Wenn es um Corona und Digitalisierung geht, wird gerne das Bild des Brennglases bemüht: Wie ein solches verstärke die Pandemie bestehende Probleme. Und in der Tat wurde im letzten Jahr ganz besonders deutlich, wo in Sachen Digitalisierung dringender Handlungs- und Nachholbedarf besteht. Und in der Tat ist viel passiert. Für viele Menschen, Schulen und Unternehmen hat der Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling ganz sicher zu einem „Digitalisierungsschub“ geführt – wenngleich der Begriff noch genauer zu definieren sein wird. Zweifelsfrei bedeutet das aber auch, dass immer mehr Geräte und Programme der großen amerikanischen IT-Konzerne in die Wohnzimmer und Bildungseinrichtungen gelangen. Während ganzen Wirtschaftszweigen die Existenzgrundlage entzogen wird, verzeichnen die Big Five Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft (GAFAM) weiterhin Wachstum.
Dieses Dilemma ist in der Medienpädagogik nicht neu. Auch hier ist das Spannungsverhältnis zwischen der Lebenswelt von Menschen auf der einen Seite und der berechtigten Kritik an Geschäftsmodellen von amerikanischen Internetriesen bekannt. Doch viele Menschen empfinden diesen Druck ebenfalls. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Nutzerzahlen von Messengern wie Threema, Signal oder Telegram ansteigen, seit Platzhirsch WhatsApp Anfang des Jahres mal wieder mit Plänen zur Verknüpfung von Nutzungsdaten von sich reden machte. Wie kann die Medienpädagogik es schaffen, ein kritisches Bewusstsein für dieses Dilemma zu erzeugen, ohne als realitätsfern wahrgenommen zu werden? Wie kann eine Vorbildfunktion gelingen, die den Bogen zwischen Lebenswelt der Menschen und Datenschutz spannt? Und was können wir tun, um uns nicht mit unseren Daten dauerhaft GAFAM auszuliefern? Die Schwierigkeiten bzw. Unmöglichkeit, Daten von einem zu einem anderen Dienst umzuziehen („lock in“), sind ja auch ein Teil des Geschäftsmodells.
Förderierte Netzwerke: Mastodon und Pixelfed
Auch die Clearingstelle Medienkompetenz beschäftigt sich schon länger mit diesen Fragen. Denn auch wir sind in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Instagram aktiv – weil unsere Zielgruppe dort aktiv ist. Doch diese Angebote sind nicht alternativlos. Mastodon beispielsweise ist ein Microblogging-Dienst ähnlich Twitter. Neben der Tatsache, dass Mastodon freie Software ist, ist auch der Ansatz eines dezentralen Netzwerks spannend. Es gibt hier also keine zentrale Plattform, sondern viele verschiedene Instanzen. Diese Idee „föderierter“, voneinander unabhängiger sozialer Netzwerke liegt auch der Instagram-Alternative Pixelfed zugrunde.
Markus Beckedahl, Chefredakteur von netzpolitik.org, stellt in seiner Keynote von #KIW21 (Aufzeichnung des Vortrags) fest, man könne zwar nicht nicht auf Instagram und Co. sein, „da dort die Menschen sind“. Heute sei es vielleicht noch nicht möglich, uns aus der Abhängigkeit von den großen Konzernen zu befreien. Dennoch könne man parallel die Dienste von morgen etablieren. So startete beispielsweise der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Deutschland im Jahr 2020 einen eigenen Mastodon-Kanal als datenschutzkonforme Alternative zu Twitter. Im Januar 2021 folgte der Landesbeauftragte in Baden-Württemberg, nachdem er sich zuvor von Twitter abgemeldet hatte.
Ab Mai 2021 ist es auch für uns so weit. Die Clearingstelle Medienkompetenz wird zusätzlich zu Twitter, Facebook und Instagram auf Pixelfed und Mastodon vertreten sein. Hier die Deeplinks:
https://pixelfed.de/clearing.meko
https://kirche.social/@clearingstellemedienkompetenz
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