Rund 95 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren nutzen das Internet, 80 Prozent sogar täglich. Dafür wenden die Befragten pro Tag fast vier Stunden auf. Dabei ist die Mediennutzung mit über zweieinhalb Stunden führend, wobei Bewegtbildangebote am häufigsten genutzt werden, gefolgt von Audio und Texten. Das sind einige der zentralen Ergebnisse der am 10. November 2022 veröffentlichten 26. Ausgabe der ARD/ZDF-Onlinestudie.
Nach deutlichen Einflüssen der Corona-Pandemie auf die Medien- und Internetnutzung hat sich die private Internetnutzung laut der Studie wieder normalisiert. Im Zeitreihen-Vergleich bedeutet dies einen neuen Höchstwert, denn 95 % der Befragten nutzen das Internet zumindest gelegentlich. Dabei ist in fast allen Altersgruppen nochmals ein Anstieg der sogenannten Tagesreichweite zu beobachten – mit Ausnahme der über 70-Jährigen, die nur zu 51 % täglich online sind, aber zu 80 % zumindest gelegentlich das Internet nutzen. Zugleich zeigt diese Altersgruppe aber den deutlichsten Zuwachs, lag die Tagesreichweite doch 2018 noch bei nur 29 Prozent. Insgesamt bestätigen sich damit frühere Ergebnisse für die Zielgruppe der „Silver Surfer“.
Bei einer differenzierten Betrachtung der medialen Internetnutzung zeigt sich die Bewegtbild-Nutzung mit 51 % wie in den Vorjahren als stärkster Bereich. Dabei stieg die Nutzung von Sendermediatheken, Videoportalen, Streamingdiensten und Videos in Social Media im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 15 Prozentpunkte an. Insgesamt werden für mediale Internetnutzung 150 Minuten aufgewendet, für individuelle Kommunikation wie Chatten, E-Mail und Messenger sind es 59 Minuten. Dabei liegen die Altersgruppen der 14- bis 29-Jährigen sowie der 30- bis 49-Jährigen jeweils deutlich über dem Durchschnitt.
Junge Poweruser
Das gleiche Bild zeigt sich bei einer differenzierten Betrachtung der Nutzung von Social-Media-Plattformen und Messenger. Auch hier liegen die 14- bis 29-Jährigen mit 88 % zumindest wöchentlicher Nutzung deutlich vor allen anderen Altersgruppen. Dass Facebook insgesamt noch die meistgenutzte Plattform ist, liegt allerdings an den höheren Altersgruppen; für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Instagram wichtiger. Die zeigt sich auch deutlich an der sogenannten Inselfrage („Wenn Sie sich nur für ein einziges Social-Media-Angebot entscheiden müssten …“).
Dabei sind die Gründe für die Nutzung eines Dienstes vielfältig und variieren je nach favorisierter Plattform. Spaß machen sollte die Nutzung in jedem Fall (Facebook: 85 %, Instagram: 91 %). Aber die nachfolgenden Plätze zeigen durchaus unterschiedliche Motive: Für Facebook spricht, dass dort die Familie und der Freundeskreis sind (82 %) bzw. dass die Beiträge dort gut sind (75 %). Dagegen sind es bei Instagram die Beiträge (85 %) und die Videos (74 %), die zur Nutzung motivieren.
Bei den Messenger-Diensten ist WhatsApp nach wie vor führend (82 %); die übrigen Dienste liegen deutlich darunter (Telegram 13 %; Signal 11 %, Threema 6 %; Sonstige 14 %). Bei allen Diensten liegen die 14- bis 29-Jährigen deutlich über dem Schnitt und vor allen anderen Altersgruppen. Einzig bei der Nutzung von Signal werden sie knapp von den 30- bis 49-Jährigen übertroffen (15 %; 14–29 Jahre: 14 %). Insgesamt zeigt sich damit nochmals auch die marktbeherrschende Stellung des Meta-Konzerns, zu dem Facebook ebenso wie Instagram und WhatsApp gehören.
Die ARD/ZDF-Onlinestudie wollte in diesem Jahr außerdem wissen, inwieweit digitale Auszeiten ein Thema sind. Das Ergebnis: 15 Prozent schränken ihre Nutzung digitaler Geräte oder Medien regelmäßig ein, 17 Prozent haben es immerhin schon mehrmals gemacht. Vor allem bei den unter 30-Jährigen ist die digitale Auszeit verbreitet. In dieser Altersgruppe haben zwei Drittel bisher mindestens einmal ihre Medienzeit bewusst eingeschränkt. Fast genauso viele haben vor, das in Zukunft zu tun.
Zur Studie
Die ARD/ZDF-Onlinestudie ist eine repräsentative Erhebung, die seit 1997 durchgeführt wird. Über 2.000 Personen über 14 Jahren wurden dazu im Frühjahr 2022 befragt, wobei in diesem Jahr erstmals neben den über Festnetz und Mobilfunk erreichten Stichproben auch eine Onlinestichprobe hinzukam, um vor allem jüngere Zielgruppen besser erreichen zu können. Derzeit sind vier Fachbeiträge mit differenzierten Auswertungen zur ARD/ZDF-Onlinestudie verfügbar, die über die Website der Herausgeber bzw. über die Website der Fachzeitschrift MediaPerspektiven als PDF zum Download zur Verfügung stehen.
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