Woran wir gerade arbeiten – März 2020

Liebe Leserinnen und Leser,

Prof. Andreas Büsch

das Thema Jugendschutz ist mindestens so alt wie das Thema Medienpädagogik. Und die Notwendigkeit einer Reform der geltenden Regelungen ist zum einen sattsam bekannt, zum anderen eine zwangsläufige Folge aus der ständigen Weiterentwicklung der Medien, woraus sich eben immer wieder auch neue Herausforderungen für den Jugendschutz ergeben.
Gut also, wenn nun ein Referentenentwurf für ein neues Jugendschutzgesetz vorliegt. Dass der nach monate- bzw. jahrelangen Ankündigungen und internen Debatten relativ überraschend kam, ist das eine. Dass es für eine schriftliche Anhörung dazu allerdings nur eine Frist von 14 Tagen (über Karneval/Fastnacht) gab, könnte den Eindruck vermitteln, dass all zu viel Rückmeldung nicht wirklich erwünscht sei.Aufhorchen lässt, dass die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien (BPJM) zu einer “Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz” ausgebaut werden soll, wozu dort über 50 zusätzliche Planstellen geschaffen würden. Tatsächlich könnte dies der große Wurf sein, um endlich ein koordiniertes Vorgehen von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Punkto Jugendschutz zu erreichen. Allein: die Bundesländer im weiteren Verfahren außen vor halten zu wollen ist mit Blick auf den Föderalismus ein gewagtes Unterfangen – gerade das Spannungsverhältnis zum Jugendmedienschutzstaatsvertrag der Länder offenbart Harmonisierungs- und Regelungsbedarf.Keine Frage: der immer offensichtlichere Hass in sozialen Netzen, die Verrohung der Kommunikation und die ganz offensichtlich an funktionierenden Umsetzungen rechtlicher Vorgaben nur bedingt interessierten multinationalen Betreiber von Plattformen und Diensten geben reichlich Hinweise auf Handlungsbedarf. Und dass letztere nun “Vorsorgemaßnahmen” treffen müssen, um z.B. Eltern “Mittel zur Steuerung und Begleitung der Nutzung der Angebote” durch ihre Kinder zu geben, oder jugendschutzkonforme Voreinstellungen vornehmen sollen, ist längst überfällig.

Spannend auch, dass “die Sichtweise von Kindern und Jugendlichen und deren Belange in geeigneter Weise angemessen zu berücksichtigen” ist, wenn Richtlinien für Jugendschutzeinstellungen von anerkannten Selbstkontroll-Einrichtungen erarbeitet werden sollen.

Gerne diskutieren wir mit Ihnen den weiteren Fortgang der Beratungen, der zeigen wird, ob dies nun der erhoffte (und versprochene) große Wurf zur Neuregelung des Jugendschutzes ist.

Herzliche Grüße
Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz

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Die Inszenierung von Gesellschaft in digitalen Spielen: Welche Spielregeln gelten in Games? Welche Frauen- und Männerbilder werden in Spielen gezeichnet? Wie werden Gegner im Spiel dargestellt? Welches Bild von Gesellschaft wird gegeben? Mit diesen und anderen Fragen wird sich die Fachtagung der Reihe Digital 2020 am 4. und 5. Juni 2020 in Fulda beschäftigen.

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KI, also Künstliche Intelligenz (engl. Artificial Intelligence, AI) – wird immer mehr zum Thema im gesellschaftlichen Alltag. In Japan werden „humanoide Roboter“, autonome Maschinenwesen, in Hotellobbys, Einkaufzentren und Seniorenheimen längst im Dauerbetrieb erprobt. Die „Liebesgeschichten aus der Zukunft“ sind unser aktueller Filmtipp für die medienpädagogische Arbeit.

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Wie funktioniert eigentlich die BPJM?Mekomat: Wie funktioniert eigentlich die BPJM?

Jugendmedienschutz will und soll Einflüsse von Kindern fernhalten, die ihrem Alter und Entwicklungsstand nicht angemessen sind, sie überfordern, verängstigen oder verstören können. Und wenn es ganz schlimm kommt, kommen Medien sogar auf den “Index” bei der Bundesprüfstelle. Aber wie funktioniert diese Einrichtung bisher überhaupt und wonach urteilt sie?

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#mepps20 – das bewerbungsverfahren ist eröffnet!mepps Kurs

Die Bewerbungsphase für den siebten Durchgang des Zertifikatskurses #mepps  ist eröffnet. Das Angebot richtet sich an Multiplikator/inn/en in allen kirchlichen oder gesellschaftlichen Bereichen, die für ihr Arbeitsfeld eine medienpädagogische Fortbildung suchen. Alle Informationen zum Kurs finden Sie auf unserer Website unter t1p.de/mepps.

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jugend.support hilft bei stress im netz Stress im Netz

Ein neues Portal vermittelt  Rat und Hilfe bei Stress im Netz für Kinder ab 12 Jahren und Jugendliche. Die Website dient als zentrale Anlaufstelle und als Verteiler zur schnellen und passenden Hilfe. Durch die Zusammenarbeit mit den bekanntesten anerkannten Beratungsstellen in Deutschland können die Jugendlichen schnell weitergeleitet werden.

D21: Neuer Digitalindex vorgestellt D21 - Digitalindex

Am 25.02.2020 wurde in Berlin der D21-Digital-Index 2020 vorgestellt. Die Studie zur qualitativen und quantitativen Analyse der Internetnutzung ersetzt und erweitert seit 2013 den früheren (N)ONLINER Atlas. Der Index wird gemeinsam von der Initiative D21 und Kantar TNS und unter finanzieller Beteiligung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie als Projektpartner erstellt.

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Einen Beitrag zu mehr Anstand im Netz will die Katholische Akademie Berlin gemeinsam mit weiteren Partnern durch das Projekt #anstanddigital leisten. Dazu gibt es eine neue Website, auf der Veranstaltungen, Initiativen und Statements gebündelt werden.

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