Fake News

Pinocchios lange Nase - Symbolbild für Fake News
Foto: patrick – fotolia.de

Erst denken, dann teilen.

Entspricht diese Information der Wahrheit oder ist sie frei erfunden? Wer steckt hinter dieser Berichtserstattung? Woran erkenne ich seriöse Quellen? Diese Fragen stellen sich InternetnutzerInnen in Zeiten von Fake News immer häufiger. Falschmeldung gibt es natürlich nicht erst seit gestern; bewusst verfälschte oder nur halb wahre Informationen hat es zweifelsfrei auch schon vor dem Aufkommen von Social Media gegeben – vermutlich seit Menschen miteinander (über Medien) kommunizieren.

In der digitalen Welt entfalten die Lügen durch Weglassen von Informationen, falsche Kontexte und freie Erfindung entgegen der Fakten aber eine ganz besondere Wirkung, weshalb sie für alle zum Problem werden. Gerade in Zeiten von Wahlkampfbeeinflussung, Lügenpresse-Vorwürfen, politischer Meinungsmache im Netz oder Troll-Armeen wird es zunehmend wichtiger, sich über das Phänomen bewusst zu werden. Nach wie vor gilt: Befrage kritisch die Quellen! Aber was genau sind eigentlich Fake News?

Dass es die Stadt Bielefeld gar nicht gibt oder Handys beim Aufladen explodieren sind nur zwei der gängigen Falschmeldungen, die unter dem Begriff Hoax (wörtlich: schlechter Scherz) seit Jahrzehnten im Internet kursieren. Unter dem Begriff Fake News ist das Thema „Gerüchte im Netz“ in letzter Zeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Fake bedeutet im Englischen so viel wie Fälschung, Täuschung, Attrappe. News bezeichnet allgemein Nachrichten oder Neuigkeiten.

Unter „Fake News“ sollen hier falsche Meldungen verstanden werden, die von vornherein in Täuschungsabsicht und mit dem Ziel, die öffentliche Meinungsbildung zu beeinflussen, über das Internet und insbesondere Social Media verbreitet werden. Danach sind sie als bewusst manipulierend oder verfälschend zu verstehen. Sie gehen von Einzelnen oder Gruppen aus, die in eigenem oder fremdem Auftrag handeln und nehmen überwiegend über elektronische Kanäle (vor allem in sozialen Medien) ihren Lauf. Algorithmen verschiedener Art und Social Bots spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung, zudem die Posts, Likes und Retweets der NutzerInnen. Die Falschmeldungen können alle denkbaren Inhalte haben. Meist beziehen sie sich auf öffentlich diskutierte Themen (z.B. Klimawandel), auf bestimmte Gruppen (z.B. Flüchtlinge, Sozialarbeiter) oder Einzelpersonen (Politiker).

Prinzipiell sind von Fake News alle Nutzer betroffen. Jedoch sind gerade Kinder und Jugendliche oft in ihrer Medienkompetenz noch nicht so ausgereift wie Erwachsene und dadurch in manchen Fällen auch leichter manipulierbar. Hinzukommt, dass vorwiegend Jüngere soziale Netzwerke nutzen und sich darüber auch täglich informieren, wo sich solche Falschnachrichten schnell und leicht verbreiten.

Um in der Informationsflut zwischen wahr oder falsch unterscheiden zu können, brauchen NutzerInnen Informationskompetenz. Unser gesellschaftliches Miteinander verlagert sich immer mehr ins Internet, da Kommunikation, Information und Interaktion immer stärker in digitalen Medien stattfinden. Daher wird die Fähigkeit, Informationen richtig einschätzen bzw. bewerten zu können, zusehends wichtiger. Vor allem Pädagogen und Eltern kommt hier die Aufgabe zu, diese Informationskompetenz zu vermitteln und als Ansprechpersonen zu agieren.

Abb.: saferinternet.at

Die österreichische Initiative saferinternet.at präsentierte anlässlich des Safer Internet Days 2017 eine neue Studie zum Thema „Gerüchte im Netz“. Demnach hat rund die Hälfte (47 %) der befragten Jugendlichen bereits einmal in der Schule gelernt, wie der Wahrheitsgehalt von Online-Informationen überprüft werden kann. Die Vermittlung der Informationsbewertungskompetenz im Internet habe somit einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, sei jedoch im Alltag von Schule und Familie noch nicht angekommen. Des Weiteren verrät die Studie, dass Jugendliche zwar traditionelle Medien wie Radio (32 %) oder das Fernsehen (29 %) als „sehr glaubwürdig“ einschätzen, dass sie allerdings bei der Informationssuche – gemessen an der Nutzungshäufigkeit, eher auf die sozialen Medien zurückgreifen (vgl. Abb.). Jugendliche sind sich dieser Widersprüchlichkeit durchaus bewusst, wissen aber oft nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Bild: sdecoret

Doch was ist eigentlich so schlimm an Fake News? Das Problem bei Fake News ist, dass einige nicht nur zum Spaß oder aus Werbezwecken gemacht werden, sondern teilweise sogar gefährlich sind. Denn manchmal steckt hinter dem Fake ein Computervirus, der es auf die persönlichen Daten abgesehen hat. Das nennt man (Spear) Phishing. Nicht selten zielen solche Falschmeldungen auch auf eine bewusste (politische) Manipulation. Spätestens seit der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten, aber auch den Lügenpresse-Vorwürfen der deutschen Rechten, scheint die Gefahr, die von solchen Unwahrheiten ausgehen kann, allseits bekannt zu sein.

Im Hinblick auf die diesjährige Bundestagswahl Ende September steigt die Sorge vieler PolitikerInnen und BürgerInnen. Wenn etwas den Wahlkampf negativ beeinflussen kann, dann am ehesten absichtlich gestreute Falschmeldungen. Insofern nicht mehr klar ist, was falsch ist und was der Richtigkeit entspricht, verlieren Menschen ihr Vertrauen in die Medien. Aus der Gesamtperspektive betrachtet entsteht so eine Art Beliebigkeit verschiedener Wahrheiten. Ebenso führt die massenhafte Verbreitung von Fake News dazu, dass die Unsicherheit und das Misstrauen gegenüber Nachrichten und gegenüber journalistischen Medien im Besonderen wachsen – und gerade eine moderne Gesellschaft wie die unsere, die wesentlich durch Medialität geprägt ist, ist dafür umso anfälliger.

Die Wirkungen von Fake News können ganz unterschiedlich sein. Mit Sicherheit lässt sich aber festhalten, dass sie allgemein für Zweifel und Unsicherheit sorgen. Sie haben zudem großes Potenzial als eine Art Steilvorlage für Hetze, Rassismus oder sonstige Unruhen gesehen zu werden. Unsicherheiten in Bezug auf die Geltung und Richtigkeit von Berichten müssen nicht immer schon im Moment ihrer ersten Kenntnisnahme entstehen. Mit der Zeit können im Gedächtnis die Quellen der Nachricht verschwimmen und insbesondere extreme und skandalträchtige Inhalte „hängen bleiben“, auch wenn diese explizit widerlegt und richtig gestellt wurden. Dieser Falschinformationseffekt macht die Gefahr, die von Falschmeldungen allgemein ausgeht, deutlich.

Falschmeldungen schnell zu erkennen, ist bei der Masse an Informationen im Netz eine Herausforderung. Es gibt allerdings einige Methoden, mit denen sich ein Teil der sogenannten Fakes identifizieren lassen. Grundsätzlich sollte man Inhalte im Netz zunächst kritisch hinterfragen. Schockierende Bilder oder sensationelle Formulierungen können erste Hinweise auf Falschmeldungen geben. Wenn man auf Informationen online trifft, und einem diese fragwürdig erscheinen, sollte man unbedingt den Faktencheck betreiben. Im Detail bedeutet das, die Behauptungen auf seriösen, unabhängigen Seiten zu überprüfen und Infos miteinander zu vergleichen. Auf den ersten Blick glaubwürdig wirkende Statistiken, Daten oder Schaubilder, können so schnell entlarvt werden. Ein weiterer Tipp zum Selbstschutz vor Falschmeldungen ist die Überprüfung der Quellen. Da die Betreiber von Plattformen vor allem über Werbe-Einblendungen Geld verdienen, wird viel Online-Inhalt produziert, ohne dass hinter den Artikeln jeweils eine gute Recherche steckt.

Oft wird im Zusammenhang von Fake News nur über Posts oder Videos gesprochen, die irgendwelche spektakulären Dinge zeigen wie eine Snowboarderin, die von einem Braunbären verfolgt wird oder einen jungen YouTuber, der ein Selfie von sich macht, während 100 Meter hinter ihm ein Tornado durch die Wüste fegt. Doch auch ein im falschen Zusammenhang geteiltes Foto kann als „Fake“ bezeichnen. Es gibt mehrere Möglichkeiten zur Überprüfung von Fotos im Netz, eine äußerst zuverlässige ist die umgekehrte Bildersuche. Damit lassen sich Bilder auf die Ursprungswebsite zurückverfolgen und man sieht binnen kürzester Zeit, ob das jeweilige Foto eigentlich aus einem anderen Zusammenhang stammt.

Immer noch scheint es NutzerInnen zu geben, die sich nicht darüber bewusst sind, dass Hoaxes und Falschmeldungen darauf angewiesen sind, dass sie unbedarft geteilt werden. Das gilt u. a. auch für Kettenbriefe in WhatsApp und per Mail. Jeder einzelne trägt somit eine gewisse Selbstverantwortung, fragwürdige, unüberprüfte Inhalte nicht einfach zu teilen (vgl. saferinternet.at)

Unter dem Schlagwort Fake News finden Sie auf unserer Materialübersichtsseite Mekomat.de einige Veröffentlichungen verschiedener Träger und Institutionen. Ausgewählte Materialien zum Thema Fake News sind:

Weiterführende Links & Quellen:

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