Worum geht`s?
Eckdaten des Films:
Deutschland, 2014, 102 Minuten
Ein Film von Baran bo Odar
Produktion: Wiedemann & Berg Film GmbH & Co. KG
empfohlen ab 13 Jahren, FSK 12
Benjamin ist ein introvertierter junger Mann, der davon überzeugt ist, dass ihn in der realen Welt niemand wahrnimmt. Also vertreibt sich das Computer-Genie die Zeit im Internet und feiert kleine Erfolgserlebnisse als Hacker. Als Benjamin den charismatischen Max trifft, der ebenfalls am Hacken interessiert ist, eröffnet sich eine neue Welt für den Außenseiter. Gemeinsam mit dem impulsiven Stephan und dem paranoiden Paul gründen die beiden das Hacker-Kollektiv CLAY und machen fortan mit harmlosen Cyber-Attacken auf einen rechten Parteitag oder einen Pharmakonzern von sich reden. Um in die oberste Liga der Hacker-Szene aufzusteigen, knackt die Gruppe schließlich die Server des BND – und bringt sich damit in höchste Gefahr.
„Who Am I“ bietet eine Diskussion über die Bedeutung des Internets an: Wie verändert das weltweite Netz das gesellschaftliche Zusammenleben und welche Möglichkeiten eröffnet es dem Einzelnen, aber auch kriminellen Organisationen oder Geheimdiensten? (kfw)
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?
- HackerInnen/Hacking
- Programmiersprachen/Coding
- Social Engineering
- Social Hacking/Phishing
- Cybercrime/ Strafverfolgung von Internetverbrachen
- Digitale Bewegungs- und Persönlichkeitsprofile/Identität im Netz
- Malware
Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Jugendlichen:
Die Aktionen von Hackern wie CLAY haben immer das Ziel, Sicherheitslücken bei Menschen und Systemen zu finden, Personen zu beeinflussen um an vertrauensvolle Inhalte zu gelangen und so globale Aufmerksamkeit zu erlangen. Der Film „Who am I“ spricht damit viele verschiedene medienpädagogische Themen an, die in der außerschulischen Medienarbeit vertieft werden können.
CLAY hacken auf verschiedenen Ebenen, sie greifen die fiktive rechtspopulistische Partei NBD sowie den Bundesnachrichtendienst an. Die Motive von Hackern können dabei ganz unterschiedlich sein, manche möchten einfach auf sich aufmerksam machen, andere wollen Botschaften vermitteln oder auf Sicherheitslücken hinweisen. Die verschiedenen Motive können von den Jugendlichen diskutiert werden: was bezwecken Hacker mit ihren Angriffen? Gibt es ethisch vertretbare Hacking-Angriffe oder nicht? Was bezwecken CLAY mit ihren Angriffen? Was ist eigentlich ein (Schul- oder Kirchen-)Hackaton?
Wie auch CLAY oder ihr Antagonist MRX verstecken Hacker ihre wahren Identitäten, sind damit unangreifbar, können jedoch jegliche Informationen über ihre Mitmenschen oder Opfer der Hacking-Angriffen herausfinden. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass heutzutage viele Internetnutzer in sozialen Netzwerken Informationen über ihre Identität preisgeben. Dies wird eindrucksvoll in der Szene dargestellt, in der Benjamin äußerst private Informationen der Ermittlerin Hanne Lindberg preisgibt, obwohl er eigentlich nichts von diesen privaten Daten wissen kann. Diese Stelle des Films eignet sich dafür, mit den Jugendlichen über ihre Online-Profile in sozialen Netzwerken zu sprechen. In kleineren Gruppen kann darüber diskutiert werden, welche persönlichen Daten und Bilder die Jugendlichen online preisgeben und welche nicht. Gemeinsam kann dann erarbeitet werden, welche Methoden es gibt, sich davor zu schützen, ein vollkommen „gläserner Mensch“ zu werden. Wichtig hierbei ist, dass nicht nur der bewahrpädagogische Zeigefinger erhoben und vor den Gefahren des Netzes gewarnt wird, sondern, dass auch die Bedürfnisse der Jugendlichen nach (online) Kommunikation und Komfort gewürdigt und zum Thema gemacht werden.
Im Film wird von unterschiedlicher Malware gesprochen und es werden verschiedene Methoden benutzt, um die Hacker-Angriffe durchzuführen, wie bspw. ein evil twin, exploit, Botnet oder eine DDoS-Attacke. In Kleingruppen können die Jugendlichen die verschiedenen Hacking-Techniken und die unterschiedliche Soft- und Hardware besprechen und gemeinsam herausfinden, worum genau es sich handelt, wie sie funktionieren und welchen Schaden sie anrichten können. Im Plenum kann dann erarbeitet werden, wie der eigene Computer, das Tablet und das Smartphone vor Cyberangriffen auf private Daten geschützt werden kann. Ziel könnte es sein, gemeinsam mit den Jugendlichen einen Elternabend vorzubereiten, an dem die Jugendlichen selbst ihren Eltern und ggf. Geschwistern das komplexe Thema Datenschutz näherbringen.
CLAY und andere Hacker sind Spezialisten im Programmieren. Viele Kinder und Jugendliche sind „Digital Natives“ und halten sich auf dem Gebiet der Medien für kompetent. Diese Kompetenz ist aber meistens eher technische und bezieht sich nur auf die Anwendung und Bedienung von Smartphone, Konsole und Co. Um sich auch mit der Funktionsweise eines Computers auseinanderzusetzen, könnten sich die Jugendlichen mit dem Projekt „Rasberry Pi“ beschäftigen. Der Rasberry Pi ist ein kleiner preiswerter Minicomputer, der dazu dienen soll Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie man Computer programmiert und wie Computer überhaupt funktionieren. Mit Hilfe des Rasberry Pi können die Kinder und Jugendlichen erste Schritte in Sachen eigener Programmierung von Programmen unternehmen. Ein weiteres Thema für die medienpädagogische Arbeit könnte die Auseinandersetzung mit Algorithmen sein. Hierbei handelt es sich um Verfahrensvorschriften für informatorische Probleme, wie z.B. die Zusammensetzung der Nachrichten im News Feed bei Facebook. SchülerInnen können durch die Beschäftigung damit sensibilisiert werden, dass nicht sie entscheiden, was ihnen u.a. in Suchmaschinen oder in sozialen Netzwerken angezeigt wird oder verborgen bleibt. Hierzu könnten kurze praktische Übungen, wie das gleichzeitige Eingeben von identischen Suchbegriffen in den (mobilen) Browser oder die Analyse des Facebook-Newsfeeds sein. Anschließend kann eine Diskussion darüber angestoßen werden, wer von der fortschreitenden Personalisierung eigentlich profitiert und welche Strategien jede/r Einzelne anwenden kann, um die eigene Komfortzone zu verlassen und andere Lebenswelten zu ergründen.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:
- Mit Hilfe des Videotutorials „Programmieren lernen mit Scratch“ und dem Scratch Wiki Scratch-Dach erlernen die Kinder und Jugendlichen das Arbeiten mit der visuellen Programmiersprache scratch und können sich so im Coding ausprobieren. Gemeinsam können dann zu verschiedenen Themen eigene Projekte programmiert werden.
- Einen möglichen Einstieg für LehrerInnen in die Arbeit mit dem RasberryPi bietet neben vielen anderen Quellen im Web der Blog des Religionslehrers Tobias Hübner medienistik.de.
- Planung und Durchführung eines „Elternabends“ oder Familientages zum Thema Datenschutz durch die Jugendlichen für Eltern und Geschwister, mit Unterstützung von pädagogischen Fachkräften.
- Information zu dem Projekt „jugend – hackt“ und Aufzeigen der Möglichkeiten zur Teilnahme an den regionalen Gruppen.
- Simultane Suche des selben Suchbegriffs und Vergleich der angezeigten Ergebnisse.
Für wen?
Jugendliche ab 14 Jahren
Bezugsmöglichkeiten:
Der Film ist als DVD mit Vorführrecht in katholischen und evangelischen Medienzentralen und Kreismedienzentren ausleihbar und unter www.medienzentralen.de online abrufbar. Ein Direktbezug der DVD mit Vorführrecht ist unter www.filmwerk.de möglich.
Fazit:
„Who am I – Kein Netz ist sicher“ erzählt spannend, rasant und manchmal auch auf humorvolle Weise von der Suche nach der eigenen Identität und der Angreifbarkeit einer elektronisch vernetzten Welt. Neben den offensichtlichen medialen Themen wie (social) Hacking, Coding und Identitäten im Netz beinhaltet der Film auch Anknüpfungspunkte zu den Themen Ausgeschlossenheit, psychischen Erkrankungen und Gruppenzwang. Zusammen bietet dieser Mix an (medien-)pädagogischen Aspekten einen spannenden Thriller, der von Jugendlichen in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Sicherheit gerne angenommen wird.
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