Wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mit aktuellen, innovativen Aspekten aus dem Medienbereich, der Medienpädagogik und Pädagogik oder Themen des Jugendmedienschutzes auseinandersetzen, werden mit dem medius gewürdigt. Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF), die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. (GMK), das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. (DKHW) und die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) verleihen diesen Preis, der mit insgesamt 2.500 Euro dotiert ist. In diesem Jahr wurden vier Arbeiten ausgezeichnet, wobei zweimal der 3. Platz vergeben wurde. Verliehen wurde der medius 2022 am 24. Juni im Rahmen des „Sommerforum Medienkompetenz: Warfluencing. Informationsaneignung in Kriegs- und Krisenzeiten“.
Gendergerechte Sprache im Kinderfernsehen
Den 1. Preis (dotiert mit 1.000 Euro) verlieh die Jury Ronja Bachofer. Ihre Masterarbeit, eingereicht an der Universität Erfurt, trägt den Titel „Gendergerechte Sprache im Kinderfernsehen – Verwendung in nonfiktionalen Formaten und Wirkung auf die Zielgruppe“. Im Fokus steht dabei eine empirische Untersuchung. Wie wirkt gendergerechter Sprache in audiovisuellen Medien auf Kinder und Jugendliche speziell in nonfiktionalen Fernsehformaten des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals von ARD und ZDF (KiKA)? Darauf aufbauend werden wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für die Arbeit von Kinderfernsehredaktionen erarbeitet.
extremismusbezogene Medienkompetenzen
Welchen Einfluss haben kommunikative Strategien von Islamisten auf Jugendliche auf Instagram haben? Und auf welcher Basis können Jugendliche diese erkennen und bewerten? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Masterarbeit von Elena Theresia Pohl, die mit dem 2. Preis (dotiert mit 800 Euro) ausgezeichnet wurde: „‚Es ist leichter, sich nicht damit zu befassen‘ – Extremismusbezogene Medienkompetenzen Jugendlicher angesichts islamistischer Propaganda auf Instagram“ Dabei widmet sich die Absolventin der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einem qualitativen Forschungsdesign explorativ den genannten Fragen.
Medienerziehung beeinträchtigter Kinder
Einen von zwei 3. Preisen (dotiert mit 400 Euro) verlieh die Jury Jana Dieckmann und Lara Große-Hellmann für ihre Masterarbeit. Der Titel lautet: „Die Praxis medienerzieherischen Handelns in Bezug auf die Nutzung sozialer Medien über mobile Endgeräte bei Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen der körperlichen und motorischen Entwicklung – Eine Interviewstudie zur Perspektive von Erziehungsberechtigten“. Die an der Universität zu Köln eingereichte Arbeit liefert dabei qualitativ-empirisch fundierte, grundlegende Erkenntnisse zur elterlichen Medienerziehung beeinträchtigter Kinder in Bezug auf soziale Medien. Darüber hinaus zeigt sie auf, welche Rolle die Medienerziehung für die Teilhabe der Kinder spielt.#
Herausforderungen des Distanzlernens
Die Masterarbeit „Familienalltag in der Krise: Herausforderungen des DistancE-Learnings während der COVID-19 Pandemie“ von Maren Reitler wurde an der Universität Leipzig eingereicht. Auch sie bekam den dritten Platz und ein Preisgeld von 400 Euro. Die Arbeit untersucht anhand qualitativer Familieninterviews, wie sich der Alltag von Familien mit Grundschulkindern durch medienvermitteltes Distanzlernen verändert. Dabei nimmt sie besonders Faktoren gesellschaftlicher Ungleichheit in den Blick und liefert auf dieser Basis medienpädagogische, gesellschaftliche und familienpolitische Impulse.
Zum medius 2022
Der medius ist ein Preis für innovative, wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten, die sich mit aktuellen Aspekten aus dem Medienbereich, der (Medien-)Pädagogik oder Themen des Jugendmedienschutzes beschäftigen. Er wird durch die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) vergeben.
Neben einer sinnvollen Theorie-Praxis-Verbindung und der Förderung internationaler Perspektiven ist dabei eines der Hauptkriterien für die Auszeichnung stets die Interdisziplinarität.
In unserer inzwischen durch und durch mediatisierten Welt ist es für Fragen der Medienpädagogik und des Jugendmedienschutzes wichtiger denn je, Einflüsse aus anderen Disziplinen aufzugreifen. Neurowissenschaftliche Untersuchungen über Wahrnehmungsprozesse, ethisch-philosophische Überlegungen darüber, was Technik darf und künftig können sollte, oder die soziologische Betrachtung politischen und gesellschaftlichen Handelns in einer vernetzten Welt. Auch Inhalte, die auf den ersten Blick nicht unmittelbar „medienpädagogisch“ erscheinen, haben jedoch durchaus Relevanz für die medienpädagogische Praxis. Denn sie erweitern den Blick auf die Zielgruppe, beeinflussen die Art und Weise, wie Projekte konzipiert und umgesetzt werden. Außerdem liefern sie wichtige Erkenntnisse, um Medieninnovationen und -inhalte einzuordnen.
Vor diesem Hintergrund richtet sich die Ausschreibung des medius ausdrücklich daher auch an alle fachfremden Disziplinen, die eine Relevanz für Medienpädagogik und Jugendmedienschutz geltend machen können.
Den Bericht zur Verleihung des medius Preises 2021 können Sie hier nachlesen.
Welche Arbeiten können eingereicht werden?
Eingereicht werden können Abschlussarbeiten von Universitäten, Fachhochschulen und Hochschulen sein, die im Jahr oder im Vorjahr der Ausschreibung abgeschlossen worden sind (i.d.R. Bachelor, Master, Magister, Diplom, Staatsexamen). Vorschlagsberechtigt sind dabei die betreuenden Dozent:innen. Die Absolvent:innen können ihre Arbeit auch selbst einreichen, wenn sie den Nachweis über die „sehr gute“ Bewertung erbringen. Eine wiederholte Teilnahme mit derselben Arbeit ist jedoch nicht möglich.
Neben den üblichen einzureichenden Unterlagen soll aufgezeigt werden, inwieweit das Thema bzw. die Erkenntnisse der Abschlussarbeit für Fragen der Medienpädagogik oder des Jugendmedienschutzes relevant und ggf. in der Praxis verwertbar sind. Diese Bezüge können dabei in Form eines Textes, einer Projektskizze, einer Präsentation, eines Videos o.ä. dargestellt werden.
Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 31. Januar 2022. Eingereicht werden können die Bewerbungen bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (Kleine Präsidentenstr. 1, 10178 Berlin), vorzugsweise per Mail unter medius@mabb.de.
Textquelle: fsf.de
Hinweis: Die Clearingstelle Medienkompetenz ist Vertreterin der Katholischen Kirche im Kuratorium der fsf.
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