Liebe Leserinnen und Leser,
das Thema Künstliche Intelligenz ist jetzt auch im Vatikan angekommen! Zumindest könnte dieser Eindruck entstehen, befassen sich doch zwei aktuelle Papstbotschaften mit KI. Da ist zum einen die Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der weltweit am 24. Januar begangen wird, in Deutschland jeweils am zweiten Sonntag im September. Unter dem Motto „Künstliche Intelligenz und Weisheit des Herzens: für eine wahrhaft menschliche Kommunikation“ erteilt der Papst zunächst technikfeindlichen Narrativen eine Absage und lädt dazu ein, sich auf das Neue einzulassen. Jedoch sieht er den „qualitativen Sprung“, den generative KI ausmacht, ambivalent: Einerseits bestehe die Gefahr der Überhöhung, denn KI fördere die Hybris des Menschen, „seine Verwundbarkeit mit allen Mitteln zu überwinden“ und „ohne Gott wie Gott“ werden zu wollen. Andererseits sei die Gefahr des Missbrauchs von KI – Franziskus benennt beispielhaft Fake News und Deepfakes – nicht zu bestreiten.
Die Lösung bestehe in … Trommelwirbel! … Bildung, konkret: Medienbildung und Entwicklung kritischer Kompetenz: „Es ist unsere Aufgabe, uns über die theoretische Entwicklung und den praktischen Gebrauch dieser neuen Instrumente der Kommunikation und der Erkenntnis Gedanken zu machen.“ Dazu gehöre auch, dass Anbieter und Entwickler Verantwortung übernehmen für ihre Produkte, damit nicht „neue, auf Informationsdominanz basierende Kasten“ entstehen und damit die Technologie nicht zu einer verengten Sicht auf die vielfältige, plurale und komplexe Wirklichkeit führt.
Zum anderen hat der Papst auch in seiner Botschaft zur Feier des 57. Weltfriedenstages am 1. Januar 2024 über „Künstliche Intelligenz und Frieden“ geschrieben. Darin sieht er ebenfalls eine ambivalente „Zukunft der künstlichen Intelligenz zwischen Verheißung und Risiko“. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen rubriziert er unter Ethik, Einsatz für den Frieden, Bildung und Völkerrecht. Das Ziel ist auch in dieser Papstbotschaft keinesfalls eine Verteufelung technologischer Entwicklungen oder ein naives Moratorium, sondern eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung, die letztlich von den Werten der Freiheit, der Menschenwürde und der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden motiviert ist.
All das ist nicht wirklich neu; Teile davon finden sich bereits in einem Papier vom Februar 2020 unter dem Titel „Rome call for AI Ethics“, an dem neben Microsoft und IBM u.a. die päpstliche Akademie für das Leben mitgewirkt hat. Aus dem gleichen Jahr stammt das von der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegte Thesenpapier zu Digitalität und KI, an dem ich intensiv mitarbeiten durfte.
Bei aller Begeisterung der Nutzer:innen über die neuen Möglichkeiten bedarf es neben regulatorischen Anstrengungen auf unterschiedlichen Ebenen zweifelsfrei auch intensiver Bildungsbemühungen, um die guten Überlegungen fruchtbar zu machen. Denn ohne eine kritische Nutzung läuft jegliche Technik Gefahr, sich zu verselbständigen. Gut, wenn kirchliche Akteur:innen das Sinnangebot, das wir haben, auch in diesem Feld zum Tragen bringen. Wer Ohren hat zu hören …
Herzliche Grüße
Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz
Direkt zu den einzelnen Rubriken:
Themen und Termine
KiW – last call!
Die Tagung geht in der Katholischen Akademie Bayern vom 29.02. bis zum 01.03.2024 der Frage nach, wie KI die Kirche verändern wird. Erstmals gibt es auch Exkursionen zu Institutionen und Unternehmen, die im Bereich KI tätig sind. Noch sind einige wenige Plätze frei für die Teilnahme in Präsenz, darüber hinaus ist auch eine Online-Teilname möglich.
Bomben im Kinderzimmer?!
Alle zwei Jahre treffen sich mehrere Tausend Menschen beim Katholikentag, um sich über Kirche, Politik und Gesellschaft auszutauschen. Dabei geht es um innerkirchliche Fragen genauso wie um gesamtgesellschaftliche. Die Clearingstelle Medienkompetenz beteiligt sich aktiv an einem Workshop beim 103. Kirchentag vom 29.05.-02.06.24 in Erfurt zum Thema Nachrichten für Kinder.
Zur Website des Katholikentags …
Filmtipp
Her
Theodores gescheiterte langjährige Beziehung hat ihm das Herz gebrochen – umso interessierter reagiert er auf ein neues Betriebssystem, das ihm als intuitive, eigenständige Persönlichkeit angepriesen wird. Theodore lässt sich von „Samanthas“ Stimme bezaubern, denn sie stellt sich mit viel Verständnis auf ihn und seine Bedürfnisse ein …
mekomat des Monats
Let’s talk about Porno
Kinder und Jugendliche kommen heute schon früh im Internet mit Pornografie in Kontakt. Es braucht Aufklärung und Schutz. Das Material von klicksafe unterstützt pädagogische Fachkräfte und Lehrer:innen dabei, im Klassenraum oder im Jugendzentrum das immer noch stark tabuisierte Thema Pornografie zu behandeln.
Zertifikatskurs #mepps
#mepps23: Vorbereitung der zweiten Präsenzphase
Die zweite Präsenzphase, die im März 2024 im KSI in Siegburg stattfindet, steht ganz im Zeichen der Praxis. Die Teilnehmenden bereiten sich nach der intensiven Beschäftigung mit medienpädagogischen Inhalten und Studien auf die Entwicklung ihrer eigenen Praxisprojekte vor. Diese werden in Form von Projektskizzen präsentiert.
Zur Kursbeschreibung von #mepps23
#mepps24: Ausschreibung in Vorbereitung
Die Bemühungen um die Finanzierung eines weiteren Kurses im Jahr 2024 verlaufen erfolgversprechend. Dieser wäre dann der 10. Durchgang. Für uns und unsere Teilnehmenden, die sich als Alumni gut vernetzt haben, könnte das Jubiläum ebenso wie für unsere Kooperationspartner ein schöner Anlass zum Feiern sein. Demnächst mehr dazu auf der Website!
Kooperationspartner
Beratungsstelle Erwachsenenbildung
Die KEB Rheinland-Pfalz hat eine Online-Beratungsstelle rund um die Themen Virtual Reality, Augmented Reality und Gamification eingerichtet. Dort finden sich gebündelt Ressourcen, Infos und Ideen rund um den Einsatz der Techniken in der Erwachsenenbildung sowie eine umfangreiche Linksammlung zu Apps, Spielen, Projekten und vielem mehr.
Genderkonstruktionen in digitalen Spielen
Unter der Rubrik „Bildungsthemen“ beschäftigt sich die bpb mit der Frage, wie sich Genderkonstruktionen in der digitalen Spielewelt gewandelt haben und wie es heute mit der Darstellung von geschlechtlicher Vielfalt in digitalen Games aussieht. Dabei geht es auch um Männlichkeitsbilder, Queerness und gendersensible Spiele in der Praxis.
Tools gegen Fake News
Die Stiftung Digitale Chancen bietet jungen Menschen, Medienpädagog:innen und Multiplikator:innen in der Jugendarbeit einen Werkzeugkoffer mit 17 interaktiven Online-Tools zum Erkennen von Fake News, Verschwörungserzählungen und Desinformation an. Zu den Tools gehören u.a. Serious Games und Websites, die Faktencheck-Artikel veröffentlichen.
Tool des Monats
AhaSlides
AhaSlides ist eine interaktive Präsentationssoftware, mit der man u.a. Live-Umfragen, Quizze, Echtzeit-Charts und Wortwolken generieren kann. Zahlreiche ansprechend gestaltete Vorlagen erleichtern den einfachen Einstieg. Das Tool ist bis maximal sieben Teilnehmende kostenfrei nutzbar, darüber hinaus fallen Gebühren an.
Fundstücke des Monats
Filme, die es nicht gibt
Die Webdesignerin Lynn Fisher hat mit Nestflix eine Seite erstellt, die nicht nur bis auf einen Buchstaben im Namen einem bekannten Vorbild ähnelt. Darin finden sich Hunderte von Filmen, die es nicht gibt, die aber in existierenden Filmen erwähnt werden und in ihnen sozusagen „verschachtelt“ sind (englisch: „nested“). Ein Spaß nicht nur für Cineasten, finden wir.
Tangram online
„Blocks“ ist ein kosten- und werbefreies Online-Spiel nach Art des Tangram-Puzzles: Mehrere bunte eckige Figuren müssen so zusammengefügt werden, dass sie in ein vorgegebenes Muster – hier stets ein Quadrat – passen. Das Spiel hat 60 Level mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Empfohlen zum Entspannen zwischendurch bei anstrengender Kopfarbeit.
Deutschland in Zahlen
Manche Diskussion funktioniert nur aufgrund von Fake News – mit den korrekten Daten ließe sich manches Argument rasch entkräften. Das Statistische Bundesamt hat zahlreiche Daten auf einer Website gebündelt und in Grafiken verpackt. Die Themen reichen von „Aktuell im Fokus“ über Bauen, Wohnen und Energie bis hin zu Ukraine.
OERcamp in Hamburg
Vom 6. bis 8. März 2024 treffen sich in Hamburg nicht nur alte Hasen der deutschsprachigen OER (Open Educational Ressources)-Community, sondern auch Neulinge und Quereinsteiger:innen für eine digitale, offene und zeitgemäße Bildung. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist die Teilnahme kostenfrei.
| Bildnachweise Editorial: Angelika Kamlage | Themen und Termine: Katholische Akademie Bayern | 103. Katholikentag Erfurt 2024 e. V. | Filmtipp: Screenshot aus „Her“/WarnerBros | mekomat: klicksafe | Zertifikatskurs: Olia Danilevich – Pexels | fovito – fotolia.de | Kooperationspartner: KEB Rheinland-Pfalz | Bundeszentrale für politische Bildung /Nintendo | Stiftung Digitale Chancen | Tool des Monats: AhaSlides | Fundstücke: Nestflix/Universal Pictures | blocks I Statistisches Bundesamt | J&K – Jöran und Konsorten GmbH & Co.KG |
