Für Menschenwürde und Demokratie

Vier Personen auf Podium
Bild: AKSB

Interdisziplinärer Akademieabend der katholischen politischen Bildung mit herausragenden Expert*innen der Künstlichen Intelligenz und Ethik im Bonifatiushaus Fulda

Der gesellschaftliche Diskurs zur Digitalisierung changiert zwischen technologischen Zukunftsszenarien und ethischen Grundsatzfragen. Ein unauflösbarer Widerspruch? Dieser und weiterer Fragen zur gesellschaftlichen Aushandlung der Künstlichen Intelligenz und ihrer ethischen Implikationen widmete sich der Akademieabend „Maschine denkt. Maschine lenkt: Wo bleibt der Mensch? Wie Künstliche Intelligenz unsere Gesellschaft verändert“ am 23.05.2018 im Bonifatiushaus in Fulda.

„In den vergangenen 5 Jahren sind wir entscheidend weitergekommen“, betonte KI-Experte Dr. Damian Borth, Direktor des Kompetenzzentrums „Deep Learning“ des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Borth illustrierte die rasanten Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz und ihrer praktischen Anwendung im Alltag. Sprach- und Bilderkennung werden ebenso wie ihre Vernetzung in neuronalen Systemen bereits heute bei Übersetzungen, der Erkennung von Krankheitsmustern und den Sicherheitsbehörden eingesetzt.

Das selbstfahrende Auto als Zukunftsvision und gewachsene Autonomie? Der Avatar als neuer Lebensabschnittsbegleiter? In der Diskussion mit dem katholischen Moraltheologen Professor Dr. Franz-Josef Bormann, Mitglied des Deutschen Ethikrates, und der Medienethikerin Dr. Nina Köberer entwarf Borth ein differenziertes Bild: statt von künstlicher Intelligenz spreche man besser von maschineller Intelligenz. Hier knüpfte Franz-Josef Bormann an und hob die Würde des Menschen – auch oder gerade – im Kontext der digitalisierten Welt hervor; eine Dimension, die aktuell im Ethikrat mit Blick auf die Daten im Gesundheitswesen intensiv diskutiert wird. Bormann machte deutlich, dass es ein reflexives Selbstbewusstsein der Maschinen auch in ferner Zukunft nicht geben werde, maschinelles Erkennen und menschliches Verstehen seien fundamental zu unterscheiden. In den gegenwärtigen und zukünftigen Angeboten der Technik spiegle sich vielmehr das Selbstbild des modernen Menschen und seine Erwartungen an Machbarkeit und Begrenzungen wider. Die damit verbundenen Entfremdungsängste thematisierte auch die Medienethikerin Dr. Nina Köberer. Sie plädierte für eine stärkere Thematisierung dieser Fragestellungen in Schule und außerschulischer politischer Bildung. Dabei sollten weniger die zugespitzte Beschäftigung mit Dilemmata der Entscheidung, sondern vielmehr der alltägliche Umgang mit Daten wie auch die Schulung des Verantwortungsbewusstseins im Mittelpunkt des Bildungsprozesses stehen. Moderator Meinhard Schmidt-Degenhardt weitete den Blick und brachte aktuelle globale Entwicklungen wie etwa in China ins Spiel, wo staatlich gelenkte Datensammlung zur Überwachung und Verhaltenskontrolle eingesetzt werden.

Für Damian Borth stand außer Frage, dass man sich im Wettlauf der Märkte in Deutschland und Europa deutlicher, auch finanziell, positionieren müsse, um hier die Werte der Demokratie zu stärken. In der Zusammenarbeit mit Ethiker*innen und der Sozialwissenschaft müsse man die Sprache der jeweils anderen Disziplinen verstehen, um gemeinsam Problemlösungen produktiv anzugehen. Dass man diese Verantwortungsgemeinschaft gestalten kann und die Gesetzgebung wirksame Instrumente entwickelt hat und entwickeln wird, brachte die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD), u.a. Mitglied im Ausschuss für die Digitale Agenda, in die anschließende Diskussion mit ein.

Gruppe von Menschen
ReferentInnen und Veranstalter (v.l.n.r.): Dr. Karl Weber, Meinhardt Schmidt-Degenhart, Gunter Geiger, Dr. Damian Borth, Dr. Nina Köberer, Prof. Andreas Büsch, Prof. Dr. Franz-Josef Bormann, Winfried Engel (Bild: AKSB)

Aufklärung unter den Bedingungen der Digitalisierung – und damit der Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten digitalen Unmündigkeit? Meinhardt Schmidt-Degenharts Fazit der Tagung war die Aufforderung, sich diesen Zukunftsfragen offensiv zu stellen. Dieses Ergebnis begrüßte Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses und Vorstandsvorsitzender der AKSB, als Vertreter der Gastgeber mit Blick auf den Bildungsauftrag der beteiligten Organisationen ausdrücklich.

Der Akademieabend fand statt im Rahmen der Fachtagung „Digital 2020: Wer hat uns im Griff? Freiheit und Selbstbestimmung vs. Algorithmen und Künstliche Intelligenz“, veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft AKSB – Arbeitsgemeinschaft katholischsozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V., der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien – LPR Hessen, der KEB Hessen und dem Bonifatiushaus, Haus der Weiterbildung der Diözese Fulda.

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