Im Web gibt es kein „zu alt“

ein älteres Ehepaar sitzen zusammen vor einem Laptop
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Wie die Generation 50+ das Internet für sich nutzt und sich darin bewegt

Der Begriff „Silver Surfer“ ist seit den letzten zehn Jahren zu DER Bezeichnung für Internet-Nutzer ab dem 50sten Lebensjahr avanciert. „Silver“ steht hier für das nach und nach grauer werdende beziehungsweise „silber“-graue Haupthaar der medienaffinen Nutzerinnen und Nutzer ab dem 50. Lebensjahr.  Und „Silver Surfer“ steht für die am stärksten wachsende Altersgruppe von Internetnutzern.

Das Internet in Form des World Wide Web ist seit rund 20 Jahren für die breite Öffentlichkeit unter der Voraussetzung eines funktionstüchtigen Internetzugangs erreich- und nutzbar. Mehr und mehr Menschen besitzen einen solchen Zugang, wobei der größte Zuwachs von 2,7 Millionen neuen Onlinern im letzten Jahr nahezu ausschließlich aus den mittleren und älteren Alterssegmenten stammt. Diese Angaben sind aus der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 zu entnehmen, der zufolge mittlerweile die Hälfte der ab 50jährigen in Deutschland online sind.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet dass, dass gegenwärtig über 36 Millionen Menschen zwischen 14 und 49 Jahren zumindest gelegentlich das Internet nutzen – und nochmals jeweils über 8 Millionen Menschen zwischen 50 und 59 Jahren sowie bei den  ab 60jährigen. Damit weisen diese beiden Altergruppen mit 12% (50-59-Jährige) bzw. 14% (über 60-Jährige) wie in den Vorjahren weit überdurchschnittliche Zuwachsraten auf – insgesamt nutzen nur 4% mehr Menschen in Deutschland das Internet als im Vorjahr.

Doch wer sind diese Surfer genau?

Damit ist zunächst einmal die Frage nach dem Geschlecht der Nutzer angesprochen. In dieser Hinsicht bilden die Silver Surfer den Trend aller Onliner ab: Männer haben nach wie vor die – relative – Mehrheit unter den Internetnutzern. Allerdings ist dieser Unterschied mit höherem Alter deutlicher: während das Verhältnis bei den 14- bis 29-Jährige und den 30- bis 49-Jährigen nahezu ausgeglichen ist, sind in der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren rund 70% der Männer online, aber „nur“ 60% der Frauen. Noch deutlicher sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Internetnutzung bei den ab 70-Jährigen: Während inzwischen fast jeder dritte Mann aus diesem Alterssegment online ist, nutzten zurzeit noch weniger als jede zehnte ab 70-jährige Frau das Internet.

Sieht man sich diese Zahlen an, so ist zu erkennen, dass der Anteil der Silver Surfer merklich steigt und sich auch diese Generation nicht dem neuen Kommunikations-Medium entzieht. Es drängt sich hier jedoch die Frage auf, wofür die „silbernen Wellenreiter“ das Internet für sich entdeckt haben: Vorrangig dient ihnen das Netz der Netze zur globalen Kommunikation über E-Mail und zur spezifischen Informationssuche mit Hilfe der Vielzahl von Suchmaschinen.

Doch auch die weltweit immer beliebter werdenden Sozialen Netzwerke werden, wenn auch bisher noch sehr vorsichtig aber dennoch steigend, von der Generation 50+ genutzt. 14 Prozent besitzen ein Online-Profil bei den 50 bis 69-Jährigen und inzwischen ist jeder Zehnte ab 70 Jahren in solch einem Portal registriert. Insgesamt verbringt diese Generation laut der Onlinestudie insgesamt 103 Minuten pro Tag im Internet, wodurch zu erkennen ist, dass diese Menschen über anderthalb Stunden ihres Tages entweder innerhalb ihrer Arbeitszeit oder, gerade auch bezogen auf die Seniorinnen und Senioren unter ihnen, binnen ihrer Freizeit im Internet verbringen.

Neue Kommunikationsformen als Chance

Da gerade alleinstehende Senioren oftmals mit dem Thema Einsamkeit und persönlichem Rückzug zu tun haben, ist anzunehmen, dass  die Option einer globalen und vom heimischen und vertrauten Schreibtisch aus möglichen Kommunikation mit Gleichgesinnten Rentnerinnen und Rentnern aus aller Welt innerhalb altersspezifischer Foren oder auch via Skype und Co. diesen Menschen eine neue und mediengestützte Form der Unterhaltung und des Gesprächs mit anderen Menschen bietet. Insgesamt aber nutzen die Silver Surfer das Internet aber (noch) gezielter als jüngere Nutzer zur Informationsbeschaffung und weniger als ständigen Begleiter im Alltag.

In Anlehnung an die in der ARD/ZDF-Onlinestudie gestellte Prognose ist davon auszugehen, dass die Generation der sogenannten Silver Surfer auch in Zukunft wachsen wird. Diese Voraussage gründet zum Einen auf der immer größer werdenden Gruppe der über 50jährigen und zum Anderen auf der zunehmenden Attraktivität des Internets, welches es möglich macht sich beispielsweise auch trotz größerer Entfernungen dank Videotelefonie „von Angesicht zu Angesicht“ unterhalten zu können oder Inhalte mit Gleichgesinnten zu teilen, Reisen zu buchen oder nach den besten Kuchen-Rezepten zu suchen.

Damit wird nochmal deutlich, dass Medienkompetenz-Vermittlung für Silver Surfer – wie für andere Generationen auch – an den Bedürfnissen der Nutzer anknüpfen und ihre spezifischen Voraussetzungen als Chancen in medialen Bildungsprozessen nutzbar machen sollte.

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