Liebe Leserinnen und Leser,
hin und wieder begegnen mir bei Fortbildungen grenzwertige Vorwürfe gegen die Medienpädagogik und gegen Medienpädagog:innen, wie sie auch ein – zumindest außerhalb seines Fachs, das überhaupt nichts mit (Medien-)Pädagogik zu tun hat – höchst umstrittener Autor schon einmal formuliert hat. Demzufolge ist unsere Disziplin (mit) Schuld daran, wenn Kinder oder Jugendliche zu viel und zu lange Medien nutzen; im Fokus stehen dabei meistens Games und Social Media. Denn die Medienpädagog:innen führen die nachwachsende Generation ja immer und viel zu früh an „Neue Medien“ heran … (Nur am Rande: Von Erwachsenen und ihrem manchmal fragwürdigen Medienverhalten ist seltsamerweise nie die Rede.)
Richtig ist, dass Medienpädagogik immer (auch) ein Balanceakt ist zwischen Begleitung, Förderung und Befähigung einerseits und Aufklärung sowie (Jugendmedien-)Schutz andererseits. Und zu beidem gehört auch, Herausforderungen und Gefährdungen realistisch in den Blick zu nehmen. Dabei ist immer die Gefahr des Framings gegeben: Wenn ich z.B. über die Toilettendeckel-, Schulden-, Hähnchenschnitzel- oder andere absurde Challenges auf TikTok und Instagram informiere, besteht die Möglichkeit, dass jemand überhaupt erst auf die Idee kommt.
Aber auch den negativen Einfluss von Apps wie Instagram, die auf visuelle Inszenierung zielen, auf das Selbst- und Körperbild vor allem junger Menschen gilt es zu thematisieren. Dazu lief bei Arte im August 2022 eine empfehlenswerte Doku „Instagram. Das toxische Netzwerk“ – Sie finden sie in der Mediathek oder bei YouTube.
Dass auch die Alternative be:real, die sich als Anti-Instagram inszeniert, nicht unproblematisch für (junge) Nutzer:innen ist, haben die Kolleg:innen von jugendschutz.net ebenfalls vor Kurzem beschrieben.
Insofern bleibt die Aufgabe der Medienpädagogik, altersangemessen Medienbildung zu vermitteln, um (jüngeren ebenso wie älteren) Menschen immer wieder einen ebenso selbstbestimmten wie verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu ermöglichen. Und es wird spannend bleiben!
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz
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Themen und Termine
Katholischer Medienkongress: Rückblick
Vom 02. bis 04.11.2022 fand der Dritte Katholische Medienkongress (#KMK22) in Bonn statt. Die Clearingstelle war in der Expo-Area, mit zwei Lightning talks und auf dem Panel „Menschmaschine oder playful future?“ dabei. Herzlichen Dank an die Organisator:innen – und allen Besucher:innen für die vielen guten Gespräche und den Austausch!
Save the date: Kirche im Web #kiw22
Auf der jährlichen Tagung tauschen sich Interessierte zum Thema Kirche im Web aus. Nun steht der Termin für 2023 fest:
Am 16. und 17. März lädt das Organisationsteam in die Akademie Franz Hitze Haus nach Münster ein. Weitere Informationen folgen hier und auf unserer Website.
Save the date!
#mepodi: Save the date
Die nächste Fachtagung #mepodi findet am 30. März 2023 in der Hessischen Landesvertretung in Berlin statt. Dabei wird es thematisch um Chancen und Grenzen digitaler politischer Bildung für die Stärkung unserer Demokratie gehen.
Wir werden Sie auf dem Laufenden halten!
Echt jetzt? Katholische Kirche und Netzpolitik? 15.11. | online
Die katholische Kirche hat zwei netzpolitisch relevante Papiere veröffentlicht. Im Rahmen der Aktionstage Netzpolitik & Demokratie stellt der Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz, Prof. Andreas Büsch, am 15.11. von 16:00 – 17:30 Uhr die inhaltlichen Schwerpunkte online zur anschließenden Diskussion vor.
Filmtipp
Archiv: Der Moment der Wahrheit
Im Filmtipp geht es um die Mechanismen der investigativen Medienarbeit und was für Folgen sie für die Menschen, die sie betreiben, haben kann. Der Film führt zurück ins Jahr 2004: Präzise wird die paranoide Stimmung nachgezeichnet, die die USA nach 9/11 befiel – und die heute noch spürbar ist.
mekomat
Spotlight Aluhut
Verschwörungserzählungen bieten meist einfache und eindeutige Antworten auf komplexe Fragen. Diesem Thema können Lernende der Sekundarstufe I und II mithilfe der interaktiven Lernbausteine des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) namens „Spotlight Aluhut“ nachgehen.
Zertifikatskurs #mepps
Alumni: Medienpädagogik in der digitalen Sozialmaschine
Endlich war es wieder so weit – das Treffen der #mepps-Absolvent:innen stand an, und zwar live und vor Ort!
Die Keynote von Dr. Harald Gapski unter dem Titel „Kritische Medienbildung für ein Leben in der ‚digitalen Sozialmaschine‘?“ bot reichlich Stoff zur Diskussion – neben weiteren Barcamp-Sessions.
#mepps22: Achter Durchgang des Zertifikatskurses gestartet
Einiges war diesmal anders beim achten Durchgang des Zertifikatskurses Medienpädagogische Praxis. So begann der Online-Prolog beispielsweise schon im September wegen der Terminkollision mit dem Katholischen Medienkongress. Aber das tat dem erfolgreichen Präsenzstart von #mepps22 keinen Abbruch. Im Gegenteil!
Kooperationspartner
„Mit Medienpädagogik die Welt retten?! Medienpädagogik in einer Kultur der Digitalität“: Online-Workshops am 24.11.
Wie kann Medienbildung zu einem besseren Leben beitragen und elementare soziale oder ökologische Transformationsprozesse begleiten? Das 39. Forum Kommunikationskultur in Potsdam ist ausgebucht, zu den Online-Workshops am 24.11.2022 sind jedoch noch Anmeldungen möglich.
Gerechtes Zusammenleben durch Demokratiebildung
Die EU-Initiative klicksafe hat einen neuen Themenbereich auf ihrer Website eingerichtet. Dieser bündelt Informationen, Lehrmaterialien und weitere Angebote zum Thema Demokratiebildung. Denn bereits Kinder und Jugendliche kommen online mit Phänomenen wie Fake News in Kontakt.
Safer Internet Day SID 23
Wie gesund ist unser digitaler Alltag und welche Fähigkeiten helfen uns dabei, digitale Medien bewusst und ausgewogen zu nutzen? Unter dem Motto #OnlineAmLimit – dein Netz. dein Leben. deine Grenzen. findet der Safer Internet Day (SID23) am 7. Februar 2023 statt. Aktionsanmeldungen sind bereits möglich.
Bewerbungsphase für den medius 2023 startet
Bereits zum 16. Mal wird der medius-Preis ausgeschrieben, der wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum zu Themen der Medienpädagogik, der Lebenwelt von Kindern und Jugendlichen sowie des Jugendschutzes würdigt. Einreichungen sind ab sofort bis zum 31.01.2023 möglich.
Fundstücke des Monats
Tempr.email: „Wegwerf“-Mailadresse
Die Notwendigkeit von „Wegwerf“- Mailadressen ist leider nach wie vor gegeben, denn viele Dienste lassen sich durch Angabe der E-Mail-Adresse „bezahlen“ – Spam und Werbung sind dann die Folge. Mit Tempr.email lässt sich die eigene Mail-Adresse vor unbekannten und unseriösen Anbietern schützen.
Relithek: ein Multimediaportal zur (inter)religiösen Verständigung und Bildung
Relithek ist ein Projekt zur interreligiösen Bildung und zugleich medienpädagogisches Projekt in Kooperation mit den Kolleg:innen vom Medienprojektzentrum Offener Kanal Rhein-Main. Kurze Erklärfilme werden von Studierenden der Evangelischen Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt erstellt.