Woran wir gerade arbeiten – Juli 2020

Prof. Andreas Büsch
Prof. Andreas Büsch
Bild: Sascha Draheim

Liebe Leserinnen und Leser,

 

vermutlich gehört das Amtsblatt der Europäischen Union bei Ihnen wie bei mir eher nicht zur regelmäßigen Lektüre. Dabei hat die Ausgabe vom 09. Juni 2020 es durchaus in sich – auch für MedienpädagogInnen. Denn sie enthält Schlussfolgerungen des Rates zur Medienkompetenz in einer sich ständig wandelnden Welt (2020/C 193/06.

Darin heißt es unter anderem: „Der Rat der Europäischen Union … ersucht die Mitgliedsstaaten im Rahmen ihrer Zuständigkeit und unter Wahrung des Subsidiaritätsprinzips …

  • systematisch an der Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Bedeutung der Medienkompetenz zu arbeiten und die stetige Entwicklung von Strategien im Bereich Medienkompetenz sowie deren Umsetzung zu unterstützen;
  • die Einrichtung und die Weiterentwicklung von (nationalen, regionalen, lokalen, thematischen) Medienkompeten­znetzwerken zu unterstützen, um die einschlägigen Akteure zusammenzubringen und sie in die Lage zu versetzen, zusammenzuarbeiten und nachhaltige und langfristig tragfähige Projekte und Initiativen im Bereich Medienkompetenz zu entwickeln;
  • ein Konzept für lebenslanges Lernen im Bereich Medienkompetenz für alle Altersgruppen zu entwickeln und in diesem Zusammenhang Pilot- und Forschungsprojekte zu unterstützen, um neue Methoden, Maßnahmen und Inhalte zu schaffen, weiterzuentwickeln und zu bewerten, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppen zugeschnitten sind;
  • …“

Die Covid19-Pandemie ist ebenso als Auslöser der Überlegungen benannt wie die Notwendigkeit, die Fähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern zum Umgang mit Desinformationen zu stärken. Einfluss und fehlende Transparenz von Algorithmen werden ebenso thematisiert wie die „marktbeherrschende Stellung mehrerer globaler Akteure“ und die Herausforderungen, die „Hetze, Aufstachelung zur Gewalt oder Hass, Cybermobbing und andere illegale beziehungsweise schädliche Inhalte“ für unsere Gesellschaften darstellen.

Die Zusammenschau der Themen sowie die vorgeschlagenen Konsequenzen auf knapp vier Seiten ist begrüßenswert; die zwei Seiten Referenzdokumente zeigen zugleich, dass die Fragen und Herausforderungen durchaus zum Teil seit Jahren bekannt sind. Dass „systematische und regelmäßige Studien im Bereich der Medienkompetenz und der Auswirkungen von Medien und digitalen Plattformen zu finanzieren und zu fördern“ sind, ist sicherlich richtig – aber letztlich brauchen wir vielleicht nicht so viele Studien als vielmehr Geld für Bildungsmaßnahmen, sowohl in formalen wie nonformalen und informellen Settings! Denn Medienkompetenz bedarf – vom Kleinkind bis zum Silver Surfer – ständiger Rekonstruktion. Und dazu braucht es bei allen Fähigkeiten zur Selbstbildung auch geeigneter pädagogischer Begleitung und Unterstützung.
Aber das ist nun auch wiederum keine sonderlich neue oder originelle Erkenntnis – zu der das neue Papier leider keine Aussagen trifft. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Ihre jeweiligen Träger bei allen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie die „Zeichen der Zeit“ erkennen und die notwendige Medienbildung angesichts des digitalen Wandelns zu finanzieren bereit sind!

Beste Grüße, bleiben Sie gesund und – angesichts der in einigen Bundesländern nun beginnenden Sommerferien – einen schönen Urlaub!

Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz

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Bis zum 30. Juli können Sie sich noch für unseren siebten Zertifikatskurs Medienpädagogische Praxis – kurz gefasst: #mepps anmelden. Sie erhalten in diesem Kurs eine fundierten medienpädagogischen Fortbildung in Theorie und Praxis.Ihre Bewerbung können Sie unter folgendem Link einreichen: t1p.de/bewerbung-mepps

Weitere Informationen zu #mepps erhalten Sie hier.

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Unter diesem Motto läuft die diesjährige Ausschreibung des Deutschen Medienpreises mb21. Hierbei werden digitale, netzbasierte und interaktive Arbeiten und Projekte von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgezeichnet. Thema des bundesweiten Wettbewerbs sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Einreichungsfrist für Projekte und Arbeiten ist der 10.08.2020.

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DIY Entschwörungs-Generator Amadeu Antonio Stiftung - seriously?

Getreu dem Motto „Glaub nicht alles, was man dir sagt“, kann man nun mithilfe des DIY Entschwörungs-Generators eigene Verschwörungstheorien kreieren. Die Idee hinter dem Generator ist es, die verschiedenen Funktionsweisen und Muster von Verschwörungserzählungen ganz praktisch kennenlernen und nachvollziehen zu können.

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Bildnachweise (von oben nach unten): Sascha Draheim | Markus Spiske – unsplash.com | KFW | Klicksafe | Ulrich Tausend | GMK | DigitalCheck NRW | Stiftung Digitale Chancen | Amadeu Antonio Stiftung

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