Liebe Leserinnen und Leser,
auch wer mit der katholischen Kirche rein gar nichts am Hut hat, konnte vor exakt vier Wochen nicht umhin wahrzunehmen, dass das Konklave innerhalb kürzester Zeit den 267. Nachfolger Petri gewählt hatte. „Ein nahezu undenkbarer Papst“ titelte die FAZ und brachte damit die faustdicke Überraschung auf den Punkt, denn Robert Francis Prevost ist der erste US-Amerikaner, der dieses Amt innehat. Bei näherem Hinsehen dürfte seine bisherige Funktion als Präfekt des Dikasteriums für Bischöfe sicherlich nicht geschadet haben, denn so hatte er in den letzten beiden Jahren Kontakt zu vielen der 133 versammelten Kardinäle, die sich zum großen Teil untereinander (noch) nicht kannten.
Alle seine Worte, seine Gesten und die Wahl seiner Kleidung sowie andere Details wurden in den ersten Tagen exegetischer Prüfung unterzogen: Wie tickt Leo XIV? Sagt die Namenswahl mit Bezug auf den „Arbeiterpapst“ Leo XIII. und dessen Sozialenzyklika Rerum novarum schon alles? Wird er die Reformansätze von Franziskus fortführen, worauf seine erste Ansprache an das Kardinalskollegium zwei Tage nach seiner Wahl schließen lässt?
Eines aber scheint schon jetzt klar zu sein: Papst Leo XIV. „kann“ Medien und versteht deren Relevanz in einer modernen Welt. Und bereits in den ersten Tagen hat er sich zum Thema Künstliche Intelligenz geäußert. Er stellt sie in den Kontext der katholischen Soziallehre, „um auf eine weitere industrielle Revolution und auf die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz zu antworten, die neue Herausforderungen im Hinblick auf die Verteidigung der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Arbeit mit sich bringen.“ (ebd.)
Damit bringt er ein Anliegen auf den Punkt, das zuletzt Ende Januar 2025 in der gemeinsamen Note Antiqua et nova der Vatikan-Behörden für die Glaubenslehre und für Kultur und Bildung über das Verhältnis von künstlicher Intelligenz und menschlicher Intelligenz geäußert wurde: Es kann und darf nicht darum gehen, revolutionäre Entwicklungen wie die auf dem Gebiet der KI zu verteufeln. Im Gegenteil: „Die Kirche fördert den Fortschritt in Wissenschaft, Technik, Kunst und allen anderen menschlichen Unternehmungen“ (ebd.), da sie darin eine Mitwirkung am Schöpfungsauftrag sieht. Allerdings muss die Verschiedenheit von menschlicher und künstlicher Intelligenz ebenso betont werden wie die genuine Beziehungsfähigkeit der Menschen – was die Maschine bei entsprechender Programmierung und Training bestenfalls simulieren, aber niemals empathisch nachvollziehen kann.
Es wird spannend sein, zu verfolgen, welche Chancen für Kirche und Pastoral noch in KI liegen und wie sie genutzt werden können. Schon jetzt ist aber klar, dass für eine kompetente Nutzung von KI-Diensten auch erhebliche Kompetenzen vonnöten sind. Das Vatikan-Dokument hebt dabei vor allem auf Transparenz, Rechenschaftspflicht der Anbieter und Betreiber sowie kritisches Denken und Urteilsvermögen der Nutzer:innen ab.
Dass dabei – wie auch bei der kompetenten Nutzung – durchaus noch „Luft nach oben“ ist, zeigen auch die aktuellen Studien des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs), die in den letzten beiden Wochen erschienen sind: Sowohl bei den Kindern (KIM-Studie 2024) wie bei den Senior:innen (SIM-Studie 2024 – unser mekomat des Monats) spielt KI bisher noch kaum eine Rolle.
Herzliche Grüße
Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz
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Themen und Termine
Symposium KI und Soziale Arbeit
Am 15. Mai 2025 trafen sich in der Katholischen Hochschule Mainz bei einer Veranstaltung u. a. der Clearingstelle Medienkompetenz Expert:innen aus Wissenschaft und Forschung, um mit mehr als 60 Gästen über die Chancen, Herausforderungen und Risiken von KI in der Sozialen Arbeit zu diskutieren.
Filmtipp
Medien – warum die 4. Gewalt für die Demokratie so wichtig ist
Spätestens mit dem Feldzug des US-Präsidenten Donald Trump gegen die freie Presse in den USA wird der Ton für Journalisten rauer. Fake-News und Hetz-Kampagnen in Sozialen Netzwerken sind neue Herausforderungen. Umso wichtiger ist die Rolle der Medien als kontrollierende 4. Gewalt in unserem Rechtsstaat.
mekomat
SIM-Studie 2024. Senior*innen, Information, Medien
Die Ergebnisse der SIM-Studie 2024 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) zeigen einen deutlichen Anstieg der digitalen Teilhabe der Personen ab 60 Jahren im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch besteht ein hoher Bildungsbedarf vor allem im Bereich der digitalen Gesundheitskompetenz.
Zertifikatskurs #mepps
Abschlusstreffen #mepps24
In der nächsten Woche findet in Siegburg die dritte und letzte Präsenzphase des aktuellen Kurses #mepps24 statt. Die Teilnehmenden aus den verschiedensten Handlungsfeldern präsentieren dann vor dem Plenum ihre Projekte. Diese werden anschließend auf unserer Projektwebsite zu finden sein. Wir sind gespannt!
#mepps25: Jetzt noch bewerben!
Interessierte können sich jetzt noch bewerben für den 11. Durchgang unseres Zertifikatskurses. Beginn ist im Herbst. Alle Informationen zu Programm, Terminen und Kosten finden sich auf unserer Website. Außerdem gibt es dort den Link zu unserem Online-Bewerbungsformular, das noch bis 15. Juni freigeschaltet ist.
Hier geht’s zur Ausschreibung …
Kooperationspartner
GMK: Einladung zur Online-Veranstaltung am 27. Juni
Wie bewegen und verhalten sich junge Menschen bei der Suche nach Informationen in komplexen Online-Räumen? Dr. Georg Materna vom JFF stellt auf der Veranstaltung im Rahmen von toneshift – Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation Erkenntnisse aus einer aktuellen Explorationsstudie vor.
mpfs: KIM-Studie 2024 veröffentlicht
Seit 1999 führt der mpfs jährlich eine Studie zum Stellenwert von Medien im Alltag von Kindern durch. Die neue Studie zeigt: Mehr als die Hälfte aller internetnutzender Kinder ist täglich online und dabei auch häufig auf Social Media, obwohl das laut den Nutzungsbedingungen erst ab 13 erlaubt ist.
Zum mekomat-Beitrag zur KIM-Studie …
klicksafe: Quiz Deepfake Detectives
Mit KI lassen sich Bilder, Videos, Audios und Texte gezielt manipulieren oder komplett neu erstellen. Solche Deepfakes können täuschend echt wirken! In 16 Beispielen kann man testen, wie gut man dagegen gewappnet ist. Zu jeder Antwort gibt es ein Feedback mit hilfreichen Erklärungen und weiteren Informationen.
GMK: Aufruf zur Einreichung von Projekten
Die GMK sucht medienpädagogische Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Fluchtgeschichte, um sie einer breiten Öffentlichkeit als Good-Practice-Bespiele zugänglich zu machen. Die Projekte werden nach Schwerpunkt, Medien, Zielgruppe und Methode kategorisiert. Senden Sie hre Vorschläge!
GAmM: Wie Generationen voneinander lernen
„Mit unserer Arbeit möchten wir das Verständnis unterschiedlicher Generationen füreinander stärken und Familien fit für einen sicheren und verantwortungsbewussten Medienumgang machen“, so die Medienpädagogin Erika Bartsch vom Projekt MEiFA, das u. a. intergenerationelle Workshops anbietet.
GMK: Save the Date! Forum Kommunikationskultur
Das 42. Forum Kommunikationskultur findet vom 14. bis 16. November 2025 in Oldenburg statt. Das diesjährige Motto lautet: Don’t Panic! Der Fokus liegt auf Ansätzen, die herausfordernde Themen nicht nur ernst nehmen, sondern souverän und proaktiv angehen, und helfen, Ängste zu überwinden und Resilienz zu stärken.
Tool des Monats
LocalSend
Auf der Open Source-Plattform LocalSend kann man Dateien einfach, fast intuitiv und ohne zentralen Server teilen. Sie ist für Windwows, macOS, Linux, Android und iOS kostenlos verfügbar – ohne Werbung und Tracking. Sicherheit und Datenschutz sind durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewährleistet.
Fundstücke
Farben raten
Nicht bloß ein netter Zeitvertreib für Web-Nerds: Zu einer vorgegebenen Farbe muss der passende RGB-Wert im Hexadezimal-Format geraten werden. Nach jeder Eingabe gibt es eine Hilfestellung, ob und wie sehr der Versuch korrigiert werden muss. Bei der Auflösung gibt es dann die Bezeichnung des Farbtons im Klartext.
KI-Bilder erkennen
Mittlerweile sind die Bild-Generatoren so gut geworden, dass es selbst für Profis schwierig wird, KI-Produkte zu erkennen. Wie das geht und warum das so schwierig geworden ist, erklärt c’t-Redakteur Jan-Keno Janssen. Das You-Tube-Tutorial lässt genügend Zeit, um mitzuraten, welche der 20 Bilder KI-generiert sind. Verblüffend!
Internetphänomen Brainrot
Dass auf Social Media nicht alle Inhalte den Anspruch haben, gehaltvoll zu sein, dürfte inzwischen allgemein bekannt sein. Laut Webhelm gibt es dafür sogar einen Begriff: Brainrot (Gehirnfäule), was auf den mentalen Zustand nach übermäßigem Konsum geistloser Inhalte anspielt. Leider nicht nur lustig …
KI-Bildertrends für Extremist:innen
Extremist:innen greifen KI-Bildertrends wie „Ghiblification“ (die Umwandlung von Fotos durch KI in Comicfiguren, die denen des japanischen Anime-Studios Ghibli ähnlich sehen) auf, zur heroisierenden Selbstdarstellung und um sich humorvoll zu geben. Durch die Verniedlichung lenken sie von ihrer Menschenverachtung ab.
Bildnachweise Editorial: Angelika Kamlage | Themen und Termine: Clearingstelle Medienkompetenz – Tamara Dimdik | Filmtipp: BR RESPEKT/Eigener Screenshot | mekomat: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) | Zertifikatskurs: Bettina Berres und #mepps21 | fovito-fotolalia | Kooperationspartner: Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) | mpfs | klicksafe | GMK | Initiative Gut Aufwachsen mit Medien (GAmM) | GMK | Tool des Monats: Tien Do Nam | Fundstücke: Hannah and Ekim | Heise Medien GmbH & Co. KG | webhelm | jugendschutz.net/Instagram
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