Ausgezeichnet wurde die belgische Autorin Claude K. Dubois für ihr Werk „Akim rennt“. In dem Buch versucht Dubois, die traumatischen Erfahrungen von Krieg und Flucht, die heute für viele Menschen Realität sind, am Beispiel des individuellen Schicksals des jungen Akim für Kinder erfahrbar zu machen. Die Geschichte schildert Dubois mehrdimensional, in Worten und in Bildern.
Inmitten einer Trümmerlandschaft bleibt Akim alleine zurück, bis er von einem Erwachsenen an die Hand genommen und von Flüchtenden mitgerissen wird. Als jedoch Akim auch die Hand des Erwachsenen verliert, ist er von diesem Moment an inmitten des Schreckens des Krieges einsam und allein. Die unmittelbare Nähe der Geschichte zu einem modernen Exodusgeschehen ist greifbar.
Für mitteleuropäische Kinder ist die Lebenswelt von Akim eine fremde. Der Frieden hier ist seit Jahrzehnten stabil, das Kinderbuch handelt von Schrecken und Gewalt. Die Bleistiftskizzen sind ausdrucksstark, die Schlichtheit der Sprache wird den jungen Lesern gerecht. Gleichzeitig wird so aber auch die Brutalität des Krieges eingefangen. Die Jury des Preises spricht von Literatur als Spiegel ihrer Zeit. Trifft das in diesem Fall zu? Bischof Fürst gibt in seiner Laudatio die Antwort: „Krisen der Welt erhalten in unserer globalisierten Mediengesellschaft auch Einzug ins Kinderzimmer“. „Arkim rennt“ spiegelt so nicht nur unsere Welt und die unserer Kinder wieder, als Medium „Buch“ bietet es vor allem die Möglichkeit, sich in einem individuellen Tempo der Thematik zu nähern. Das Tempo wird dabei nicht von tagesaktuellen Meldungen über das Kriegsgeschehen bestimmt, sondern durch die Fragen und Gefühle des Kindes. Damit das Kind auf seine Fragen Antworten findet, braucht es einen Dritten, einen Erwachsenen, der mit ihm das Buch liest und die Bilder betrachtet. Die Jury betont in ihrer Preisbegründung die Anschlusskommunikation. Dadurch wird die Thematik nicht weniger schrecklich, das Kind ist mit der Gewalt und der Einsamkeit, die es in dem Buch erfährt aber nicht allein.
Mit dem katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis werden Bücher, die christliche Lebenshaltungen verdeutlichen, religiöse Erfahrungen vermitteln und Glaubenswissen erschließen ausgezeichnet. In „Akim rennt“ kommen christliche Grundwerte wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Menschenwürde zum Tragen. Anhand der Geschichte von Akim, die stellvertretend für viele Einzelschicksale, die tagtäglich geschehen, steht, ermöglicht das Buch Kindern eine Auseinandersetzung mit einer christlichen Lebenshaltung.
Dubois ist bereits die 25. Preisträgerin. Angesichts dieses Jubiläums des Preises bedankt sich Dubois für das kontinuierliche Vertrauen der Deutschen Bischofskonferenz „in die Macht des durch Bücher vermittelten Wortes, für Ihr Vertrauen in dieses Mittel der Verständigung, für den Willen, menschliche Werte zu vermitteln, die Kindern beim Heranwachsen helfen“.
Die Geschichte des katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises begann allerdings mit eindeutiger Kritik: „Kinder- und Jugendbuchautoren werden im kirchlichen Raum oft so behandelt, wie das vor zwei Jahrzehnten in der Öffentlichkeit überhaut üblich war: als solche, bei denen es für mehr wohl nicht reicht.“ Der Kinder- und Jugendbuchautor Willi Fährmann kritisierte unmissverständlich das Fehlen eines Kinder- und Jugendbuchpreises im kirchlichen Raum. Als Reaktion richtete die Deutsche Bischofskonferenz drei Jahre später den katholischen Kinderbuchpreis ein. Der Preis sollte herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der religiösen Kinderliteratur fördern. Neben dem Preisbuch stellt die Jury jedes Jahr eine Empfehlungsliste zusammen.
Zu den Preisträgern des „katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises“ zählen u.a. Ottfried Preußler und Henning Mankell. Auf der Empfehlungsliste sind die Namen Kirsten Boie und Monika Feth zu lesen. Autoren, die weit über kirchliche Kreise hinaus bekannt sind. Das Anliegen Fährmanns, Verlage zu ermutigen, christlich orientierte Manuskripte zu veröffentlichen, scheint sich realisiert zu haben.
Die Übersichten über die Preisbücher und Empfehlungslisten.