Neben einem Nachrichten- und Veranstaltungsüberblick hält das Ruhrbistum eine Sammlung der wichtigsten Themen in der Diözese von A bis Z in ihrer App bereit: Vom Referat für Alleinerziehende bis zum Zukunftskonzept des Bistums. „Wir möchten auch Menschen erreichen, die im ersten Moment nichts mit der Kirche zu tun haben, aber im zweiten Moment doch etwas suchen – zum Beispiel wegen der Taufe des Kindes oder einer Beerdigung“, sagt Jens Albers, Internetredakteur des Bistums.
In der Essener App ist zudem die Kirchensuchmaschine des Berliner Entwicklers Dirk Wetzel integriert. Auf der Internetseite diomira.de startete Wetzel seine Suchmaschine für Kirchen und Gottesdienstzeiten im Jahr 2006. Wie im interaktiven Web 2.0 üblich, bringen viele Menschen ihr Wissen ein: Jeder der sich anmeldet, kann für seine Heimatkirche die Gottesdienstzeiten eintragen. Über 13.000 Kirchen sind bisher in der Karte eingezeichnet, knapp 2.900 mit Gottesdienstzeiten. „Das Ziel der Kirchensuchmaschine ist, Gottesdienstzeiten so schnell verfügbar zu machen wie Zugverbindungen“, sagt Programmierer Wetzel, der die Plattform als Hobby betreibt.
Kirche auf dem Smartphone: Das Bistum Essen und das Erzbisum Köln zeigen, wie es funktionieren kann
Die Resonanz auf seine eigene Android-App und die Kooperation mit dem Bistum Essen sei sehr positiv: „Einige Pfarrgemeinden machen jetzt selbst Werbung dafür.“ Wetzel weiß sogar von einigen Bischöfen, die die App auf ihrem Smartphone installiert haben. Für Ruhrbischof Overbeck werde noch ein neues Handy bestellt, damit er seine Bistums-App auch nutzen könne, so Internetredakteur Albers.
Dass die Kirche sich gegenüber neuer Medien wie Smartphone-Apps aufgeschlossen zeigt, hat Benedikt XVI. gerade gezeigt: Über ein iPad hat der Pontifex die neue Nachrichtenseite des Vatikans www.news.va gestartet und direkt dazu auch eine Twitter-Nachricht verschickt: „Liebe Freunde, ich habe gerade www.news.va freigeschaltet. Gepriesen sei unser Herr, Jesus Christus! Mit Gebet und Segen, Benedikt XVI“, schrieb der Papst. Auch die deutsche Bischofskonferenz sieht kirchliche Smartphone-Apps positiv: „Sie tragen zu einer Verbesserung der Kommunikation bei“, so Sprecher Matthias Kopp. Einig sind sich Vatikan und Bischofskonferenz aber, dass eine App kein Sakrament wie zum Beispiel die Beichte ersetzen kann.
Neben der Initiative von Dirk Wetzel bieten auch die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland eine Gottesdienst-App an. Als Datenbank für Weihnachts- und Ostergottesdienste gestartet, können Pfarrgemeinden ihre Gottesdienste jetzt auch fürs ganze Jahr auf der Internetseite www.wegweiser-gottesdienst.de eintragen. Auf dem iPhone können dann alle Termine der eingetragenen Kirchen beider Konfessionen abgerufen werden, bisher knapp 30.000 Gottesdienstzeiten.
Apple vor Android
Die berühmteste Kirche Deutschlands hat seit einigen Tagen eine App für Android und iPhone. Gottesdienste, Führungen und die aktuelle Temperatur verrät das Smartphone-Programm des Kölner Doms. Wer für eine Führung keine Zeit hat, kann sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der gotischen Kathedrale auf seinem Handy zeigen oder sich in einem Video von Domprobst Norbert Feldhoff zu seinen Lieblingsorten mitnehmen lassen. Sogar Fürbitten können über die App ausgesprochen werden. Diese werden dann in einem der nächsten Gottesdienste im Dom gebetet. Nach eigenen Angaben laufen im Erzbistum Köln schon erste Planungen für eine Bistums-App nach Essener Vorbild.
Bereits seit längerem bieten einige Verlage Kunstführer und Audioguides für den Kölner Dom als kostenpflichtige iPhone-App an. Auch für die Dome von Mainz, Limburg und Regensburg gibt es solche Kunstführer fürs Smartphone.
Seit Apple im Jahr 2007 das iPhone auf den Markt gebracht ist der Markt für Smartphone-Apps riesig gewachsen. Seither hat nur das offene Betriebssystem Android von Google dem Kult-Handy iPhone Konkurrenz machen können. Auch für religiöse Apps ist das Angebot im App-Store von Apple noch größer als im Google Market. Eine App der Katholischen Fernseharbeit für das iPhone zeigt einen Tagessegen als Video und gibt Tipps für das Fernsehprogramm des Tages. Das Kölner Domradio sendet für Apple-Benutzer über eine eigene App.
Bietet Infos, Bilder, Videos und sogar die Möglichkeit zur Fürbitte: Die App zum Kölner Dom.
Die berühmt gewordene und umstrittene Beicht-App „Confession“ einer us-amerikanischen Firma gibt es mittlerweile für iPhone wie Google-Handys. Und: die Android-Nutzer zahlen dafür nur 1,41 Euro statt 1,59 Euro für die iPhone-Anwendung. Bei jeder App, die es durch die interne Prüfung von Apple schafft, verlangt der Computerkonzern aus Cupertino 30 Prozent des Verkaufspreises.
Markt noch überschaubar
Beliebige Gebete-Apps zu Heiligen und besonders gern zum Seligen Papst Johannes Paul II. gibt es für beide Smartphone-Systeme in großer Zahl. Vor allem bei wirklich kreativen und gut gemachten Apps hat Apple aber das bessere Angebot. So gibt es für das iPhone und auch für den Tablet-Computer iPad verschiedene Kinderbibel-Programme für jeweils 1,59 Euro, angeboten von einer Firma mit Adresse in Hong Kong, die damit wirbt Theologen und Pädagogen bei der Erstellung der Apps mitwirken zu lassen.
Für den Freiburger Verlag Herder, der unter anderem die Bücher von Papst Benedikt XVI. verlegt, sind Smartphones und Tablets noch keine feste Größe im Jahresumsatz, so Verlagssprecher Andreas Bernheim: „Wir sind aber trotzdem in diesen Medien präsent und probieren sie aus.“ Bestseller-Autor Anselm Grün wird im Hause Herder nicht nur als Buch, sondern auch als E-Book für Tablets verlegt und die Herder-Bibelübersetzung gibt es für 9,99 Euro als iPhone-App. Die fünf Bücher Mose gibt als App, und die schönsten Suren des Korans liest der Herder-Übersetzer auf dem Smartphone bei Interesse sogar vor.
Der Markt wirklich ernsthafter kirchlicher und religiöser Angebote für Smartphones und Tablets ist derzeit noch sehr überschaubar. Zum Ruf der vermeintlichen Spielgeräte für Erwachsene passt es daher, dass unter dem Suchbegriff „Kirche“ immer noch mehr Klingelton- und Hintergrundbilder-Programme gibt als tatsächlich Nützliches. Doch es liegt an der Kirche, den Verlagen und Software-Entwicklern selbst, diese Geräte auszunutzen. Die Medienabteilungen in Essen, Köln und die Redaktion von wegweiser-gottesdienst.de machen es vor.
Von Benedikt Plesker