Radikal

Ausschnitt des Coverbildes: Der Protagonist Simon ist zu sehen. Davor der Titel des Films: "Radikal".
Bild: LPR

Worum geht’s?

Eckdaten des Films:

Kurzspielfilm von Robert Malzahn

Länge: 19 Minuten

Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2016, Deutschland

Herausgeber: Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport hat in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium und der Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien den Schulungs- und Lehrfilm „RADIKAL“ herausgegeben

Produktion: Luna Park 64, Stoked Film & Wood Water Films

empfohlen ab 12 Jahren

Schuljahre: Sekundarstufe I und II

In einer Hochhaussiedlung lebt Simon mit seiner Familie in sozial schwierigen Verhältnissen. Nach einem Streit mit seinen Eltern wegen einer schlechten Mathe-Klausur weiß er keinen Ausweg mehr. Als er mit laufender Handy-Kamera Zeuge wird, wie ein Freund nach einer Auseinandersetzung auf der Straße von der Polizei festgehalten und überprüft wird, postet Simon das Video im Internet. Der Film RADIKAL erzählt Simons Geschichte in mehreren Varianten. (LPR) Dabei sieht sich Simon jedes Mal den Versuchungen verschiedener radikaler Gruppen ausgesetzt und bekommt die Konsequenzen seiner Entscheidung zu sehen.

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Extremismus und Propaganda im Netz
  • Radikalisierung
  • Jugendschutz
  • Gewalt
  • Medienkompetenz
  • Hass im Netz
  • Politik und Medien
  • Medienethik

Zum Einsatz in der schulischen sowie außerschulischen Medienarbeit mit Jugendlichen:

Die Phase der Jugend ist eine äußerst dynamische und kennzeichnet sich in erster Linie durch die Suche nach der eigenen Identität. Jugendliche definieren diese vorwiegend über neue soziale Rollen wie Peer-Groups (Gleichaltrigengruppen), politisches Engagement, Berufsentscheidung etc. Sie suchen nach Orientierung und Wertschätzung. Gerade im Internet versuchen extremistische Gruppierungen immer wieder an diese Situation anzuknüpfen. Extremisten nehmen Jugendliche verstärkt im Social Web ins Visier und werben die Heranwachsenden über Facebook, Instagram, YouTube und andere Social-Media-Dienste mit gezielter Propaganda an, um sie für ihre Aktivitäten zu gewinnen. Dabei handelt es sich meist um Inhalte, welche für sich umfassende Wahrheit beanspruchen und Heranwachsenden einfache Lösungen für ihre Probleme versprechen.

Aber nicht nur Extremismus und Propaganda, sondern auch Radikalisierung, Gewalt, Medienkompetenz und Familienkonflikte sind wichtige Themen des Films. Daher bietet der Kurzfilm zahlreiche Anknüpfungspunkte in der schulischen sowie außerschulischen medienpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen.
„Radikal“ eignet sich aufgrund seiner kurzen Laufzeit (19 Minuten) hervorragend für den Einsatz in der Schule. Besteht die Möglichkeit, können sogar mehrere Themen des Films behandelt werden. Es bietet sich an, mit den SchülerInnen über ihr eigenes Medienverhalten und ihren Schutz im Internet zu sprechen. Wie kann es zu solchen Situationen kommen, wie im Film gezeigt? Was ist die richtige Vorgehensweise? Wie lassen sich solche Situationen verteidigen?
Ausgehend vom Filmgeschehen kann danach gefragt werden, welche Ursachen und Gründe es für Simons Radikalisierung zu geben scheint oder welche Rolle dabei die Videos und Internetangebote der jeweiligen extremistischen Gruppen spielen. Hierzu können Projekte gegen Extremismus, Propaganda oder Gewalt angeboten werden, bei denen die SchülerInnen zum Beispiel Infoflyer zu den jeweiligen Themen erstellen, die dann in der Schule ausgelegt werden können. Zudem können eventuell gesammelte Erfahrungen von SchülerInnen in diesem Bereich zu einer Reflexion oder Diskussion in der Gruppe beitragen. Die Videos „Sterben für Allah“ (05:11), „Rechtsextremismus im Netz – Wie Nazis Jugendliche ködern“ (02:10) oder „Neo-Nazis auf YouTube – Upgrade von Rechts!“ (04:11), können ergänzende Informationen für die SchülerInnen liefern.
Auch das Ende des Films bietet sich für eine Thematisierung mit den Jugendlichen an. Simon ist am Ende des Films kein Mitglied extremistischer Gruppierungen. Er hat die Schule erfolgreich abgeschlossen und eine Ausbildung begonnen. Er lebt in einer eigenen Wohnung und engagiert sich im Fußballverein. Wie kam es dazu? Was könnte Simon geholfen haben und was hilft generell in solchen Situationen?

In diesem Sinne sollten die hier vorgeschlagenen Ideen zur medienpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen das Ziel haben, Heranwachsende zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema Radikalisierung anzuregen und ihnen Kenntnisse und Lösungen über Manipulationstechniken extremistischer Internet-Propaganda zu vermitteln. Hierzu finden sich auf Mekomat.de passende Materialien wie beispielsweise die Veröffentlichungen „Laut.Stark.Online. – Wie geht Counter Speech?“, „Vernetzter Hass“, „bildmachen. Jugendliche gegen islamistische Inhalte in sozialen Medien stärken“ oder „Kleiner Ratgeber zum Umgang mit rechtsextremen Sprüchen“.

Zum Einsatz in der Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen:

Gerade dem sozialen Umfeld wie der Familie kommt bei der dargestellten Problematik eine wichtige, aber auch schwierige Aufgabe zu. Eine Radikalisierung Jugendlicher rechtzeitig zu erkennen, ist oft nur schwer möglich. Die Gründe und Ursachen dafür liegen oft tiefer. Eltern, aber auch LehrerInnen und PädagogInnen sollten jedoch dafür sensibilisiert werden, Auffälligkeiten, die auf eine extremistische Entwicklung ihrer Schützlinge hindeuten, rechtzeitig zu erkennen und angemessen damit umgehen zu können. Ein intaktes Familienhaus bzw. PädagogInnen, welche die Entwicklungen ihrer SchülerInnen im Blick haben, sind ein enormer Resilienzfaktor gegen die Radikalisierung Jugendlicher. Es ist daher sinnvoll, Eltern bzw. LehrerInnen und PädagogInnen zu befähigen, Jugendliche zu eigenständigem Denken zu motivieren und sie für die Gefahren extremistischer Propaganda zu sensibilisieren.

Zur Unterstützung der Präventionsarbeit mit jungen Menschen befindet sich umfangreiches Begleitmaterial auf der DVD, das sich sowohl an die Zielgruppe wie auch an die Präventionsakteure richtet und Arbeitsblätter, Informationen zu den Themen Extremismus und (virtuelle) Radikalisierung sowie Hinweise auf einschlägige (hessische) Beratungsstellen bereithält.

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:

  • Erstellen einer Präsentation zum Thema „Was ist Propaganda?“. Die SchülerInnen bereiten in Kleingruppen (3 bis 5 Personen) zu den folgenden Fragen eine Präsentation vor der Gesamtgruppe vor: Was ist Propaganda? Woran ist extremistische Propaganda zu erkennen (Merkmale, typische Stilmittel)? Wie versucht sie dabei Heranwachsende zu beeinflussen und für ihre Zwecke zu gewinnen?
  • Analysieren von Beispielinhalten. Die Jugendlichen analysieren in Einzel- oder Gruppenarbeit Beispiele von extremistischer Propaganda aus Social Media (Screenshots). Aufgabe ist es herausarbeiten, wo und wie genau eine Beeinflussung von jugendlichen Rezipienten stattfindet.
  • Erstellen einer Karikatur. Die SchülerInnen entwerfen eine Karikatur zum Thema extremistische Propaganda im Netz und stellen diese der Gruppe vor.
  • Erstellen von Memes zu Hate Speech von extremistischen Gruppen (Vorlagen).

Für wen?

LehrerInnen, Eltern und Jugendliche ab 12 Jahren

Bezugsmöglichkeiten:

Die DVD, auf der auch Untertitelfassungen in deutscher, englischer und französischer Sprache zu finden sind, wird kostenlos durch das hessische Innenministerium zur Verfügung gestellt und kann jederzeit von Bedarfsträgern per E-Mail (hke@hmdis.hessen.de) angefordert werden.

Fazit:

Abschließend lässt sich festhalten, dass extremistische Internet-Propaganda unter bestimmten Umständen und Bedingungen eine nicht unbedenkliche Rolle bei Radikalisierungsprozessen von Jugendlichen spielen kann. Der Film „Radikal“ eignet sich hervorragend als Einstiegsfilm für die medienpädagogische Arbeit mit jungen Menschen rund um die Themen Extremismus, Propaganda, Radikalisierung etc. Aus diesem Grund wurde der Film im August 2017 im Rahmen des Filmfestivals „Shorts at Moonlight“ als bester Kurzfilm der „Region Frankfurt-RheinMain“ ausgezeichnet.

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