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Montage beliebter YouTuberInnen: Symbolbild für die JIM-Studie 2015
Montage: Clearingstelle Medienkompetenz

JIM-Studie 2015 zur Mediennutzung 12- bis 19-Jähriger veröffentlicht

Für medienpädagogische ForscherInnen und PraktikerInnen gibt es seit 1998 kurz vor dem Advent ein wichtiges Ereignis: Ende November wird jeweils die Studie „Jugend, Information, (Multi-) Media“ (JIM) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) veröffentlicht. Sie liefert Daten zur Medienaneignung und Mediennutzung Jugendlicher zwischen 12 und 19 Jahren.

Dazu werden in jedem Jahr in einer repräsentativen Untersuchung Daten zur Medienausstattung  und –nutzung erhoben,  so dass sich mittlerweile auch im Längsschnitt Entwicklungen beschreiben lassen. Daneben werden in jedem Jahr wechselnde Spezialfragen untersucht; in diesem Jahr ging es neben der subjektiven Wichtigkeit der Medien und Themeninteressen vor allem um das Konfliktpotential der Mediennutzung.

Smartphones sind das wichtigste Mediengerät

Im Bereich der Basisdaten lieferte JIM 2015 keine großen Überraschungen, sondern eher die valide Bestätigung absehbarer Trends: Die Zielgruppe der Untersuchung ist vollausgestattet mit Handys, wobei  dies zu 92% keine „Tastenhandys“ mehr sind, sondern Smartphones (7). Fast die Hälfte der Jugendliche besitzt ein Gerät der Marke Samsung (47).
Den deutlichsten Zuwachs bei der Geräteausstattung Jugendlicher gibt es beim Tablet (29%, neun Prozentpunkte mehr als 2014). Entsprechend gehören Smartphone- und Internetnutzung zu den wichtigsten medialen Freizeitbeschäftigungen (11), wobei die Mädchen das Handy bzw. Smartphone mehr nutzen (97% zu 91%).  Umgekehrt spielen weit mehr Jungen als Mädchen Computerspiele (76% zu 17%) (12).

In der subjektiven Wichtigkeit spielt das Internet auch die Hauptrolle und hat „Musik hören“ – in 2013 noch auf Platz 1 – verdrängt (15). Mit fast 3,5 Stunden hat die Nutzungsdauer im Vergleich zum Vorjahr nochmals um eine Viertelstunde zugenommen (30). Die Verteilung der inhaltlichen Nutzung ist dabei im Vergleich zu den Vorjahren stabil: Kommunikation ist nach wie vor die Hauptaktivität (40%), mit deutlichem Abstand gefolgt von Unterhaltung (26%). Spielen (20%) und Informationssuche (14%) haben nur nachgeordnete Bedeutung (31). Dass Facebook bei den kommunikativen Online-Tätigkeiten gegenüber WhatsApp weiter an Boden verliert (33), war bereits im letzten Jahr absehbar.  Überraschend ist dabei eher, dass die Autoren der Studie den Instant-Messenger WhatsApp zusammen mit Facebook, Instagram und Skype unter „Online-Communities“ fassen (39).  Während WhatsApp für die Kommunikation das wichtigste Angebot ist, entwickelt sich YouTube zum beliebtesten Internet-Angebot (61%) überhaupt (31): sowohl für die Information über Themen allgemein (33), als auch für Infos zu Musik und zum Musikhören bzw. Anschauen von Videoclips im Besonderen (19) und für das Anschauen von Filmen und Serien im Internet (26) ist der Google-Dienst die erste Wahl bei Jugendlichen. Und die Kanäle von YouTube-Stars wie Le Floid, Daggi Bee  oder Bibbi werden von über 10% der Jugendlichen als beliebteste Kanäle angegeben. (35)

Beim Lesen von Büchern bestätigen sich ebenfalls die langjährigen Trends: Mädchen lesen sowohl hinsichtlich Häufigkeit als auch Dauer signifikant mehr als Jungen, wobei weder Alters- noch Bildungseffekte eine Rolle spielen (23).

Das Internet weiß nicht alles

Die Spezialfragen 2015 zielten u.a. auf die Themeninteressen Jugendlicher und die darauf bezogene Mediennutzung und liefern durchweg interessante Ergebnisse: die Hitliste der für Jugendliche interessanten Themen, bei denen es ihnen wichtig ist, „schnell Bescheid zu wissen“ (16) wird angeführt von der Lösung persönlicher Probleme (87 %) sowie dem aktuellen Weltgeschehen (83 %), gefolgt von Musik-bezogenen Infos (78 %) und dem Themenfeld „Ausbildung und Beruf” (75 %). Zwei Drittel der Jugendlichen wollen beim Thema Smartphone (65 %) auf dem Laufenden sein. Gut die Hälfte der Jugendlichen zeigt bei Bundespolitik (59 %), Sport auf bundesweiter oder internationaler Ebene (57 %), Lokalsport (54 %), Lokalpolitik (54 %) und Fernsehsendungen und -Serien (53 %) ein gesteigertes Informationsbedürfnis. Die Interessen variieren mit dem Alter, aber nur wenig mit dem Bildungshintergrund der Jugendlichen (17).

Nicht bei allen Themen ist das Internet die bevorzugte Informationsquelle: „Das Fernsehen ist beim aktuellen Zeitgeschehen, bei Sport in Deutschland sowie Bundespolitik das Informationsmedium erster Wahl. Die Tageszeitung hat ihre spezifische Stärke in der Lokalberichterstattung und spielt für die Themen Lokalpolitik und Lokalsport die wichtigste Rolle.“ (17)

 

Mediennutzung – (fast) kein Problem

Die Ergebnisse der Studie, die sich auf die Nutzung problematischer Medieninhalte beziehen, geben auch in 2015 wenig Anlass zur Entspannung: Zwar gaben gut ein Viertel (26%) aller Jugendlichen an, dass Freunde oder Bekannte schon einmal pornographische oder gewalthaltige Videos geschickt bekommen haben (51), was gegenüber 2014 einen Rückgang um drei Prozentpunkte bedeutet. Die Nutzung gewalthaltiger Games ist allerdings im Vergleich zum Vorjahr unverändert: 71% geben an, dass Freunde solche Spiele spielen und 43% spielen selbst solche Spiele (45).

Erstmals erfasst wurden Konflikte rund um die Mediennutzung. Dabei gaben die Jugendlichen bei allen angebotenen Kategorien mehrheitlich an, „nie“ Stress oder Ärger wegen ihrer Mediennutzung zu haben. Sofern es über die Dauer oder Intensität der Mediennutzung Konflikte mit Eltern gibt, ist dies  insgesamt noch am ehesten wegen der Spielenutzung (13% „häufig“, 18% „gelegentlich“, 25% „selten“). An zweiter Stelle der Konfliktthemen steht die „Handynutzung zu Hause“ (11% „häufig“, 14% gelegentlich, 25% „selten“). Letzteres ist –analog zu den Nutzungspräferenzen – eher ein Thema für Mädchen; das Thema „Spiele“ ist eher ein Problem bei Jungen (53).

Insgesamt zeigt die JIM-Studie 2015, dass die Jugendlichen über ein umfassendes Medienensemble verfügen, mit dem sie bedürfnisbezogen durchaus differenziert umgehen. Die hohe subjektive Wichtigkeit und Nutzungsintensität insbesondere von Smartphones belegt aber auch die Notwendigkeit von Medienbildung  für alle Altersstufen: „Heranwachsende auch in einer diesbezüglich kritischen und reflektierten Mediennutzung zu unterstützen und diese zu fördern, ist angesichts der hohen Geschwindigkeit der sich verändernden Angebote eine große Herausforderung. Erwachsene können hier mit gutem Vorbild vorangehen.“ (58)

Die Studie sowie sämtliche darin enthaltenen Grafiken können als PDF-Dateien von der Website des Medienpädagogischen Forschungsverbundes heruntergeladen werden. Außerdem sind die Grafiken auch als Powerpoint-Folien zum Download verfügbar – ein sehr guter Service für alle, die selbst medienpädagogische Fortbildungen mit seriösen Daten unterfüttern wollen.

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