Es ist erst der Anfang …

Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission, bei seiner Eröffnungsrede beim Katholischen Medienkongress
Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission, bei seiner Eröffnungsrede; Foto: Clearingstelle Medienkompetenz

Zweiter Katholischer Medienkongress in Bonn

Vom 16. bis 17.10.2018 tagte in Bonn mit Blick auf den Rhein der zweite Katholische Medienkongress, den das Katholische Medienhaus in Kooperation mit mehreren Partnern, darunter auch die Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, ausgerichtet hat. Unter dem Motto „Es ist erst der Anfang … Gesellschaftliche Herausforderungen in der digitalen Welt“ diskutierten Medienexperten, Journalisten und kirchliche Entscheider über die Herausforderungen der Digitalisierung.

In seinem Eröffnungsreferat betonte Bischof Dr. Gebhard Fürst, Vorsitzender der Publizistischen Kommission und Schirmherr des Medienkongresses, die Ambivalenz der Digitalisierung, die ein Gewinn sei, der Chancen und Möglichkeiten eröffne. Allerdings müssten die in der analogen Welt geltenden Standards auch in der digitalen Welt gelten. „Medienkompetenz ist in diesem Zusammenhang nicht nur ein Modewort, sondern wirklich ein Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen“, betonte Bischof Fürst.

Nicht unumstritten sowohl unter den Teilnehmenden wie auch in den sozialen Netzen war die anschließende Keynote von Bild-Chefredakteurin Tanit Koch zur Eröffnung. Sie sprach sich für einen „positiven Populismus“ aus, der die Sorgen und Probleme der kleinen Leute ernst nehme, und vertrat die Auffassung, dass ein so verstandener Journalismus keine Politik mache, sondern nur „Trends verstärke oder abschwäche“. Boulevard-Journalismus diene als Korrektiv, da er die Kluft zu „denen da oben“ verringere; nicht von ungefähr gebe es in Diktaturen keine Boulevard-Medien, so Koch. Ihr Fazit lautete „Boulevard macht die Demokratie robuster – das ist zwar nicht seine Aufgabe, aber sein Verdienst“. Die Fragen nach dem möglichen Transfer für die Kirche blieben aber leider weitgehend offen, manch grundsätzlich-kritische Nachfrage unbeantwortet.

In den Panels am Nachmittag des ersten Tages kam die ganze Bandbreite konkreter Fragestellungen zum Tragen, von der Frage nach einer Verantwortung von und für Algorithmen, digitale Spaltung, Hybrid-Journalismus und Digitalisierung im Kloster. Auch die Expertengruppe Social Media der Publizistischen Kommission hatte unter dem Titel „Netz für Alle! Wie wir Teilhabegerechtigkeit sichern“ ein Panel vorbereitet, dass die Thematik des netzpolitischen Papiers „Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit“ weiter vertiefen und konkretisieren konnte.

Panel-TeilnehmerInnen: Björn Schreiber, Dr. Ingrid Stapf, Christina Rolle, Prof. Dr. Katharina Zweig, Mechthild Appelhoff (nicht im Bild: Prof. Andreas Büsch) – und Auditorium
Foto: Clearingstelle Medienkompetenz

Ebenfalls am Nachmittag des ersten Tages fand das Panel der Clearingstelle Medienkompetenz statt, das die Medienbildung angesichts des digitalen Wandels zum Gegenstand hatte. Moderiert von Christina Rolle, frühere Mitarbeiterin der Clearingstelle Medienkompetenz, diskutierten Prof. Dr. Katharina Zweig, Dr. Ingrid Stapf, Björn Schreiber und Mechthild Appelhoff mit dem Leiter der Clearingstelle, Prof. Andreas Büsch, über die Umsetzung der – unbestritten notwendigen – Medienbildung, sowie den Beitrag der Kirche dazu, über bisher schon Erreichtes und anstehende Aufgaben. Büsch hatte bereits im Vorfeld des Kongresses in einem Interview für katholisch.de bekräftigt, dass Medienbildung der zentrale Schlüssel für die Bewältigung der Herausforderungen der Digitalisierung sei.

Wie zuletzt vor drei Jahren war die Verleihung des Katholischen Medienpreises im Rheinischen Landesmuseum Bonn als Abendveranstaltung in den Kongress eingebettet.

Paul Kirchhof, Bundesverfassungsrichter a.D., legte zu Beginn des zweiten Tages dar, welche Herausforderungen die Digitalisierung für Recht, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft darstellt. Die Chancen setzte er als bekannt voraus und skizzierte pointiert die Notwendigkeit eines reflektierten Umgangs mit den digitalen Neuerungen, wenn wir unsere Grundrechte und unsere Humanität nicht auf’s Spiel setzen wollen: „Solange die Technik meiner und Ihrer Freiheit dient, ist sie gut – wenn nicht: kämpfen wir dagegen!“

Der Vormittag endete mit einer weiteren Auswahl aus fünf Panels, wobei sich das nicht im Programm abgedruckte, von den Organisatoren aber durchaus mitkonzipierte „Panel 12“ auf den Fluren, im Foyer und der Terrasse ebenfalls als gut nachgefragtes Forum des Austauschs bewies.

Den Nachmittag eröffnete eine ebenso lebhafte wie launige Diskussion zwischen dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. Ersterer stellte deutlich die Frage nach „Gewinnern und Verlierern der Entwicklung“, letzterer forderte ebenso deutlich die Kirchen auf, sich als moralische Stimme einzubringen.

Zu Beginn der Schlussrunde mit der ifp-Studentin Lenja Hülsmann und Medienhaus-Geschäftsführer Theo Mönch-Tegeder verwies Bischof Fürst ausdrücklich auf das netzpolitische Papier, und betonte nochmals die Notwendigkeit von Medienbildung als zentralem Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe. Das gemeinsame Fazit aller drei war: es war eine wichtige und gelungene Veranstaltung, aus der durchaus verschiedene Lernerfolge möglich waren. Eine Neuauflage in zwei bis drei Jahren wurde angedeutet.

Das könnte Sie auch interessieren: