos und YouTube am häufigsten genutzt. Überraschenderweise hat sich die tägliche Internetnutzungszeit „trotz Corona“ nicht wesentlich verändert; sie liegt bei den Sechs- bis 13-Jährigen durchschnittlich bei einer Dreiviertelstunde (46 Minuten). Insgesamt zeigt die KIM-Studie 2020 eine hohe Stabilität im Mediennutzungsverhalten der Sechs- bis 13-Jährigen.

Erstmals wurden im Rahmen der KIM-Studie 2020 Motive für die Nutzung von Instagram und TikTok erfragt. Bei beiden Plattformen steht der Spaß im Vordergrund (TikTok: 91 %, Instagram: 85 %). Der zweitwichtigste Grund: (Fast) Alle Freund:innen nutzen die jeweilige Plattform (TikTok: 75 %, Instagram: 74 %). Langeweile spielt sowohl bei Instagram (69 %), als auch bei TikTok (71 %) eine ähnliche Rolle. Allerdings wird Instagram im Vergleich zu TikTok eher genutzt, um mitzubekommen, was Prominente, Freund:innen und Bekannte machen und um eigene Beiträge zu posten.

Nutzung digitaler Medien und Schule

Zum Zeitpunkt der Befragung, im frühen Herbst 2020, waren die Kinder zum größten Teil wieder im Präsenzunterricht. Drei Viertel der Schüler:innen hatten aber bereits Erfahrungen mit Homeschooling gemacht. Dementsprechend steht fast die Hälfte der Suchanfragen bei Internetrecherchen von Kindern im schulischen Kontext. Im Übrigen drehen sich die Suchanfragen vor allem um Musik und Spiele. Jungen suchen sehr viel häufiger nach Informationen rund um Gaming und Sport, Mädchen werden sehr viel häufiger von Fragen zum Thema Mode und Beauty geleitet und zeigen insgesamt ein etwas breiter gefächertes Suchinteresse.

In der Schule selbst werden am ehesten stationäre Computer genutzt (25 %), gefolgt von Notebooks und Netbooks. Tablets (8 %) spielen dagegen in der Schule nur eine untergeordnete Rolle. Und auch Smartphones kommen nur bei 12 Prozent aller befragten Schüler:innen im Unterricht vor. Bei allen Geräten gibt es allerdings signifikante Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Die Nutzungswerte im Grundschulalter liegen überwiegend im einstelligen Prozentbereich.

KIM-Studie 2020: Downloads

Die KIM-Studie ist die „kleine Schwester“ der JIM-Studie, welche jährlich Mediennutzung und -aneignung der zwölf bis 19 Jahre alten Jugendlichen untersucht. Während die JIM-Studie jährlich erscheint, wird die KIM-Studie mittlerweile alle zwei Jahre veröffentlicht. Urheber der Studien ist der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs), ein Kooperationsprojekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk. Wie alle anderen Studien des mpfs steht auch die KIM-Studie 2020 als PDF zum Download zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es wie in den Vorjahren auch als Service für alle, die damit z.B. in medienpädagogischen Fortbildungen arbeiten wollen, die Grafiken aus der Broschüre als PDF oder Powerpoint-Datei ebenfalls zum Download.

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