Digitalisierung. Ohne uns?

Netzwerktreffen: Menschen in Seminarsituation
Foto: Clearingstelle Medienkompetenz

Erstes Netzwerktreffen zu Medien, Gesellschaft und katholischer Erwachsenenbildung

Fast 40 Teilnehmende trafen sich am Mittwoch, 6. Dezember 2017 an der Katholischen Hochschule in Mainz, um sich über Digitalisierung und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die katholische Erwachsenenbildung auszutauschen. Ziel war es, vorhandene Ansätze zu identifizieren und Akteure zu vernetzen und zu unterstützen, die zum Thema Digitalisierung bereits tätig sind.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der KEB Deutschland, Elisabeth Vanderheiden, führte Prof. Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz und Mitglied der Kommission Medien in das Fachgespräch ein, das letztlich auf ein Thesenpapier der Kommission Medien zurückgeht und dieses praktisch weiterführen solle. Die Herausforderungen für die Katholische Erwachsenenbildung durch die Digitalisierung sah er auf drei Ebenen: nach der organisationalen Herausforderung mit Umstellung auf digitale Arbeitsabläufe ab Mitte der achtziger folgte die didaktische Herausforderung, welche digitalen Formate, Geräte und Plattformen für ein zeitgemäßes Lernen sinnvoll sind. Die aktuelle Herausforderung besteht darin, digitale Medien und deren Nutzung an sich zu thematisieren und so zur Medienbildung beizutragen.

Dr. Doris Aschenbrenner, Informatikerin mit dem Schwerpunkt Robotik von der TU Delft, beschrieb in ihrem Vortrag anhand zahlreicher Beispiele die Herausforderungen für die Bildung: „Was Computer besser können, werden Computer machen, da sie dem Menschen in der Verarbeitungsgeschwindigkeit von Daten und bei Muster-Erkennung immer überlegen sein werden“, so Aschenbrenner. Der bleibende Vorsprung von Menschen gegenüber Maschinen sei immer dann gegeben, wenn es um Überblick, Kreativität, Empathie und angemessene soziale Interaktion gehe sowie um „echte Intelligenz“, die eben mehr sei als künstliche Intelligenz. Nicht zuletzt die notwendige Koexistenz von Mensch und Maschine gebe der Frage nochmals Nachdruck, welche Bildung notwendig sei, um Menschen für eine veränderte Lebens- und Arbeitswelt zu qualifizieren.

Menschen an einem Stehtisch
Foto: Clearingstelle Medienkompetenz

In Form eines Open Space fanden am Nachmittag des Netzwerktreffens Arbeitsgruppen statt, die sich mit den folgenden fünf Themen beschäftigten:

1. Synergien: Wer bringt welche Expertise zu welchem Aspekt von Digitalisierung und Erwachsenenbildung ein? Wie lassen sich Synergien erzeugen?

Im Mittelpunkt standen dabei Lernplattformen und die Frage, wie ein Austausch von Konzepten und Kurs-Inhalten organisiert werden kann. Ein erster Schritt dazu wäre eine Sammlung von bereits vorhanden Inhalten mit AnsprechpartnerInnen. Weiterhin kam die Frage nach einer zentralen Fortbildung für E-Learning-Designer auf.

2. Vernetzung: Wie kann Vernetzung organisiert werden?

Neben den angesprochenen Themen Material-Austausch und Fortbildung spielten dabei auch Lizenzen, Urheberrechte, Bilddatenbanken eine Rolle. Statt eines Newsletters könnte dazu eine Facebook-Gruppe für schnelle wechselseitige Informationen sorgen. Dies könnte gleichzeitig ein Beitrag dazu sein, bei thematischen Vorhaben Interessen an wechselseitiger Zusammenarbeit abzufragen und zu organisieren.

3. Erwartungen an die KEB: Was wird als Unterstützung von der KEB (von Bundesebene und seitens anderer Mitglieder) erwartet?

Blended Learning als für viele anstehende Aufgabe bedarf eines Meta-Konzepts, um Inhalte und Methoden unproblematisch teilen zu können. Außerdem bräuchte es ein Digitalkonzept, dass für konkrete Umsetzungs-Schritte auch Argumentationshilfen und Anregungen bietet.

4. Social Media: Wie kann Facebook als Instrument des Austauschs und der Vernetzung genutzt werden?

Auch hier stand der Austausch im Vordergrund, wer bereits in Social Media aktiv ist und welche Erfahrungen dabei gesammelt wurden. Am Beginn muss immer eine Analyse stehen, welche Ziele ich habe und welche Zielgruppen ich erreichen will, um dialogische Kommunikation professionell durchführen zu können. Die Einrichtung einer Facebook-Gruppe für katholische Erwachsenenbilder, die in Social Media aktiv sind, ist ein erster Schritt zur Verstetigung des Austauschs.

5. Arbeit 4.0 – digitaler Bildungsurlaub

In Form eines Brainstormings wurden verschiedene Aspekte des Themas gesammelt, das sich unmittelbar an den Vortrag von Dr. Aschenbrenner anschloss: welche Weiterbildungen sind künftig nötig? Müsste es nicht einen „digitalen Bildungsurlaub“ geben, der vorwiegend genutzt werden soll, um die zahlreichen Veränderungen der Arbeitswelt zu bewältigen mit Blick auf Organisation von Arbeitsprozessen, veränderte Mitbestimmung und das notwendige Wissen um Digitalisierung.

Am Ende einer rundherum gelungenen Tagung war tatsächlich ein Stück Aufbruchstimmung spürbar: die Vernetzung greift und die Herausforderungen durch die Digitalisierung werden nun seitens der katholischen Erwachsenenbildung an mehreren Stellen angegangen. Einige Teilnehmende äußerten den Wunsch nach einer längeren Folge-Veranstaltung, um die inhaltlichen Tagen ausführlicher vertiefen zu können. Elisabeth Vanderheiden wies zum Abschluss darauf hin, dass die Kommission Medien der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland das Netzwerktreffen weiter auswerten und konkrete erste Schritte unternehmen werde, um die Positionierung der Katholischen Erwachsenenbildung mit Blick auf den gesellschaftlichen Wandel durch Digitalisierung weiter voran zu bringen. Wer weitere inhaltliche Ideen für ein nächstes Netzwerktreffen habe, sei herzlich eingeladen, diese einzubringen und das Thema somit weiter zu entwickeln.

Veranstalter dieses ersten Netzwerktreffens waren die Kommission Medien der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland, die Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz – Landesarbeitsgemeinschaft e.V. sowie die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, die dazu an die Katholische Hochschule nach Mainz eingeladen hatte.

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