Jedes fünfte der 2- bis 5-jährigen Kinder besitzt ein Tablet, jedes zehnte ein Smartphone – so eines der Hauptergebnisse der repräsentativen Befragung in der aktuellen miniKIM-Studie 2023. 8 % der Kleinen haben auch bereits Zugang zu einem Sprachassistenten, der im Vorjahr noch fast gar keine Rolle gespielt hat. Damit ist der Besitz smarter Geräte im Vergleich zur letzten Studie von 2020 stark angestiegen. Um Kleinkinder in ihrem Medienalltag sinnvoll zu begleiten, braucht es also fundiertes Wissen über ihren Medienumgang.
Deshalb führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) neben seinen Studien zur Mediennutzung von Kindern (KIM-Studie), Jugendlichen (JIM-Studie) und Senior:innen (SIM-Studie) eine Studie zum Medienhandeln von Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren (miniKIM-Studie) durch. Soeben ist die vierte Ausgabe erschienen. Im September 2023 wurden dafür 600 deutschsprechende Haupterziehende von Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren online mittels eines strukturierten Fragebogens interviewt.
Freizeitaktivitäten und Medienbeschäftigung
Mit 96 % (die Angaben beziehen sich auf „mindestens einmal pro Woche“) ist drinnen und draußen spielen immer noch die favorisierte Beschäftigung der Kleinen. Gefolgt wird das Spielen vom Traditionsmedium (Bilder-)Buch, das angeschaut oder vorgelesen wird (91 %), und vom Malen oder Basteln, mit 90 % die dritthäufigste Beschäftigung. Erst dann folgen Medien in Form von Bewegtbild (sei es über Streamingdienst, Videoportal, Mediathek oder klassisches Fernsehen) und Hörspielen mit 84 % bzw. 70 %. Die Nutzung eines Tablets (36 %), Sprachassistenten (23 %) oder eines Smartphones (22 %) liegt in der Nutzungshäufigkeit im unteren Drittel, ist aber nicht zu vernachlässigen, zumal sie im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen ist. Genutzt werden auch bereits Spielkonsolen (7 %).
Verglichen mit der Erhebung von vor drei Jahren sind die klassischen Beschäftigungen der Kinder stabil geblieben. Die Medientätigkeiten haben dagegen stark aufgeholt. Eine differenzierte Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass sich die aktive Nutzung von digitalen Medien mit zunehmendem Alter deutlich steigert. Überwiegend werden die Kinder bei der Mediennutzung von den Eltern begleitet. Am wenigsten verzichten möchten Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahre auf Bücher, Fernseher und ihre portable Musikbox. Dann folgen bereits Tablet und Smartphone, über die die Kleinsten zum Teil selbst verfügen. Die Eltern geben an, dass die Kinder die Inhalte gern konsumierten, emotional an das Medium gebunden seien oder dass die Mediennutzung als Ritual in den Tagesablauf eingebunden sei.
Fernsehen, Netflix, YouTube & Co.
Bewegtbilder können über verschiedene Kanäle genutzt werden. Fast alle Familien besitzen Fernsehgeräte, Tablets, Smartphones oder Laptops und mehr als 80 % nutzen Streaming-Dienste. 84 % der Vorschulkinder nutzen zumindest eins der Bewegtbildangebote, 42 % sogar täglich. Ein Drittel der Kinder sieht nach Angaben der Haupterziehenden nie lineares Fernehen. Überwiegend werden die Angebote zeitsouverän und zielgerichtet genutzt und eher online über Mediatheken, Apps oder Streamingdienste angeschaut. Fast ein Viertel der Kinder habe auch bereits ungeeignete Inhalte gesehen, so die Erziehungsberechtigten. Ihre erste Erfahrung mit den unterschiedlichen Bewegtbildangeboten haben die Kinder im Durchschnitt mit 2,4 Jahren gemacht. Ihre Lieblingssendung ist Paw Patrol, gefolgt von Peppa Pig (deutsch: Peppa Wutz). Auch das Sandmännchen wird noch gern gesehen und bei den Wissens-Sendungen steht die Sendung mit der Maus auf Platz 1.
Auch Hörmedien werden gern genutzt, häufig beim Spielen, zum Entspannen oder abends beim Schlafengehen. Zentrales Medium ist dabei die portable Musikbox wie zum Beispiel die Tonibox. Bedeutendster Bestandteil im Alltag der Vorschulkinder ist aber immer noch das (Bilder-)Buch.
Nutzung von Smartphones
Hier zeigt sich ein breites Anwendungsspektrum: Die Kinder (video-)telefonieren, machen selbst Fotos und Videos, schauen Videos oder Sendungen an oder nutzen spezielle Kinder-Apps. Zum ersten Mal beschäftigen sie sich im Alter von durchschnittlich 2,9 Jahren mit dem Medium. Ihre Erziehungsberechtigten sehen das Smartphone eher kritisch. Mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Smartphones generell nichts für Kleinkinder seien. Die andere Hälfte sieht darin unter anderem ein Potenzial zum spielerischen Lernen und mehr als ein Drittel hält das Gerät für geeignet, die Kinder früh an den Umgang mit Medien zu gewöhnen. Ein Viertel nutzt es allerdings auch, um die Kinder zu beschäftigen, wenn sie etwas zu erledigen haben, und ein Fünftel lässt sie bei der Nutzung unbeaufsichtigt.
Fazit
Die Studie zeigt, dass digitale Medien in der Welt der Kleinen angekommen sind und zunehmend genutzt werden. Pädagog:innen empfehlen bei der frühkindlichen Mediennutzung eine Nutzung zusammen mit den Eltern oder anderen Erwachsenen, um das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten und eine Konfrontation mit ungeeigneten Materialien zu vermeiden.
Die Studie hält auch Informationen zu Mediennutzung der Haupterziehenden bereit. Nur knapp die Hälfte kennt technische Möglichkeiten wie beispielsweise Filterprogramme, um eine altersgerechte Mediennutzung zu ermöglichen. Hier besteht Informationsbedarf. In der Kita ist das Thema noch wenig präsent. Medienerziehung und Kindermedienschutz müssen aber ausweislich der Studie bereits in der frühen Kindheit thematisiert werden. Dementsprechend weist die mini-KIM-Studie auf unterstützende Angebote hin. 10 fundierte Antworten auf die 10 dringlichsten Fragen gibt die Broschüre Frühe Kindheit und Medien, die ebenfalls vom mpfs herausgegeben wurde und auch auf unserer Website mekomat zu finden ist.
Die Vorstellung der mini-KIM-Studie finden Sie auch in unserer Materialdatenbank mekomat. Den seit Jahren bewährten Service für Vortragende bietet der mpfs auch diesmal wieder an: Neben der Studie selbst sind auch wieder sämtliche Grafiken als PDF-Dateien und als Powerpoint-Folien zum Download verfügbar.
Titel
miniKIM-Studie 2023. Kleinkinder und Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 2- bis 5-Jähriger in Deutschland
Quelle (Erscheinungsjahr):
mpfs – Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2024)
Download als PDF über die Webseite des Herausgebers: