Der Moment der Wahrheit

Titelbild: Der Moment der Wahrheit
Bild: kwf

Worum geht`s?

Eckdaten des Films:
USA, 2015, 123 Minuten
Ein Film von James Vanderbilt
Produktion: Mythology Entertainment
empfohlen ab 14 Jahren, FSK 0
Schuljahr: Sek I: ab Klasse 9, Sekundarstufe II

Schulart: alle Schularten

FSK ab 0 Jahren freigegeben

„Der Moment der Wahrheit“ führt zurück ins Jahr 2004. Mary Mapes (Cate Blanchett) arbeitet als Produzentin des Nachrichtenmagazins „60 Minutes“. Eines Tages wird ihrem Team – George W. Bush steckt im Wahlkampf zu seiner zweiten Legislaturperiode – brisantes Material zugespielt. Der Präsident soll sich in den Siebzigerjahren vor einem Militäreinsatz in Vietnam gedrückt haben. Die Sendung schlägt ein wie eine Bombe. Doch dann werden Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Quellen laut, Beweise sollen gefälscht worden sein, Recherchen schlampig geführt. Selbst der angesehene CBS-Anchorman Dan Rather (Robert Redford) gerät unter massiven Beschuss.

Bei diesem sorgsam nacherzählten Kampf um persönliche wie journalistische Integrität und Unabhängigkeit, ähnlich dem „Watergate“-Klassiker „Die Unbestechlichen“ – konzentriert man sich aber darauf, den mühsamen Journalistenalltag minutiös nachzuzeichnen: Dokumente werden gewälzt, Computerprogramme überprüft, Zeugen befragt.

Es geht um die Mechanismen der investigativen Medienarbeit und was für Folgen sie für die Menschen, die sie betreiben, haben kann. Präzise zeichnet Vanderbilt die paranoide Stimmung nach, die die USA nach 9/11 befiel – und heute noch spürbar ist.

(Katholisches Filmwerk e.V.)

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Berichterstattung im Fernsehen und im Internet
  • Recherche von Informationen
  • Überprüfung von Quellen auf Echtheit
  • Qualitätsjournalismus – ethische Richtlinien im Journalismus
  • investigativer Journalismus
  • Fake-Nachrichten und Manipulation von Nachrichten
  • Hate speech
  • Verantwortung von UserInnen, bei der Veröffentlichung von Nachrichten
  • Zukunft des Journalismus / Journalismus im Netz und Infotainment

Zum Einsatz in der AG- oder projektbezogenen Arbeit in der Schule (z.B. Schülerzeitung):

Immer häufiger nutzen Schülerinnen und Schüler (SuS) soziale Netzwerke, um sich über aktuelle Nachrichten zu informieren. Es ist sehr schwierig, von Nutzern erstellte Inhalte (user-generated-content) einem Fakten-Check zu unterziehen, um zu überprüfen, wie glaubwürdig eine Quelle ist. Hierzu benötigen SuS Wissen darüber, wie, durch wen und mit welchem Interesse Nachrichten produziert werden. Der Moment der Wahrheit eignet sich, durch die detaillierte Aufarbeitung des Vorgehens der JournalistInnen, als Einstieg in das Thema Informationsmanagement.

Es wäre u.a denkbar, den Spielfilm im Rahmen der Arbeit einer Schülerzeitung zu zeigen. Die SuS könnten während der Filmvorführung damit beauftragt werden, kritisch zu hinterfragen, wie sie selbst bei der Recherche von Nachrichten vorgehen und wie, verglichen damit, die JournalistInnen im Film zu ihren Fakten kommen. Es könnten zudem die Bedingungen reflektiert werden, unter denen Nachrichten (z.B. die Schülerzeitung, aber auch die Tagesschau oder online-basierte Nachrichten) produziert werden. Als dokumentarische Ergänzung zum Spielfilm eignet sich Ein Ereignis wird zur Nachricht (Link – FilmTipp Januar).
Im Rahmen von AG- oder projektbezogener Arbeit könnte außerdem das Thema Fake-News aufgegriffen werden. Der Film Der Moment der Wahrheit behandelt dieses Thema auf vielfältige Weise, u.a. durch die Vorwürfe an die mit der Story beauftragten JournalistInnen zur Glaubwürdigkeit ihres Berichtes. Das lädt dazu ein, gemeinsam mit den SuS zu überlegen, welche Kriterien herangezogen werden sollten, um eine Quelle einem Fakten-Check zu unterziehen. Es sollte darauf Bezug genommen werden, dass in sozialen Netzwerken heute jede(r) Informationen verbreiten kann. Schließlich kann es auch darum gehen, sich damit (medienpraktisch) auseinanderzusetzen, wie Nachrichten manipuliert werden können.

Zum Einsatz in der Erwachsenenbildung und in der politischen Bildung für Erwachsene:

Wird Der Moment der Wahrheit in der Erwachsenenbildung eingesetzt, könnte es zum Beispiel vorrangig um die Frage nach ethischen Richtlinien für (Qualitäts-)Journalismus gehen. Es wäre hierbei eine Diskussion in zwei Richtungen denkbar: im Fokus stehen könnte einerseits die Verantwortung von ausgebildeten JournalistInnen (unterschiedlicher Mediengattungen) und anderseits die Verantwortung eines jeden Einzelnen, der in Medien Informationen oder Meinungen verbreitet. Hierbei kann auch auf bereits vorhandene Erfahrungen mit dem Veröffentlichen oder Teilen von Nachrichten und ggf. den Kommentaren zu eigenen Beiträgen eingegangen werden.

In Der Moment der Wahrheit wird an vielen Stellen die Zukunft des Journalismus angesprochen, zumeist im negativen Sinne. Das Bild des „Infotainments“ könnte aufgegriffen werden, um darüber zu sprechen, welche Veränderungen im Journalismus bereits stattgefunden haben und welche weiteren Entwicklungen zu erwarten sind. Hierbei kann auch problematisiert werden, dass – wie im Film Der Moment der Wahrheit – zumeist Schlagzeilen über das (private) Fehlverhalten von PolitikerInnen in den Nachrichten aufgegriffen, jedoch sehr selten komplexe Zusammenhänge (wie z.B. Parteiprogramme oder nationale, europäische und internationale Interessen) für ein großes Publikum aufbereitet werden.

Des Weiteren eignet sich der Film dazu, das Thema Hate speech anszusprechen. Die Protagonistin, Mary Mapes, liest an einer Stelle des Films UserInnen-Kommentare zu ihrem Nachrichtenbeitrag vor (57:45 – 58:49 Min). Diese Szene könnte erneut vorgeführt werden und als Anlass dazu dienen, über persönliche Erfahrungen der TeilnehmerInnen im aktiven und passiven Umgang mit Kommentarspalten zu sprechen. Hierbei könnten Fragen nach den Grenzen von Meinungsfreiheit, der Motivation von Hatern, den Konsequenzen für Betroffene von Hate speech, dem rechtlichen Vorgehen gegen und den Reaktionsmöglichkeiten auf Hate speech, eine wichtige Rolle spielen. TeilnehmerInnen könnten Beispiele von Hasskommentaren recherchieren und mit den im Film beschrieben Äußerungen vergleichen.

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:

  • Erlernen von Interviewtechnik (z.B. Berücksichtigung der W-Fragen und Kameraeinstellungen) durch das Durchführen eigener Interviews.
  • Erstellen von Nachrichten, z.B. anlassbezogen zu einem (Schul-)Projekt oder einer Veranstaltung, und Veröffentlichung der Nachrichten in verschiedenen Medienformaten (u.a. Blog, Facebook, Website, Zeitung).
  • Aufnahme und Sendung eines Radiobeitrags zu einem interessierenden Thema bei einem Offenen Kanal der Landesmedienanstalten.
  • Erarbeitung einer Checkliste über ethische Richtlinien für die Veröffentlichung eigener Inhalte in sozialen Netzwerken.
  • Entwurf eines Zukunftsszenarios der Profession des Journalismus und der Interaktionsmöglichkeiten von UserInnen.

Für wen?

Jugendliche ab 16 Jahren.

Bezugsmöglichkeiten:

Der Film ist als DVD mit Vorführrecht in katholischen und evangelischen Medienzentralen und Kreismedienzentren ausleihbar und unter www.medienzentralen.de online abrufbar. Ein Direktbezug der DVD mit Vorführrecht ist unter www.filmwerk.de möglich.

Fazit:

Der Spielfilm Der Moment der Wahrheit muss nicht in seiner vollen Länge von 121 Minuten gezeigt werden, es reichen einzelne zuvor ausgesuchte Sequenzen, je nachdem, welche Themen im Fokus der medienpädagogischen Arbeit stehen sollen. Da im Film ein sehr negatives Bild von der Zukunft des Journalismus gezeichnet wird, wäre es interessant, mit den Zielgruppen ein positiveres Zukunftsszenario (z.B. auch bezogen auf eigene Möglichkeiten der Mitgestaltung in sozialen Netzwerken) zu entwerfen.

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