Worum geht’s?
Eckdaten des Films:
Dokumentation von Jonatan Etzler
Länge: 3 Minuten
Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2015, Schweden
Produktion: Jonatan Etzler / Etzler Film
empfohlen ab 13 Jahren
Schuljahre: Sekundarstufe I: ab Klasse 7/8 und Sek. II
Anna trifft am Morgen im Zug auf Jesper. Sie hat ihn noch nie gesehen, aber es stellt sich heraus, dass er alles über sie weiß. Er hat sie im Alltag und über soziale Medien beobachtet und sich sogar als falscher Freund einem ihrer Bekannten angedient, damit der Intimes über sie ausplaudert. Anna ist schockiert! (Methode Film)
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?
- Social Media
- Privatheit – Öffentlichkeit
- Datenschutz
- Stalking
- Kommunikation
Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Jugendlichen:
Spätestens mit dem Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018 sind die Themen Datenschutz und -sicherheit einem Großteil der Bevölkerung mehr als bewusst geworden. Jedoch lässt sich ebenfalls beobachten, dass ein beachtlicher Teil gerade junger Menschen das Internet dafür nutzt, um sich öffentlich zur Schau zu stellen. Die JIM-Studie von 2018 macht deutlich, dass die Lebenswelten junger Menschen flächendeckend von sozialen Netzwerken geprägt sind bzw. in ihnen stattfindet. Dabei zeigt sich eine Entwicklung in den letzten Jahren, die immer mehr Freizügigkeit im Umgang mit den eigenen Daten erkennen lässt. Vieles wird heute leichtfertig im Internet preisgegeben, was früher ganz selbstverständlich in den schützenswerten Bereich der Privatsphäre gefallen wäre.
Der Kurzfilm „Ich folge dir“ zeigt die mögliche Konsequenz einer ausladenden Selbstdarstellung im Internet. Obwohl die meisten wissen, dass man in sozialen Netzwerken ausgespäht werden kann, überrascht der Film „Ich folge dir“ dennoch. Wie die Protagonistin Anna bleiben auch die ZuschauerInnen nach dem Ansehen verblüfft zurück und fragen sich, was da gerade geschehen ist. Der Film ist bewusst sehr einfach gehalten und in seiner Gestaltung äußerst reduziert. Die Handlung ebenso, sie besteht nur aus einem Dialog zwischen Jesper und Anna. Kameraperspektive und Bildausschnitt beschränken sich auf Aufnahmen aus der Nähe der beiden Protagonisten.
Durch seine kurze Laufzeit von nur drei Minuten eignet sich der Film ausgezeichnet für die schulische sowie außerschulische (medienpädagogische) Arbeit mit Jugendlichen. Dabei bietet sich die Möglichkeit, gleich mehrere Themen des Films zu behandeln.
Vor allem sensibilisiert der Film für den eigenen Umgang mit Daten im Internet. Denn grundsätzlich gilt: Das Netz vergisst nie! Daten, die einmal hochgeladen wurden, verbreiten sich rasend schnell. Bei der Bandbreite an Social-Media-Diensten verliert man schnell den Überblick, wo eigene Daten liegen und wer welche Inhalte zu Gesicht bekommen kann. Wie Heranwachsende für einen verantwortungsbewussten Umgang mit persönlichen Daten sensibilisiert werden können, kann daher ein zentraler Aspekt bei der (medien)pädagogischen Arbeit sein. Neben der Problematisierung der Nutzung sozialer Dienste ist es aber auch wichtig, das Verständnis der Jugendlichen zu wecken und für sie nachvollziehbar zu machen, was die Anziehungskraft dieser Dienste ausmacht und warum sie diese so leidenschaftlich nutzen. Ebenfalls kann darüber gesprochen werden, wie eine Selbstdarstellung betrieben werden kann, bei der man auf seine Daten bewusst achtet und z. B. keine zu freizügigen Fotos von sich veröffentlicht bzw. versendet. Hierzu finden sich auf Mekomat.de passende Materialien wie beispielsweise die Veröffentlichungen „Schutz der Privatsphäre im Internet“, „Youngdata – Datenschutz (nicht nur) für Jugendliche“ oder „Urheber- und Bildrechte – nicht alles, was geht, ist auch erlaubt“.
Auch wenn im Film das Thema Sexualität im Internet nicht explizit zur Sprache kommt, können auch Aspekte wie sexualisierte Selbstdarstellung in Social Media, Sexting oder gar Sextortion bzw. Cyber-Grooming mit den Jugendlichen angesprochen und diskutiert werden. Dazu bieten sich unterstützende Materialien an, die eine bessere Behandlung des Themas ermöglichen. Neben den Broschüren „Zu nackt fürs Internet“ oder „Let’s talk about Porno“ bietet die Seite Mekomat.de viele weitere Materialien zu den filmrelevanten Themen.
Zum Einsatz in der Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen:
Generell sind die Themen des Films auch für den Einsatz in der Arbeit mit Erwachsenen geeignet. Eine Möglichkeit besteht etwa darin, das eigene Medienverhalten und den eigenen Mediengebrauch zu beschreiben, zu erläutern und anschließend zu reflektieren (z. B. Auseinandersetzung mit Konsumverhalten, Cyber-Mobbing etc.). Im Hinblick auf die Vorbildfunktion und (elterliche) Verantwortung von Erwachsenen gegenüber Heranwachsenden bei der Medienerziehung sollten sich Eltern bzw. PädagogInnen auch mit den Gefahren der Mediennutzung auseinandersetzen, um angemessen und präventiv agieren zu können.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:
-
- Fortführen des Films: Die Jugendlichen überlegen in Gruppen von bis zu fünf Personen ein alternatives Ende des Films. Dazu erstellt jede Gruppe ein Drehbuch und arbeitet die Idee entsprechend aus. Es können bspw. zusätzliche Figuren bzw. Orte auftreten oder weitere Dialoge stattfinden.
- Erstellen eines Handlungsleitfadens für einen verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien, bezogen auf Unterhaltung, Datenschutz, Mediennutzung, Entsorgung von Geräten etc.
- Filmanalyse: Die Jugendlichen analysieren den Kurzfilm „Ich folge dir“ im Hinblick auf filmische Mittel der Gestaltung (Schnitt, Bildausschnitt/Kamerabewegung, Ton, Montage, Sequenz etc.). Mithilfe der Applikation (App) „TopShot“ können SchülerInnen selbst erleben, wie filmische Mittel wie Schnitt, Perspektive, Ton etc. die Wirkung von Filmbildern verändern können. Die Anwendung ist für Lehrkräfte und SchülerInnen konzipiert und bietet eine bedienerfreundliche Oberfläche. Die NutzerInnen können dabei interaktiv in vorgefertigte Filmclips eingreifen. TopShot möchte auf die diese Weise filmische Gestaltungsmittel für junge Menschen erfahrbar machen. Ein Klick auf den Infobutton erläutert dann kurz und knapp filmische Grundbegriffe und erklärt bspw. die erzielte filmische Wirkung. Die SchülerInnen können dann Szenen nachspielen und die Wirkung dieser durch filmische Mittel verändern.
- Erstellen einer Fotocollage, in der sich die Jugendlichen mit der Ausprägung von Partnerschaft, Liebe und Sexualität (z. B. in kultureller oder gesellschaftlicher Abhängigkeit, medialer Darstellung oder biblisch-religiöser Deutung) auseinandersetzen.
Für wen?
LehrerInnen, Eltern und Jugendliche ab 13 Jahren
Bezugsmöglichkeiten:
Der Film steht mit Vorführrecht in katholischen und evangelischen Medienzentralen als Verleih-DVD oder Download zur Verfügung und kann über medienzentralen.de bezogen werden. Kreismedienzentralen haben diesen Film ebenfalls im Angebot.
Fazit:
Es lässt sich festhalten, dass die Selbstdarstellung von Jugendlichen im Netz zu einem der wichtigsten Bestandteile der Internetnutzung geworden ist. Soziale Netzwerke und mobile Medien haben hier völlig neue Möglichkeiten geschaffen. Der Film „Ich folge dir“ eignet sich für die medienpädagogische Arbeit mit jungen Menschen gut, um mit ihnen sowohl über die Vorteile als auch über die Gefahren im Netz in Bezug auf persönliche Daten ins Gespräch zu kommen. Aufgrund seiner kurzen Laufzeit eignet sich der Film hervorragend für den Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Jugendlichen.
Edit 14.12.2022: Link zu nicht mehr verfügbarem Material entfernt
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