Die katholische Soziallehre galt als die Antwort der Kirche auf die soziale Frage des 19. Jahrhunderts. Kirche hatte erkannt, dass reines Moralisieren das Los der Fabrikarbeiterschaft nicht verbessert. Man muss die gesellschaftlichen Strukturen angehen – Vorfahrt für Sozialethik statt bloße Tugendmoral. Digitalität als neue soziale Frage des 21. Jahrhundert stellt die kirchliche Soziallehre heute vor neuen Herausforderungen.
Das Thesenpapier Digitalität und Künstliche Intelligenz: Technik im Dienst des Geist-begabten und Selbst-bewussten Menschen, verabschiedet von der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im November 2020, greift den Topos der sozialen Frage in These 10 auf: „Digitalität und Künstliche Intelligenz sind in mehrfacher Hinsicht neuer Ausdruck der alten sozialen Frage. Sie können Werkzeuge für Kommunikation und Partizipation sein, setzen aber entsprechende Bildung voraus. Andernfalls tendieren sie dazu, soziale Spaltung und Diskriminierung nachhaltig zu vertiefen. Umso drängender ist die Frage, wie sie für die Beseitigung von Armut, Benachteiligung und Unterdrückung nutzbar gemacht werden können. Bedingungen dafür, dass Digitalisierung zu gerechteren Lebensverhältnissen führt, sind Zugangs- und Teilhabegerechtigkeit sowie Medienbildung bzw. Medienkompetenz.“
Auf Basis dieses Papiers haben die Clearingstelle Medienkompetenz und die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle im Dezember 2021 einen Online-Studientag veranstaltet, bei dem der Reflexionsbedarf zum Thema Digitalität als sozialethische Gerechtigkeitsfrage deutlich wurde. Das ist das genuine Themenfeld der katholischen Soziallehre.
Inwiefern sich katholische Soziallehre und Sozialverkündigung bereits mit Digitalisierung beschäftigt haben, hat Lars Schäfers, Wissenschaftlicher Referent der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, in einem Arbeitspapier sondiert, das jetzt erschienen ist.
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