Liebe Leserinnen und Leser,
das Verschwinden einer gewissen Brandmauer war zweifelsfrei DAS Thema der zurückliegenden Wochen … neben der Vereidigung des 47. Präsidenten der USA sowie der Veröffentlichung einer hybriden KI aus China mit Namen DeepSeek. Diese läuft auf einfacherer Hardware mit weniger Ressourcen, da sie regelbasiertes Beantworten von Fragen mit neuronalen Methoden kombiniert. Man kann dem Modell quasi beim Denken zuschauen.
Vermutlich von den meisten eher unbemerkt erfolgte am Samstag ein weiterer Schritt im KI-Gesetz der EU (AI Act): Ein halbes Jahr nach dessen Inkrafttreten im August 2024, genauer seit dem 1. Februar 2025, sind in der EU alle KI-Systeme verboten, die in der höchsten Risikoklasse („inakzeptable Risiken“) eingeordnet sind. Dazu gehören Social Scoring, umfassende biometrische Erkennung, Verhaltensbeeinflussung und andere Techniken, die geeignet sind, fundamentale Rechte der Betroffenen zu verletzen.
Abgesehen davon, dass auch mit Konformitäts-Tools die Einordnung in die vier Risikoklassen nicht in allen Fällen trivial oder unumstritten sein dürfte: Damit greift nun auch eine andere Regelung des Gesetzes, das im Prinzip erst binnen zwei Jahren nach Inkrafttreten volle Gültigkeit erreicht. Denn Anbieter und Betreiber von KI-Systemen müssen jetzt auch sicherstellen, dass alle Personen, die mit der Entwicklung oder dem Betrieb von KI-Systemen befasst sind, neben Ausbildung und Befugnis über ein ausreichendes Maß an „KI-Kompetenz“ verfügen (Nr. 49).
Damit stellt sich die Kompetenz-Debatte noch einmal neu: Wenn auch mittlerweile nicht zuletzt dank des Projekts Digitales Deutschland elaborierte Kompetenz-Modelle (neben einer Übersicht über alle möglichen Kompetenz-Modelle und Dimensionen in einer laufend ergänzten Datenbank) vorliegen, bleibt doch die Frage, wer das vermittelt und vor allem mit welchen Ressourcen das geschehen soll. Dass ein Schulfach Informatik sicher nicht ausreichend ist, zumal damit größere Kohorten Erwachsener und Älterer zwangsläufig nicht (mehr) erreicht werden, dürfte unstrittig sein. Seitens der Medienpädagogik laufen seit Jahren fundierte und engagierte Überlegungen dazu, die seit Anfang dieses Jahres in einer eigenen Fachgruppe der GMK in einer eigenen Fachgruppe der GMK gebündelt werden. Gerne halte ich Sie dazu auf dem Laufenden!
Herzliche Grüße
Prof. Andreas Büsch
Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz
Direkt zu den einzelnen Rubriken:
Themen und Termin
„Ethisch katastrophal“
… urteilt der Leiter der Clearingstelle über die Ankündigung des Meta-Chefs Marc Zuckerberg, künftig in den USA auf seinen Plattformen Facebook und Instagram auf unabhängige Faktenchecks zu verzichten. Prof. Büsch bezieht dezidiert Stellung zu der Gefahr, die von Trump-Claqueuren wie Elon Musk und Marc Zuckerberg ausgehen.
Transformation der Sozialen Arbeit
Am Fachtag der Hochschule Bremen am 24. Januar eröffnet der Leiter der Clearingstelle eine Perspektive auf Sozialarbeiter:innen als bedeutsame Akteur:innen der digitalen Transformation. Ihre Haltung ist Voraussetzung für einen verantwortlichen Umgang mit digitalen Medien im Kontext Sozialer Arbeit.
Fachgruppe KI
Auf dem letzten GMK-Forum wurde auch die Gründung einer neuen Fachgruppe KI beschlossen. Für das laufende Jahr sind mehrere kurze Online-Treffen als „KI-Cafes“ vereinbart. Interessierte sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. GMK-Mitglieder finden alle aktuellen Infos auf der Mitglieder-Plattform.
Save the Date! 15. Mai: Symposion KI und Soziale Arbeit
KI verändert das Verhältnis Mensch-Maschine grundlegend und fordert damit Soziale Arbeit zu einer kritisch-konstruktiven Positionierung heraus. Am 15. Mai um 19:00 Uhr lädt das forum sociale der KH Mainz gemeinsam mit der Clearingstelle Medienkompetenz dazu ein, die Chancen und Herausforderungen zu reflektieren, die sich aus dem Einsatz von KI in der Sozialen Arbeit ergeben.
Save the Date! 12. März: Stuttgarter Tage der Medienpädagogik
Was ist real? Unter dem Titel „All he believes are his eyes“ (Bob Dylan) spricht der Leiter der Clearingstelle darüber, wie die Vermittlung von KI-Kompetenzen angesichts systematischer Fehler, massenhafter Generierung von Fake Media und gleichzeitiger Täuschbarkeit menschlicher Sinne gelingen kann.
Filmtipp
Flächenbrand
mekomat
Rechts.Extrem.Online
Rechtsextremer Content auf jugendaffinen Social Media-Plattformen wie TikTok fordert Jugendliche heraus, Informationen zu bewerten und einzuordnen. Das Material von jugenschutz.net und klicksafe hilft Pädagog:innen, Jugendliche zum Umgang mit rechtsextremen Ideologien und Narrativen im Internet zu befähigen.
Zertifikatskurs #mepps
#mepps XI in Vorbereitung
Zurzeit befindet sich die Clearingstelle Medienkompetenz in konzeptionellen Gesprächen mit den bisherigen Trägern des Zertifikatskurses #mepps. Zudem haben wir Kontakt zu möglichen weiteren Kooperationspartnern aufgenommen. Die Ausschreibung zum neuen Kurs wird Mitte März auf unserer Website zu finden sein.
Kooperationspartner
GMK medius 2025 – jetzt noch bewerben!
Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und würdigt wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten, die sich mit aktuellen, innovativen Aspekten aus dem Bereich Medienbildung, der Medien oder Themen des Jugendmedienschutzes auseinandersetzen.
Bewerbungsschluss ist der 28. Februar.
klicksafe: Digitale Schulstunde am Safer Internet Day
Am 11. Februar von 10:00 bis 11:30 Uhr lädt klicksafe Schüler:innen der Klassenstufen 8 bis 10 zu einer interaktiven digitalen Schulstunde ein. Es geht u. a. darum, extremistische Narrative und manipulative Deep Fakes in Social Media zu erkennen. Lehrer:innen können ihre Klasse noch bis zum 10.02. anmelden.
Fachtag Queer Up! Diversität in der Medienpädagogik
Junge queere Menschen treffen sich auch in Online-Communities. Häufig sind sie das Ziel von Hass und Hetzte im Netz. Mit einem Mix aus theoretischen Impulsen und praktischen Handlungsanleitungen bietet die Fachtagung am 1. und 2. April Anregungen für eine diversitäts- und gendersensible Medienarbeit.
GAmM: Wissen to go zur Bundestagswahl
Wie können pädagogische Fachkräfte mit Kindern und Jugendlichen über die Bundestagswahl sprechen? Und wo können sich junge Menschen selbst über die Bundestagswahl informieren? Zahlreiche Tipps und Links dazu hält die GAmM in ihrem aktuellen Beitrag unter der Rubrik Demokratiebildung bereit.
Stellenausschreibungen medien.rlp
Das medien.rlp Institut für Medien und Pädagogik in Mainz sucht zwei neue Mitarbeiter:innen: einmal ein:e Medienpädagog:in für das Projekt lokal-global in Teil-/Vollzeit (mind. 30 h) und zum anderen ein:e Werkstudent:in/Honorarkraft zur Unterstützung des lokal-global Teams. Interesse geweckt?
Tool des Monats
Mini Digital Tools
Mal schnell eine Farbe bestimmen oder umrechnen in HEX für eine Website? Oder rasch die Wörter in einem Text zählen? Oder ein sicheres Passwort erstellen? Das alles und noch viel mehr steckt in den webbasierten Micro Digital Tools. Die Tools müssen nicht installiert werden und hinterlassen keine Spuren im Browser.
Fundstücke
Kompass Medienbildung und Nachhaltigkeit
In allen Bildungs- und Rahmenlehrplänen sind Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Medienbildung als Querschnittsthemen verankert. Der Kompass gibt Tipps, wie man seine medienpädagogische Arbeit im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen gestalten kann.
KI gegen Lehrkräftemangel?
Die KI-Philosoph:innen Marte Hennigsen und Rainer Mühlhoff entzauberten beim diesjährigen Chaos Communication Congress den Mythos, KI könne Lehrkräfte ersetzen. Die teuer eingekauften KI-Werkzeuge erbringen nicht einmal ansatzweise die angepriesene Arbeitserleichterung, so das Fazit.
Kein Digitalzwang!
Deutschland hinkt im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung deutlich hinterher. Eigentlich sollten Fortschritte also begrüßt werden. Wenn dies allerdings als „digital only“ Menschen ohne Internetzugang abkoppelt, verstößt es laut dem Netzwerk Datenschutzexpertise gegen die Grundrechte!
Wenn Kinder zu Influencer:innen werden
Wenn Kinder Spielzeug oder Kosmetika testen und ihre Follower:innen mit in ihren Alltag nehmen, sind es meist ihre Eltern, die die Kanäle betreiben. Hier werden Kinderrechte gleich mehrfach verletzt. Das Deutsche Kinderhilfswerk hat dazu ein Rechtsgutachten beauftragt, das zeigt: Es besteht Handlungsbedarf!
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