Fakes: Verschwörungserzählungen und Desinformation

Fakes: Verschwörungserzählungen und Desinformation Kondensstreifen putzen chem trails
Foto: Ria Sopala – pixabay.com

Unser Leben in modernen Gesellschaften wird vorrangig durch digitale Medien und das Internet bestimmt. Neben den großartigen Möglichkeiten der Kommunikation, Netzwerkbildung und Meinungsäußerung, die uns dadurch geboten werden, gibt es aber auch zahlreiche Nachteile, Gefahren und Risiken. Dazu gehören auch Fake News und Verschwörungserzählungen. Wobei es diese nicht erst seit Beginn der Digitalisierung gibt. Denn Falschmeldungen bzw. Desinformationen und Verschwörungstheorien gibt es praktisch schon immer.

Neue Möglichkeiten im Zeitalter der Digitalisierung

Neu sind aber die Messenger und Social-Media-Plattformen, die es Behauptungen wie diesen ermöglicht, in kurzer Zeit eine Vielzahl an Menschen zu erreichen. Es können vor allem Bilder und Videos so manipuliert werden, dass eine Bearbeitung mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen ist. Ein solch bearbeitetes Video wird fachsprachlich auch Deepfake genannt und wird mit Methoden der Künstlichen Intelligenz hergestellt bzw. bearbeitet. Dabei können Deepfakes aufgrund ihrer Beschaffenheit gefährliche Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Demokratie haben.

Das Thema ist aktuell wie nie. Denn im Zuge der Corona-Pandemie wurden zahlreiche Verschwörungstheorien und Falschmeldungen entwickelt, mit alten vermischt und weiterverbreitet. Und auch bei vergangenen Wahlen wie der US-Wahl 2016 tauchen die Begriffe immer wieder auf. Doch was genau sind eigentlich Verschwörungserzählungen und wo finden sie ihren Ursprung?

Katharina Nocun und Pia Lamberty definieren in ihrem Buch „Fake Facts – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen“ (Köln: Quadriga 2020) Verschwörungserzählungen wie folgt: „Eine Verschwörungserzählung ist eine Annahme darüber, dass als mächtig wahrgenommene Einzelpersonen oder eine Gruppe von Menschen wichtige Ereignisse in der Welt beeinflussen und damit der Bevölkerung gezielt schaden , während sie diese über ihre Ziele im Dunkeln lassen.“ (ebd., S. 18 – Hervorhebung der Verf.) Ein aktuelles Beispiel für diese Definition wäre, dass Bill und Melinda Gates das Coronavirus erschaffen haben, um die Welt regieren und die Menschheit durch Implantation von Chips bei Zwangsimpfungen kontrollieren zu können.

Facebook, Google und Twitter reagieren

Plattformen wie Facebook, Google und Twitter reagierten auf den Aufschwung von Falschmeldungen und Verschwörungen in den letzten Monaten und entfernten solche von ihren Seiten und sprachen Warnungen aus. Doch das Angebot an Verbreitungsmöglichkeiten, bei über 230 Social Media Plattformen, ist nahezu unbegrenzt und so wurde zum Beispiel beim Messenger-Dienst Telegram ein deutliches Wachstum verzeichnet. Doch was bewegt einen Menschen dazu, an so etwas zu glauben und sich dafür einzusetzen?

Gemäß Nocun und Lamberty sind es vor allem Menschen, die sich machtlos fühlen oder einen Kontrollverlust im Leben erlitten haben. Diese neigen dazu, diese subjektive Ohnmachtserfahrung durch Verschwörungstheorien zu kompensieren (ebd., S. 29). Sie sehen sich nicht mehr in der Lage, ihr Leben zu steuern. Aber auch Menschen mit einem Bedürfnis nach Einzigartigkeit oder dem Verlangen, sich selbst und die eigene Wertigkeit zu erhöhen, glauben eher an Verschwörungstheorien bzw. stimmen diesen eher zu. Denn sie glauben an etwas, an dem nur eine Minderheit Interesse hat, was sie wiederum in der Haltung bestärkt, dass nur sie allein die „Wahrheit“ kennen (ebd., S.30f). Dabei muss der Glaube an eine bestimmte Verschwörung wiederum andere Mythen nicht zwingend ausschließen.

Strategien zum Umgang mit Verschwörungserzählungen

Aber wie ist mit solchen Behauptungen und Menschen, die diese verbreiten umzugehen? Jede und jeder einzelne kann etwas tun! Dabei spielt es keine Rolle wie groß die Reichweite ist. Es ist sogar eher erfolgversprechend, privat anstatt öffentlich zu reagieren. Befindet man sich im Dialog mit einer Person, die von Verschwörungserzählungen überzeugt ist, gilt es ruhig und sachlich zu bleiben. Vor allem ein Abwerten der Verschwörungserzählungen des anderen kann dazu führen, dass die Person sich verschließt und aufgrund dessen eine andere Sicht auf die Dinge von vorneherein ablehnt.

Auch kann es helfen, statt einer Konfrontation zu Beginn eines Gesprächs Fragen zu stellen: Warum glaubst du daran? Wieso bist du so sicher, dass diese Person ein Experte ist und hat er sich schon mal geirrt? Wird der oder diejenige dafür bezahlt, bestimmte Theorien gezielt zu verbreiten und glaubt sie auch selbst daran? Schließlich kann und muss auch präventiv gehandelt werden. So ist das Ansprechen in der Schule und eine damit verbundene Aufklärungsarbeit hilfreich.

Eines haben alle Verschwörungstheorien und Falschmeldungen gemeinsam: mit dem Glauben an Verschwörungen gehen Konsequenzen einher – und das macht sie auch so gefährlich. Jede Geschichte und jedes Ereignis haben mehrere Seiten. Es ist wichtig alle diese Seiten zu kennen und sich dazu aus verlässlichen Medien zu informieren. Dementsprechend gilt: Wer ausreichend und vielfältig informiert ist, ist weniger anfällig für den Glauben an Verschwörungserzählungen. Und kann im Umkehrschluss Falschmeldungen auch als solche erkennen.

Ausführliche Informationen und Anregungen zur pädagogischen Umsetzung finden sich in Andreas Büsch (2020): Prüfet alles … (1 Thess 5,21). Lügen, Halb- und Unwahrheiten im Netz – und wie damit umzugehen ist. In: RU heute 01/2020, 36-42 .

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