Erstes Alumni-Treffen des Zertifikatskurses Medienpädagogische Praxis
In seinem Eröffnungsvortrag ging Prof. Andreas Büsch, Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz, der Frage nach, ob Digitalisierung, tatsächlich „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ sei. Dafür spricht unter anderem, dass jede/r die ethischen, sozialen und rechtlichen Herausforderungen bewältigen muss, die mit diesem Megatrend einhergehen. So stehen Familien vor der Herausforderung sich auf gemeinsame Kommunikationsregeln zu einigen; aufgeregte Eltern müssen die Spannung zwischen den vielfältigen Kontrollmöglichkeiten durch Medien und dem möglicherweise fehlenden Zugang zu jugendlichen Lebenswelten aushalten. Und jede/r muss aktiv selbst entscheiden, wie er bzw. sie sich in (verschiedenen) Medienwelten inszeniert. MultiplikatorInnen, die bei diesen Herausforderungen unterstützend tätig sind, haben verschiedene Rollenanforderungen zu bewältigen: Erstens müssen sie ihre eigene Haltung Medien gegenüber kritisch reflektieren, zweitens bedarf ihr Struktur- und Praxiswissen eines fortlaufenden Updates und drittens sollten sie diejenigen Zielgruppen stärker als bisher in den Blick nehmen, die von medienpädagogischen Angebote derzeit unerreicht bleiben.
Der zweite Tag startete mit einem Barcamp, das Kerstin Heinemann, JFF – Institut für Medienpädagogik, moderierte. Durch Barcamps werden klassische frontale Bildungssettings und die vorbestimmten Rollenzuweisungen „Lernende“ und „Lehrende“ aufgehoben und jede/jeder kann eigene Themen, Fragestellungen oder praktische Fähigkeiten einbringen. Das hierbei generierte Wissen wird über soziale Medien mit Menschen geteilt, die nicht direkt am Barcamp teilnehmen (können). Die Alumni diskutierten in insgesamt zwölf Sessions u.a. zu Themen wie informatorische Bildung, Hörsaal-Feedback, Selfie-Projekte in Schulen, Sexting, Medienbildung für welches Alter?
Samstagnachmittag forderte Prof. Friederike Siller, Technische Universität Köln, in ihrem Vortrag „(Klein-)Kinder und Medien“ neben sich ständig ändernden Medienstrukturen auch die Familienroutinen und -kulturen in den Blick zu nehmen. Wenn eine Familie durch den entgrenzten Arbeitsmarkt nur wenig gemeinsame Zeit findet, bleibt kaum Raum für die wichtige Aufgabe der Medienerziehung. Eltern stünden hierbei, so Siller, in dem Spannungsverhältnis den Kindern einerseits ein gutes Leben im Hier und Jetzt zu ermöglichen und anderseits Kinder an Bildung heranführen zu wollen. Diese Spannung betrifft auch MultiplikatorInnen, die in ihrer Arbeit alltägliche Strukturen der Familien aufgreifen und darüber hinaus (praktische) Tipps Eltern und ihren Kindern an die Hand geben. Hierbei geht es immer auch darum, Eltern dazu zu ermutigen, Medien gemeinsam mit ihren Kindern zu nutzen. Darüber hinaus gibt es nicht das Patentrezept für medienpädagogische Arbeit mit Eltern und Familien, da sowohl Elternschaft vielfältig ist, als auch jede Familie ihre eigene Kommunikationskultur mitbringt.
Für diese und andere aktuelle Fragen bietet das Alumni-Treffen ein Forum. Erfolgreiche Alumni-Arbeit könnte schließlich „durch die Vernetzung der TeilnehmerInnen untereinander und dadurch, dass sie ihr Wissen nach außen tragen und gemeinsam politische Forderungen stellen, einer Graswurzelbewegung gleichen“, so Stefan von der Bank, Leiter der Stabstelle Medien des Erzbistums Köln.
Der Zertifikatskurs Medienpädagogische Praxis (mepps) sowie das Alumni-Treffen sind ein bundesweites Fortbildungsangebot für MultiplikatorInnen in medienpädagogischen Handlungsfeldern, das von der Clearingstelle Medienkompetenz gemeinsam mit Kooperationspartnern angeboten wird.