Worum geht’s?
Eckdaten des Films:
Dokumentation von Thorsten Berg und Benedikt Walter
Länge: 44 Minuten
Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2016, Deutschland
Produktion: LaboM im Auftrag von ZDFinfo
empfohlen ab 14 Jahren, Lehrfilm für die nichtgewerbliche Nutzung freigegeben ab 6 Jahren
Schuljahre: Sekundarstufe I: ab Klasse 9 und Sek. II
Es klingt wie Science-Fiction, ist aber Realität. In den sozialen Medien wird kräftig getrickst. Man kann alles kaufen, was Kunden im Netz erfolgreicher erscheinen lässt. Ein Unternehmen aus Hamburg beispielsweise vermittelt Likes, Kommentare und Klicks. Wer viel zahlt, kriegt auch viel künstliche Resonanz. Wenn es besonders schnell gehen soll, werden auch Social Bots eingesetzt. Die Dokumentation beleuchtet die unterschiedlichen, aber miteinander verwobenen Phänomene, die diese Aussagen in einem bedenklichen Licht erscheinen lassen. Es geht um gekaufte Zustimmung in Netzwerken, um Organisationen, Einzelpersonen und Programme, die bei allen Unterschieden eines eint: Sie wollen – und können – die öffentliche Meinung manipulieren. (kfw)
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?
- Hate Speech
- (Rechts-)Extremismus und Propaganda im Netz
- Likes, Social Bots und Trolle
- Kommunikation, Massenkommunikation
- Gewalt
- Algorithmen
- Medienkompetenz
- Hass im Netz
- Politik und Medien
- Medienethik
Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Jugendlichen:
Die Lebenswelt junger Menschen ist flächendeckend von sozialen Netzwerken geprägt bzw. findet in jenen statt. Die JIM-Studie von 2018 zeigt deutlich, dass Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren, zum Großteil mit digitalen mobilen Endgeräten ausgestattet sind (97% besitzen ein Smartphone). Folgt man der Studie, sind Jugendliche unter der Woche täglich rund 3,5 Stunden online (Selbsteinschätzung). Dabei nutzten sie das Internet vorwiegend zur Information, Kommunikation und Unterhaltung.
Die Dokumentation beleuchtet die unterschiedlichen, aber miteinander verwobenen Phänomene, die diese Aussagen in einem bedenklichen Licht erscheinen lassen. Es geht um gekaufte Zustimmung in Netzwerken, um Organisationen, Einzelpersonen und Programme, die bei allen Unterschieden eines eint: Sie wollen – und können – die öffentliche Meinung manipulieren.
Die im Film gezeigten Mechanismen wie gekaufte Likes und Zustimmung oder Manipulationen in Netzwerken entsprechen zwar zum Großteil den Erfahrungswelten junger Menschen, jedoch nicht hinsichtlich der im Film gezeigten Form. Genauer gesagt: für Kinder und Jugendliche sind Shitstorms, Fake News oder Hassbotschaften im Netz keine Neuheiten. Gezielte politische Meinungsmanipulation und Mechanismen zur Stimmungsmache in sozialen Netzwerken sind ihnen jedoch fremd. Aus diesem Grund besteht die Notwendigkeit bei der (medien-)pädagogischen Arbeit mit dem Film, das Gezeigte für die SchülerInnen so erfahrbar und verstehbar zu machen, dass sie für die lebensweltliche Relevanz der Mechanismen sensibilisiert werden können.
Es bietet sich für die schulische sowie außerschulische medienpädagogische Arbeit mit Jugendlichen an, mit ihnen über ihr eigenes Medienverhalten und ihre Erfahrungen in sozialen Netzwerken zu sprechen. Es kann beispielsweise überlegt werden, in welchen sozialen Netzwerken sie aktiv sind und zu welchen Themen es darin Diskussionen gibt. Außerdem kann danach gefragt werden, ob die SchülerInnen bereits Erfahrungen mit den Themen des Films (Hass im Netz, Manipulation etc.) gesammelt haben. Wie lassen sich speziell hasserfüllte bzw. diskriminierende Situationen verteidigen und gibt es konkrete Argumentationsstrategien zur Gegenrede?
In diesem Sinne sollten die hier vorgeschlagenen Ideen zur medienpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen das Ziel haben, Heranwachsende zu einer Auseinandersetzung mit den Themen des Films anzuregen und ihnen Kenntnisse und Lösungen über Manipulationstechniken zu vermitteln. Hierzu finden sich auf Mekomat.de passende Materialien wie beispielsweise die Veröffentlichungen „Laut.Stark.Online. – Wie geht Counter Speech?“, „Vernetzter Hass“ oder „Kleiner Ratgeber zum Umgang mit rechtsextremen Sprüchen“.
Zum Einsatz in der Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen:
Grundsätzlich sind die Themen des Films auch für den Einsatz in der Arbeit mit Erwachsenen geeignet. Allerdings ist der Film mit einer Gesamtlänge von 44 Minuten ziemlich lang. Da der Film mehrere Phänomene hintereinander beschreibt, bietet es sich daher an, nur bestimmte Teile des Films zu zeigen. Gegebenenfalls haben Eltern bereits Erfahrungen im Umgang mit Cybermobbing oder Hate Speech eines Kindes gemacht. (Medien-)PädagogInnen sollten hierbei eine Haltung vertreten, die verdeutlicht, dass jedeR davon betroffen sein kann und dass es nicht darum geht, Betroffene für ihr Onlineverhalten zu verurteilen, sondern sie dabei zu unterstützen, selbstbewusst und selbstbestimmt soziale Medien zu verwenden. Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, dass ein Elternteil aus erster Hand erzählen kann, wie er/sie vorgegangen ist, welche Schritte durch ihn/sie, durch FreundInnen oder die Schule unternommen wurden. MultiplikatorInnen sollte hierbei Fingerspitzengefühl beweisen und eine Haltung vertreten, die betroffene Eltern nicht (möglicherweise zusätzlich) anprangert. Auch hier kann auf passende Materialien auf Mekomat.de verwiesen werden, wie beispielsweise die Veröffentlichungen „Hatespeech FAQ“ oder „Hass via Hashtag„.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:
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- Erstellen eines Leitfadens zur Gegenrede. Die SchülerInnen entwerfen einen Leitfaden mit Argumentationsstrategien und Tipps gegen Hasskommentare und Parolen im Netz. Die Ergebnisse werden zusammengeführt und können im Klassenzimmer ausgehangen werden.
- Analysieren von Beispielinhalten. Die Jugendlichen müssen in Einzel- oder Gruppenarbeit Beispiele von Falschnachrichten oder extremistischer Propaganda in Social Media (Screenshots) analysieren. Aufgabe ist es herausarbeiten, wo und wie genau eine Beeinflussung von (jugendlichen) Rezipienten stattfindet.
- Gemeinsames Erstellen eines Erste-Hilfe-Leitfadens für Betroffene von Cybermobbing und ggf. Veröffentlichung in den Räumen oder der Website des Jugendtreffs/der Schule. Eine weitere Hilfsmöglichkeit für jugendliche Opfer von Gewalt sind unter anderem das Material „Cybermobbing – Erste-Hilfe-App“ oder Projekte wie „Jugend Support“ oder „Werte Leben – Online“.
Für wen?
LehrerInnen, Eltern und Jugendliche ab 14 Jahren
Bezugsmöglichkeiten:
Der Film steht mit Vorführrecht in katholischen und evangelischen Medienzentralen als Verleih-DVD oder Download zur Verfügung und kann über https://www.medienzentralen.de bezogen werden. Kreismedienzentralen haben diesen Film ebenfalls im Angebot.
Fazit:
Abschließend lässt sich festhalten, dass Manipulationen und Phänomene wie Hate Speech, Cybermobbing, Fake News u.v.m. im Netz allgegenwärtig sind und in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine nicht unbedenkliche Rolle spielen. Der Film „Hasskommentare und Falsche Likes. Manipulation im Netz“ eignet sich für die medienpädagogische Arbeit mit jungen Menschen gut, um mit ihnen über die Themen des Films ins Gespräch zu kommen.
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