miniKIM 2020: Streaming bei den Jüngsten

miniKIM Studie 2020 Titelbild (Ausschnitt)
miniKIM-Studie 2020 (Ausschnitt Titelbild; eigener Screenshot)

Neben der jährlich erscheinenden JIM-Studie und der alle zwei Jahre veröffentlichten KIM-Studie legt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) in unregelmäßigen Abständen auch eine miniKIM genannte Untersuchung vor. Die zuletzt 2014 erschienene Studie fragt nach dem Medienumgang 2- bis 5-jähriger Kinder in Deutschland.

Ende Oktober 2021 erschien nun zum dritten Mal eine miniKIM-Studie. Dazu wurden insgesamt 600 Haupterzieher:innen zum Medienverhalten ihrer Kinder online anhand eines strukturierten Fragebogens interviewt. Das heißt, die Studie spiegelt die Mediennutzung der Kinder aus der Perspektive der Eltern. Dies ist insofern unvermeidlich, als eine direkte quantitative Befragung der Zielgruppe methodisch schwierig wäre.

Wenig überraschend bildet die Beschäftigung mit Büchern die häufigste mediale Freizeitbeschäftigung der Kinder. 70 Prozent sehen sich täglich ein Buch an, 36 Minuten werden im Durchschnitt täglich für die Beschäftigung mit Büchern verwendet. Dementsprechend ist die Medienbindung bei Büchern in der Zielgruppe nach Einschätzung der Haupterziehenden auch am höchsten.

Dagegen verliert das lineare Fernsehen bei den Zwei- bis Fünfjährigen an Bedeutung. Die Kinder sehen durchschnittlich 21 Minuten pro Tag fern, mit 45 Prozent sieht knapp die Hälfte der Kinder zumindest einmal die Woche fern. Dabei schauen sich 46 Prozent bereits Sendungen über kostenpflichtige Streamingdienste wie Netflix an, 38 Prozent über kostenfreie Videoportale wie YouTube. Knapp ein Drittel der Kinder sieht mindestens wöchentlich Sendungen in Mediatheken, über Webseiten oder Apps der Sender. Auch die Lieblingssendungen der Kinder – auf Platz eins befindet sich hier „Paw Patrol“, gefolgt von „Peppa Wutz“ – werden von den Kleinen vorrangig über Mediatheken, Apps, Streaming-Dienste oder auf YouTube etc. angeschaut. Im Schnitt verbringen zwei- bis fünfjährige Kinder aktuell bereits genau so viel Zeit mit Streamingdiensten wie mit dem klassischen Fernsehen.

Medienimages – wie Eltern Medien sehen

miniKIM-Studie 2020: Aussagen der Haupterzieher:innen zur Medien
miniKIM-Studie 2020: Aussagen der Haupterzieher:innen zu Medien (Quelle: mpfs; eigener Screenshot)

Wie auch in zurückliegenden Studien (vgl. KIM-Studie 2018, S. 65) sehen die Haupterzieher:innen – laut miniKIM in der Mehrzahl Mütter (miniKIM 2020, S. 2) – vor allem digitale Medien kritisch. Dementsprechend sehen 91 Prozent der Befragten vor allem Gefahren im Internet; ebenso viele finden, dass Kinder nur mit installierten Schutzprogrammen surfen sollten. Allerdings kennen 44 Prozent der Haupterzieher:innen gar keine Filterprogramme (miniKIM 2020, S. 35). Letztlich könnte das auch daran liegen könnte, dass es derzeit nur ein einziges von der KJM anerkanntes Filterprogramm gibt, das seinerseits nicht unumstritten ist. Immerhin mehr als die Hälfte der Befragten stimmten allerdings auch der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass sie kein Filterprogramm benötigen, da ihre Kinder eh nicht das Internet alleine nutzen dürfen (ebd., S. 36). Dazu passt, dass gut die Hälfte der Befragten in Tablets eine Möglichkeit gemeinsamen spielerischen Lernens sehen („stimme eher zu“).

Mediennutzungs-Vorbilder – auch in Zeiten der Pandemie

Jedoch bestätigt auch die miniKIM-Studie 2020 einen Zusammenhang zwischen dem Mediennutzungsverhalten von Eltern und dem kompetenten Medienumgang der Kinder. Dabei ist (kritisch) festzustellen, dass ein Viertel der Haupterziehenden Informationen über das eigene Kind in sozialen Netzwerken postet. Allerdings sind diese meist nur für enge Kontakte sichtbar.
Immerhin 85 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Absprachen mit den Kindern zur Nutzung von Apps und Internet treffen (TV: 84 %; Computer/Laptop: 65 %, ebd.,  S.41). Dabei überwiegen Absprachen mit den Vier- und Fünfjährigen, die schon über ein stärker ausgeprägtes Regelbewusstsein verfügen.

Allerdings hatte die Corona-Pandemie durchaus Auswirkungen auf das Mediennutzungsverhalten der Kinder. „Gewinner“ ist dabei das Fernsehen: 80 Prozent der Kinder durften mehr fernsehen. Immerhin 30 Prozent durften Medien alleine nutzen, die sonst nur gemeinsam genutzt werden. Insofern u.a. die ARD-ZDF-Studie Massenkommunikation auch eine Zunahme der Mediennutzung von Erwachsenen während „Corona“ belegt, bilden Kinder also auch diesbezüglich das Verhalten von Eltern ab. Daher sollte die Vorbildfunktion nicht vergessen und für pädagogische Interventionen genutzt werden.

Eine kurze Vorstellung der mini-KIM-Studie und die Links zum Download finden Sie in unserer Materialdatenbank mekomat. Den seit Jahren bewährten Service für Vortragende bietet der mpfs auch diesmal wieder an: Neben der Studie selbst sind auch wieder sämtliche Grafiken als PDF-Dateien und als PowerPoint-Folien zum Download verfügbar.

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