Wertvorstellungen von MedienpädagogInnen

junge Frau vor Roboter und Tablet (Auszug aus Programmheft zum Forum Kommunikationskultur)
Foto: GMK (Ausschnitt Programmheft)

34. GMK-Forum Kommunikationskultur: Futurelab Medienpädagogik – Qualität, Standards, Profession

Traditionell am dritten Wochenende im November treffen sich Medienpädagoginnen und Medienpädagogen auf Einladung ihres Fachverbandes, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) zum jährlichen Forum Kommunikationskultur. Dieses Jahr kamen rund 400 TeilnehmerInnen zusammen, um die neuen Anforderungen an das eigene Berufsfeld angesichts der Digitalisierung und der damit zusammenhängenden bildungspolitischen Herausforderungen in den Blick zu nehmen.

Im Rahmen des diesjährigen Treffens an der University of Applied Sciences Frankfurt, hat die Clearingstelle Medienkompetenz einen Workshop mit veranstaltet, der die Frage nach den eigenen Werten und Haltungen medienpädagogischer Professionals in den Mittelpunkt stellte. Die Workshopmoderation, Prof. Dr. Angelika Beranek (HS München) und Björn Schreiber (fsm) führte die Teilnehmenden mit einem Kahoot – u.a. mit Fragen wie „Wer hält sich immer an Geschwindigkeitsbegrenzungen im Straßenverkehr?“ oder „Haben Sie schonmal die AGBen gelesen, bevor sie diesen zugestimmt haben?“ – an das Thema heran.

In einem einleitenden Vortrag zur Frage, wie die eigenen Werthaltungen für die medienpädagogische Arbeit produktiv eingebracht werden können, erläuterte Prof. Andreas Büsch zunächst die Grundbegriffe Moral und Ethik, Wert, Norm und Haltung und ordnete die Disziplin Medienethik systematisch ein. Die Frage, ob die Digitalisierung bzw. der digitale Wandel neue Werte oder eine neue, „digitale“ Ethik benötige, muss kontextbezogen differenziert beantwortet werden: über weite Strecken braucht es zweifelsfrei mehr Ethos, also eine Realisierung durchaus traditioneller Werte wie Nächstenliebe, Anstand, Bereitschaft zum Verzeihen, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit. Darüber hinaus ist aber die Frage, ob die Komplexität von Algorithmen und KI nicht auch eine strukturelle Überforderung der individuellen Verantwortungs-Ethik bedeutet, so dass es „ethics by design“ braucht.

Die daran anschließende Frage, wo denn Wertedebatten in Theorie und Praxis überhaupt geführt werden, leitet unmittelbar zu einer Anfrage an medienpädagogische AkteurInnen, inwiefern sie dies in ihrer Arbeit realisieren – und sich der „hidden agenda“ ihrer eigenen Werte und Haltungen bewusst sind. Dabei ist auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene klar, dass eine Pluralität von Werten besteht, die nicht widerspruchsfrei nebeneinander Gültigkeit beanspruchen können.
Damit stellt sich die Frage nach Erziehungszielen und nach der normativen Begründung pädagogischen Handelns – und wie diese für die (medien-)pädagogische Praxis fruchtbar gemacht werden kann. Das Konzept des Wertediskurses und der dazu notwendigen Kompetenzen im Anschluss an Leimgruber und Ziebertz weist nach Überzeugung von Büsch große Nähen zum Konzept der Medienkompetenz auf, zumal diesem auch immer eine normative (ethische, kritische und reflexive) Dimension eigen ist. Insofern ist Medienbildung immer auch Wertebildung. Dies bewusst und reflexiv zu gestalten ist zweifelsfreie eine Anforderung an professionelle Medienpädagogik und deren Akteure (Die Folien zum Vortrag finden sich hier zum Download als PDF.)

Markus Gerstmann vom Bremer Servicebureau Jugendinformationüro konkretisierte dies anhand eines Moralkompass aus den Niederlanden sowie eines Werte- und Entwicklungsquadrats, das durch Schulz von Thun weiter entwickelt wurde. Die Teilnehmenden waren dann anhand dieses Tools eingeladen, sich am Beispiel des Themas Sexting und dem medienpädagogischen Umgang über ihre Werte dabei zu verständigen.

Neben den beiden Workshop-Slots gab es eine Reihe von Vorträgen und Podien, die die Leitfrage nach Qualität, Standards und Profession der Medienpädagogik wie der MedienpädagogInnen von verschiedenen Seiten beleuchteten. Eine ausführliche Dokumentation dazu wird von der GMK sukzessive veröffentlicht. Dem Forum vorausgegangen waren ein Thesenpapier, das über die Website der GMK abrufbar ist bzw. in einer ausführlicheren Version in der Online-Zeitschrift Medienpädagogik Außerdem wurde im Rahmen des Forums Kommunikationskultur der gemeinsam von GMK und dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gestiftete Dieter-Baacke-Preis verliehen, mit dem in fünf Kategorien besonders gelungene medienpädagogische Projekte ausgezeichnet werden. Die PreisträgerInnen 2017 werden mit ihren Projekten auf einer eigenen Website ausführlich vorgestellt.

Das könnte Sie auch interessieren: