SIM-Studie 2021: Senior*innen, Information, Medien.

Sim-Studie 2021: Senior*innen, Information, Medien
Titelbild der JIM-Studie 2021 (Ausschnitt)

Digitale Kommunikations- und Informationstechnologien sind für viele Menschen bereits selbstverständlicher Teil ihres Alltags. Doch nicht alle Generationen sind gleichermaßen mit Technik und Medien aufgewachsen oder im Beruf damit in Berührung gekommen. Aus diesem Grund ist ein besonderer Blick auf die ältere Generation hinsichtlich der Folgen des Megatrends Digitalisierung nötig. Zahlen zum Medienumgang von Personen ab 60 Jahren in Deutschland bietet nun der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs). Die SIM-Studie 2021 (Senior*innen, Information, Medien) versteht sich als Basisstudie, die wesentliche Parameter zur Mediennutzung der älteren Generation unter gerontologischen Aspekten darlegt. Damit steht sie in der Tradition der Studienreihen KIM (Kindheit, Internet, Medien) und JIM (Jugend, Information, Medien), die seit über zwanzig Jahren ein aktuelles Bild zur Mediennutzung bieten.

Ziel der vorliegenden SIM-Studie ist es, der Praxis Basisdaten zur generationenspezifischen Mediennutzung hinsichtlich digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien zu bieten. Dazu wurde im Jahr 2021 eine repräsentative (n=3.005) Stichprobe von Menschen ab 60 Jahren inklusive hochaltriger Menschen befragt. Die Studie orientiert sich an der im Jahr 2016 durch den mpfs im Rahmen des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts KommmiT durchgeführten Studie „SAMS“ (Senioren, Alltag, Medien in Stuttgart) und ist entstanden in Kooperation des mpfs mit einer Arbeitsgruppe Gerontologie der Universität Heidelberg und der Katholischen Hochschule Freiburg. Daher bietet sie über den praxisorientierten Studienbericht hinaus auch eine vertiefende Auswertung aus Sicht der Medien-gerontologischen Forschung.

Große Unterschiede im Zugang zum Internet

Inhaltlich zeigt sich, dass Ältere über ein vielfältiges Medienrepertoire verfügen. Dabei gehören Fernsehgeräte quasi zur Standardausstattung, gefolgt von Radios (91 %). Einen Internetanschluss besitzen 83 Prozent, 77 Prozent der Haushalte haben auch einen Computer, 72 Prozent ein Smartphone. Darüber hinaus besitzt jede dritte Person ab 60 Jahren ein herkömmliches Handy ohne Internet (35 %). Weiterhin hat die Tageszeitung einen hohen Stellenwert: Über die Hälfte der Haushalte (58 %) haben eine solche abonniert, die meisten davon die gedruckte Version.Grafik zur Medienausstattung im Haushalt

Mit Blick auf die Internetnutzung lässt sich feststellen, dass 81 Prozent der Personen ab 60 Jahren als Onliner:innen zu werten sind, da sie (zumindest selten) das Internet nutzen. Festzustellen sind im Zugang zum Internet „große Unterschiede entlang soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht, Bildungs- und Einkommensstatus sowie Haushaltsgröße. Je jünger die Befragten sind, desto eher sind diese auch online: 92 Prozent der Personen zwischen 60 und 69 Jahren, 82 Prozent zwischen 70 und 79 Jahren und 51 Prozent ab 80 Jahren sind Onliner*innen. Männer über 60 Jahren nutzen mit 86 Prozent eher das Internet als Frauen mit 77 Prozent“ (SIM-Studie 2021, S. 77).

Wer online ist, nutzt auch ein breites Spektrum an Internetanwendungen, Informationssuche und Kommunikation spielen eine zentrale Rolle hierbei, etwas weniger wichtig ist der Aspekt Unterhaltung, soziale Netzwerke spielen eine untergeordnete Rolle. Die Möglichkeiten, Waren und Dienstleistungen über das Internet zu bestellen und Bankgeschäfte online zu tätigen, sind hingegen relevanter.

Jede fünfte Person offline

Auch wenn für viele ältere Menschen das Internet bereits fest zum Alltag gehört, nutzt etwa jede fünfte Person ab 60 Jahren (19 %) nach eigenen Angaben das Internet nie. Bei dieser Gruppe spricht man von Offliner:innen. Frauen sind deutlich häufiger offline als Männer (23 % vs. 14 %), der Anteil steigt mit zunehmenden Alter. Während in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen nur acht Prozent und der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen 18 Prozent das Internet nicht nutzen, ist knapp die Hälfte (49 %) der Personen ab 80 Jahren offline. Bildungshintergrund und Haushaltseinkommen spielen ebenfalls eine große Rolle. Je höher Bildungshintergrund bzw. Haushaltseinkommen, desto eher nutzen Menschen das Internet (s. SIM-Studie 2021, S. 31 ff.).

Es gibt viele Gründe, aus denen das Internet nicht genutzt wird. Als Hauptgrund, offline zu sein, geben die entsprechenden Personen an, keinen Bedarf zu haben bzw. keinen Nutzen zu sehen. Presse, Radio und Fernsehen reichen den Befragten oft als Informationsquellen aus (88 % der Offliner:innnen). Auch keine Lust oder keine Zeit zu haben, wird als Grund für die Nichtnutzung des Internets angegeben (66 %). Darüber hinaus spielen aber auch das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, Sicherheitsbedenken oder mangelnde Unterstützungsmöglichkeiten eine Rolle.

Was das Informationsverhalten älterer Menschen angeht, so sieht die SIM-Studie einen stattfindenden Transformationsprozess. Denn für die Mehrheit der Befragten wurden für alle abgefragten thematischen Bereiche das Internet als wichtige und häufig genutzte Informationsquelle genannt (s. SIM-Studie 2021, S. 36 ff.).

Alternspsychologische Aspekte der SIM-Studie

Über die Zahlen zum Mediennutzungsverhalten älterer Menschen hinaus wurden in der SIM-Studie auch alternspychologische Aspekte abgefragt, beispielsweise zu digitalen Kompetenzen, Umgang mit Technik, sozialer Eingebundenheit und Wahrnehmung von Gesundheit und Alter, denen jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Auch hier zeigen sich große Unterschiede innerhalb der befragten Gruppe hinsichtlich soziodemografischer Merkmale wie Alter, Bildung und Geschlecht. Gleichzeitig beeinflussen die alternspsychologische Kriterien den Zugang und die Nutzung digitaler Geräte und des Internets. „Dabei stehen Zugang und Nutzung in unmittelbarem Zusammenhang mit digitalen Kompetenzen. Insgesamt liegt bei den befragten älteren Menschen das selbsteingeschätzte Kompetenzniveau in Bezug auf das Internet und auf digitale Geräte wie Smartphone, Tablet und Computer auf einem niedrigen Niveau“ (SIM-Studie 2021, S. 79). Neben dieser Frage nach digitaler Souveränität bleibt interessant, inwiefern die Einzelnen an dem teilhaben wollen, was im Internet geschieht – oder ob sie mit ihrer gegebenen Mediennutzung schlicht zufrieden sind.

Hier zeigt sich, dass viele digitale Anwendungen gerade ältere Menschen vor Herausforderungen stellen. Weiterhin verdeutlichen die Befunde den Bedarf an entsprechenden Bildungsangeboten für ältere Menschen. Eine zielgruppenspezifische Ausrichtung ist dabei essenziell, um die heterogenen Bedürfnisse, Vorkenntnisse und Lebenslagen berücksichtigen zu können. Dieser Bedarf an Bildungsangeboten zielt jedoch nicht nur auf die Offliner:innen ab. Auch Onliner:innen werden weiterhin Unterstützung benötigen, nicht zuletzt angesichts der dynamischen technischen Entwicklungen.

Die SIM-Studie 2021 ist als PDF-Datei zum Download auf der Website des Medienpädagogischen Forschungsverbunds abrufbar. Wie in den letzten Jahren auch bietet der mpfs als Service für Vortragende neben der Studie auch die Grafiken als PDF-Datei bzw. als Powerpoint-Folien zum Download an.

Das könnte Sie auch interessieren:

One Comment

  1. Pingback: Woran wir gerade arbeiten – April 2022 | Clearingstelle Medienkompetenz

Comments are closed.