
(Foto: Clearingstelle Medienkompetenz)
Mit einem Festabend endete am vergangenen Wochenende der 10. Durchgang des Zertifikatskurses medienpädagogische Praxis. Dem Abschluss von #mepps X vorangegangen waren insgesamt neun Monate Blended Learning-Fortbildung zu Theorie und Praxis der Medienpädagogik. Den Abschuss bildete die dritte Präsenzphase vom 12. bis 15. Juni 2025, wie immer im Katholisch Sozialen Institut in Siegburg.
Gestartet war die letzte Präsenzphase am Donnerstagabend mit einem medienethischen Talk am virtuellen Kaminfeuer mit Dr. Ingrid Stapf. In ihrem Impuls zu Kinder – Medien – Ethik verknüpfte sie ethische Fragen mit Kinderrechten. Dabei wurde einmal mehr eine grundlegende Spannung deutlich, da Kinder ein Recht sowohl auf Schutz als auch auf Befähigung haben. Spätestens mit der Frage, wie wir junge Menschen davon überzeugen können, sozial oder medial kompetent und verantwortungsvoll zu handeln, wenn es ihre Freiheit und Selbstbestimmung (oder auch ihren Spaß) ja erst mal einzuschneiden scheint, waren die Teilnehmenden in eine angeregte Diskussion eingebunden.
Es gibt keine einfachen Antworten
Dass es insgesamt keine schnellen und einfachen Antworten geben kann, dass rechtliche Regulierung meist nicht schnell genug auf wechselnde Anforderungen im Medienumgang reagiert und dass Kinder ein Recht auf eine offene Zukunft ohne Auswirkungen schädlicher Erfahrungen aus der Gegenwart haben, waren für Multiplikator:innen in medienpädagogischen Handlungsfeldern wichtige Erkenntnisse. Gleichzeitig wurde in der Diskussion auch deutlich, dass die Anbieter von Diensten und Plattformen stärker als bisher in die Pflicht genommen werden müssen, um Kinder vor Kontaktrisiken und ungewollten Konfrontationen mit altersunangemessenen Inhalten zu schützen.

(Foto: Rebecca Ebel – Clearingstelle Medienkompetenz)
Mittelpunkt im doppelten Sinn der dritten Präsenzphase ist der Freitag, an dem die Teilnehmer:innen ihre Praxisprojekte präsentieren. So vielfältig wie ihre Arbeitsfelder waren auch die Projekt-Themen und -Inhalte. Von KI-unterstützten Geschichten, einer Multiplikator:innen-Fortbildung zum Thema Reels und Video und einer Einführung für Kinder in die Handhabung von Kamera und Smartphone über die Gründung einer schulischen Gaming-AG bis hin zur medienpädagogischen Auseinandersetzung mit KI-generierten Gottesbildern spannte sich der Bogen. Und die gute Nachricht: alle Projekte waren in den Augen der Kursleitung und der Tutor:innen zertifizierungswürdig. Wie immer werden die kurzgefassten Projektraster in Kürze auf unserer Website medienkompetenzerwerb.de veröffentlicht.
Die dunkle Seite der Medienkompetenz: Unterhaltung
Als letzte inhaltliche Einheit vor dem Feedback und dem Festabend entwarfen die Teilnehmenden interaktive Geschichten. Dazu gab der Spielentwickler Nils Sommer von der Agentur mediale pfade, Berlin, am Samstagvormittag eine Einführung in Twine. Mit dieser Software lassen sich Rollenspiele erstellen, die sich immer wieder verzweigen und die Spieler:innen je nach Entscheidung auf unterschiedlichen Wegen durch die Story führen. Dabei trug die übersichtliche Programmierung ebenso zur guten Stimmung bei, wie die originellen Spielideen. Dass dieses Gaming-Format durchaus auch für Serious Games mit „eingebautem Lerneffekt“ dienen kann, wurde ebenso deutlich.

(Foto: Andreas Büsch – Clearingstelle Medienkompetenz)
Nach der ausführlichen Feedback-Runde am Nachmittag konnte dann der Festabend beginnen. Wie jeder Festabend von #mepps bisher gab es auch dieses Mal einen Festreder: Dr. habil Gerd Hallenberger, freier Medienwissenschaftler aus Marburg. Entgegen dem gängigen Vorurteil gegenüber dem Genre Unterhaltung ließe sich „auch bei Talks, Kochshows, selbst Reality … – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – etwas dazulernen, z.B. über Gesprächskultur, Kochrezepte und Landwirtschaft oder Abgründe menschlichen Verhaltens“. Aus den Untersuchungen von Ursula Dehm und Werner Früh folgerte Hallenberger, wie Unterhaltung funktioniert. Und wenn Unterhaltungsangebote bis hin zu Serious Games funktionieren, dann können sie nicht nur Genuss vermitteln, sondern Welt erschließen und Wertediskurse befeuern. Somit folgerte er „Zur Medienkompetenz gehört auch Unterhaltungskompetenz!“, um am Ende sogar noch auf die Kursbeschreibung von #mepps zu verweisen: „Unterhaltung – Medien dürfen auch Spaß machen“? Das müssen sie sogar, wenn sie irgendwas erreichen wollen!

(Rebecca Ebel)
An eine kurze Rückschau auf zehn Kursdurchgänge und die Frage, was diesen Kurs besonders machte, von Prof. Andreas Büsch schloss sich die feierliche Verleihung der Zertifikate an. Und dann durfte gefeiert werden, dass ein neuer Kursjahrgang nun zu den Alumni gehört, die herzlich zum Alumni-Treffen im Oktober eingeladen sind!