„Digitize or die? Digitale Ethik als Aufgabe der politischen Bildung“. So lautete das Thema der Jahrestagung der AKSB (Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e. V.). Sie hat am 25. und 26. November 2019 in der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg stattgefunden. Gunter Geiger, Vorsitzender der AKSB, fasste das Ergebnis dieser Veranstaltung zusammen: „Die Vorträge und Diskussionen haben deutlich gemacht, dass Digitalität ein großes Potenzial hat, aber weiterhin viele gesellschaftliche und ethische Fragen offen sind. Die politische Bildungsarbeit kann – und sollte sogar – dabei eine wichtige Rolle einnehmen.“
So wies Dr. Doris Aschenbrenner, Professorin für Mensch-Roboter-Koproduktion an der Technischen Universität Delft, in Ihrem Vortrag „Mensch und Maschine – Zusammen sind wir stark“ darauf hin, dass in einigen anderen Länder digitale Techniken das Leben umfassend durchdringen. „Deutschland ist im Vergleich zu den Niederlanden im Bereich der Digitalität ein absoluter Anfänger.“ Dabei begrüßte sie die Entwicklung zu mehr Digitalität begrüßte unter gewissen Voraussetzungen: „Mein Ausblick ist prinzipiell positiv – unter der Bedingung, dass die Gesellschaft in der Lage ist, Digitalität aktiv und kritisch zu begleiten. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs. Dafür ist Aufklärung darüber, was bei der Digitalisierung und bei Algorithmen passiert, Grundvoraussetzung.“
Breiter gesellschaftlicher Diskurs notwendig
Eine ähnliche Ansicht vertrat Ralph Müller-Eiselt, Director Programm Megatrends der Bertelsmann-Stiftung, in seinem Vortrag „Allmacht der Automaten? Wie wir Algorithmen fürs Gemeinwohl zähmen können“. Im Bildungsbereich sieht er viele Möglichkeiten. Die Digitalisierung durchdringe schon jetzt verschiedene Aspekte, jedoch: „Noch bleiben viele Potenziale für mehr Chancengleichheit ungenutzt. Etwa durch personalisierte Bildungsangebote mit Blick auf Lernstil, Lerntempo und Lernweg.“ Die möglichen Vorteile von Algorithmen liegen für ihn auf der Hand: „Sie können unsere Schwächen ausgleichen, speziell im Umgang mit Komplexität, Konsistenz, Effizienz und Fairness.“ Auf dem Weg zu einer systematischen Nutzung dieser Chancen sieht er einige nötige Schritte, insbesondere aber diesen: „Wir brauchen eine breite Algorithmen-Kompetenz auf allen Ebenen. Das bedeutet: Verankerung in schulischen Curricula, Institutionen wie eine Bundeszentrale für algorithmische Kompetenz, Professionsethik für Programmierer, staatlicher Kompetenzaufbau.“
Diese und weitere praxisnahe Thesen behandelten die Teilnehmer/-innen der Fachtagung in BarCamp-Sessions, deren Inhalte über das Online-Tool zumpad gemeinsam bearbeitet werden konnten.
„Die Fachtagung hat viele spannende Ansätze hervorgebracht – nicht nur mit Blick auf die Inhalte, die in der politischen Bildungsarbeit vermittelt werden, sondern auch mit Blick darauf, wie sie vermittelt werden können“, fasst Dr. Karl Weber, Geschäftsführer der AKSB, zusammen. „Allen Ebenen unserer Gesellschaft ein besseres Verständnis von der Macht der Algorithmen zu vermitteln, wird weiterhin ein wichtiges Thema der außerschulischen Bildungsarbeit der AKSB-Mitglieder sein.“
Die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz hat als Kooperationspartner der AKSB an der Vorbereitung der Jahrestagung mitgewirkt.
(Text unter Verwendung eines Beitrags von Claudia Krupp, AKSB)