Worum geht’s?
Eckdaten des Films:
Drama von Simon Ellis
Länge: 14 Minuten
Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2007, Großbritannien
Arbeitshilfen als PDF über www.filmwerk.de
Produktion: Jane Hooks
empfohlen ab 14 Jahren, FSK 12
Schuljahre: Sekundarstufe I: ab Klasse 8, Sekundarstufe II
Unabhängig voneinander werden ein Vater und sein Sohn Opfer einer gelangweilten, gewalttätigen Jugendgang. Die Gang filmt die Gewaltdelikte mit Handycams. Als die Jugendlichen vor dem Haus des Jungen und des Vaters auftauchen, eskaliert die Situation. Dabei entdeckt der Vater eine innere Angst vor Konflikten, die sein Handeln lähmt. Sein Sohn Scott hingegen trifft eine radikale Entscheidung. Ein aufrüttelnder Film über Gewalt und Gegengewalt. „Soft“ ist ein Drama, das zur Diskussion auffordert
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?
- Gewalt bzw. Mobbing / Cybermobbing
- (Cyber-)Gewalt, Cyberhate
- „BystanderInnen“ (Beobachter von Gewalt)
- Mediale Darstellung von Jugendkriminalität und -milieus
- Zivilcourage bzw. Gegenrede
- (Fehlende) Konfliktlösungsstrategien
- „Happy Slapping“
Zum Einsatz in der schulischen sowie außerschulischen Medienarbeit mit Jugendlichen:
„Happy Slapping“ bedeutet wörtlich übersetzt „fröhliches Schlagen“. Damit wird ein körperlicher Angriff auf unbekannte PassantInnen, aber auch auf MitschülerInnen oder LehrerInnen bezeichnet. Solche Begebenheiten von Happy Slapping laufen auf unterschiedliche Art und Weise ab und werden oft von Jugendlichen als Zeitvertreib angesehen. Beispielsweise laufen die Täter gezielt auf ihre Opfer zu und schlagen sie unvermittelt, zum Beispiel ins Gesicht. Die verstörte Reaktion des Opfers wird von anderen Gruppenmitgliedern gefilmt, im Internet veröffentlicht und damit quasi der ganzen Welt zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung führt zu weiterer Erniedrigung des Opfers (Cybermobbing, Hate Speech etc.).
Dieses Happy Slapping genannte Phänomen greift „Soft“ auf. Im Film werden Vater und Sohn zunächst jeweils unabhängig voneinander Opfer einer aggressiven Jugendbande, von der sie angegriffen und erniedrigt werden und die die Szenen mit einer Kamera filmt.
Aber nicht nur Happy Slapping, sondern auch Jugendkriminalität, Cybermobbing und Familienkonflikte sind wichtige Themen des Films. Daher bietet der Film zahlreiche Anknüpfungspunkte in der schulischen sowie außerschulischen medienpädagogischen Arbeit.
Beispielsweise eignet sich der Film hervorragend für den Sachunterricht und den Ethikunterricht. Durch die kurze Laufzeit des Filmes (14 Minuten) kann man ggf. auch mehrere Themen wie Happy Slapping, mediale Darstellung von Jugendkriminalität und Cybermobbing behandeln. Durch sein offenes Ende bietet der Film jedoch viel Diskussionsstoff und kann somit auch gut vertieft werden.
Auch für den Einsatz in der außerschulischen Medienarbeit, z.B. in Gruppenstunden oder in Jugendeinrichtungen, eignet sich der Film. Denn auch außerhalb der Schule müssen Jugendliche über Gewalt, Mobbing, Cyberhate und Happy Slapping informiert werden.
Sowohl im Unterricht als auch in außerschulischen Kontexten können die SchülerInnen durch eine Reflexionsrunde, in der sie über den Film diskutieren, eventuell private Konflikte sowie selbst erlebte oder erfahrene Vorfälle von Cyberhate, Mobbing oder Happy Slapping thematisieren und weiterführend an ethische Fragen anknüpfen.
Folgende Fragen können zur Strukturierung der Reflexionsrunde gestellt werden:
- Wie hat sich der Vater gegenüber seinem Sohn verhalten? Wie schätzt ihr seine Reaktion ein?
- Welche anderen Handlungsmöglichkeiten hätte Scott gehabt?
- Wie hättet ihr euch in solch einer Situation verhalten?
- Welche ähnlichen Situationen gab es schon mal in eurem Umfeld? Wie habt ihr euch dabei gefühlt?
- Wie hat der Verkäufer im Kiosk gehandelt?
- Wie könnte der Kurzfilm weitergehen?
Bei den Fragen sollte darauf geachtet werden, dass sie möglichst offen gestellt und an der Lebenswelt der SchülerInnen ausgerichtet werden.
In Rollenspielen können die Jugendlichen zum einen die verschiedenen Perspektiven von Vater und Sohn nachspielen oder zum anderen an das offene Ende anknüpfen und sich einen eigenen Schluss ausdenken. Ebenso bietet es sich an, Cybermobbingsituationen mit fiktiven Rollen nachzuspielen. Auf Mekomat finden Fachkräfte dazu eine passende Anleitung („Bloßgestellt im Netz“).
Bei der Durchführung von Rollenspielen sollten die AnleiterInnen über entsprechende Qualifikationen oder Erfahrungen verfügen, da es sein könnte, dass einige SchülerInnen sehr sensibel auf solche Situationen reagieren und dies entsprechend aufgegriffen werden muss.
Ausgehend von dem Film „Soft“ bietet sich auch an, über den Schutz der SchülerInnen zu sprechen. Wie können sie sich in solch einer Situation verteidigen? Mit Rhetorik oder Selbstverteidigung? Hierzu können Projekte gegen Gewalt oder Selbstverteitigungskurse angeboten werden sowie die richtige Vorgehensweise bei Mobbing/Cybermobbing/Hate Speech besprochen werden. Hierzu finden sich im Mekomat passende Materialien, beispielsweise „Laut.Stark.Online. – Wie geht Counter Speech?“, „Bookmarks“ oder „Was tun bei (Cyber)mobbing“.
Zum Einsatz in der Elternarbeit oder in der Arbeit mit LehrerInnen und PädagogInnen:
Nicht nur Jugendliche können von Happy Slapping, Mobbing oder Cyberhate betroffen sein, sondern auch Eltern, LehrerInnen oder ErzieherInnen und PädagogInnen. Daher bietet sich der Film auch zum Einsatz in der Erwachsenenbildung an.
Zum einen könnten Eltern bei Elternabenden für die genannten Themen sensibilisiert werden. In Diskussionsrunden oder Rollenspielen können Eltern simulieren und kritisch reflektieren, wie mit solchen Situationen umgegangen werden kann – dabei ist es wichtig, nicht nur die Rolle des/der Leidtragenden in den Blick zu nehmen, sondern auch die des Beobachters/der Beobachterin.
In Fort- und Weiterbildungskursen für ErzieherInnen, LehrerInnen oder PädagogenInnen besteht die Möglichkeit, den Fokus auf Gewaltprävention zu legen. Dazu gehören die Themen Gewalt im Internet sowie Gewalt im Alltag. Für pädagogische Fachkräfte ist es wichtig, nicht nur sich selbst vor Mobbing im Alltag oder im Internet schützen zu können, sondern auch die Kinder und Jugendlichen, mit denen sie zusammenarbeiten.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:
- Übung zur Selbstverteidigung und Rhetorik
- Erstellen von Videobotschaften gegen Cyberhate/Cybermobbing. Hierbei können sich die SchülerInnen in Vierergruppen zusammenschließen und sich zuerst Gedanken darüber machen, welche Botschaft sie entweder an die Opfer oder an die Beteiligten von Cyberhate/Cybermobbing senden möchten. Diese können sie beispielsweise mit ihrer Handykamera oder mit einer professionellen Kamera filmen. Am Ende präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse.
- Gruppenarbeit, in denen sich SchülerInnen zu ausgesuchten Stichwörter wie Hatespeech, Happy Slapping und Cybermobbing ausführlich informieren und ein Referat darüber halten
- Rollenspiele, die SchülerInnen oder Eltern in Gruppenarbeit aufführen
- Spiel, in dem eine Ausgrenzung von Einzelpersonen simuliert werden soll
- Analyse der eigenen Social-Media-Profile (Facebook, Twitter, Whatsapp etc.): Wo komme ich mit Cybermobbing oder Gewaltvideos in Berührung? Gibt es öffentliche Gegenrede? Welche Möglichkeiten habe ich in den einzelnen Portalen zu reagieren (bannen, melden, anzeigen, blockieren etc.)?
Für wen?
Erwachsenenbildung, außerschulische sowie schulische Jugendarbeit, Aus- und Fortbildung von pädagogischen Fachkräften und LehrerInnen, Kinder und Jugendliche ab 12 bzw. besser 14 Jahren.
Bezugsmöglichkeiten:
Ein kostenfreier Bezug der DVD mit Vorführrecht ist über die Seite des katholischen Filmwerks (kfw) möglich. Über selbigen Link findet man ebenfalls die unterstützende Arbeitshilfe zum Download. Der Kurzfilm ist ausschließlich in Englisch mit deutschen Untertiteln erhältlich.
Fazit:
Der Film Soft war nicht nur im Jahr 2017 einer der meist gefragten Kurzfilme auf den internationalen Filmfestivals, sondern er empfiehlt sich außerordentlich gut für die medienpädagogische Arbeit mit SchülerInnen oder Eltern sowie für Fachkräfte (LehrerInnen, PädagogenInnen, ErzieherInnen). Zusätzlich ist der Film sehr facettenreich und kann unterschiedlich eingesetzt werden. Allerdings sollten pädagogische Fachkräfte nicht willkürlich mit dem Kurzspielfilm arbeiten, denn die gewalttätigen, packenden und verstörenden Szenen sowie das offene Ende hinterlassen Fragen an die ZuschauerInnen. Daher sollte vorher gut überlegt sein, in welche Richtung eine Diskussion gelenkt werden kann und welche Methoden hierfür geeignet sind.