Schöne Aussicht

Schoene Aussicht
Bild: kfw

Worum geht’s?

Eckdaten des Films:

Ein Film von Lynda Bartnik

Länge: 5 Minuten

Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2007, Deutschland

Produktion: Hagen Schöne (724film)

empfohlen ab 12 Jahren

Schuljahre: Sekundarstufe I: ab Klassenstufe 7 und Sek. II

Hannes und Michi verbringen ein Partywochenende in Hamburg, als Hannes sich auf den ersten Blick in Zoe „verguckt“. Er versucht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, aber anstatt Zoe reagiert ihre Freundin Maya auf seine Annäherungsversuche. Hannes ist aber so fokussiert auf Zoe, dass er Mayas Interesse ihm gegenüber nicht bemerkt. Als er ein schönes Kompliment treffsicher mit einem peinlichen Fauxpas erwidert, verbaut er sich die Aussicht auf ein weiteres Kennenlernen. Die beiden Freundinnen unterhalten sich im Nachgang und es stellt sich heraus, dass Zoe Hannes anhand des gezeigten Fotos „ganz süß“ findet.

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Social Media
  • Digitale Welten
  • Peergroups und Freundschaft
  • Flirt und Dating
  • Mediennutzungsverhalten
  • Zugehörigkeit / Außenseiterrollen
  • Wertebildung

Zum Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen:

Praktisch alle Jugendlichen besitzen ein Smartphone. Laut der JIM-Studie 2018 (S. 6) sind es 99 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland. Smartphones sind als die zentralen Kommunikationsmittel bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Dadurch sind sie nahezu immer erreichbar und fühlen sich mitunter auch davon gestresst. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie nehmen 35 Prozent der Jugendlichen in Österreich bereits digitalen Stress wahr (vgl. saferinternet.at); digitales Wohlergehen (digital wellbeing) wird zunehmend zu einem Thema auch für Gerätehersteller (vgl. z.B. heise.de/ct).

Der Film „Schöne Aussicht“ bietet mehrere Möglichkeiten zur thematischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Zum einen geht es um die permanente Anwesenheit des Smartphones und die Folgen, die dabei auftreten können. Auch liegt es nahe, auf den Einfluss von Medien auf unsere Interaktion und die Veränderung unserer Beziehungsgestaltung durch Medien zu schauen. Des Weiteren geht es um Beziehungsdynamiken, um Liebe und Flirt und dessen „Erfolge und Misserfolge“.

WELCHE ROLLE SPIELT DAS SMARTPHONE?

Auch die Rolle des Smartphones im Film muss natürlich näher betrachtet werden. Tatsache ist, dass Zoe so in ihr Handy vertieft ist, da sie über eine Dating-App mit jemandem chattet. Dabei stellt sich der Flirtpartner allerdings als „Enttäuschung“ heraus, da er versucht hat, ihr etwas vorzuspielen. Damit steht die Frage im Raum, ob die ganze Verwirrung um die Beziehungen nicht ebenso entstanden wäre, wenn Zoe ein Buch o. ä. gelesen hätte. Ist das Smartphone also tatsächlich die Ursache und somit „schuld“ an den Missverständnissen? Oder bildet es „nur“ ein Symbol?

Tatsächlich laufen viele Menschen als „Smombies“ mit ihren mobilen Endgeräten über die Straße – und nicht mit einem Buch. Wie weiter oben angesprochen, ist das Smartphone in unserem Alltag fest verankert und gerade deshalb ist auch die Handlung des Filmes so alltagsnah und authentisch. Denn die (Beziehungs-)Geschichte wird ja in ihrer ursprünglichen Dynamik nicht verändert, sondern lediglich durch das Medium. Man kann sagen: Die uralte Dramaturgie wird dadurch unter modernen gesellschaftlichen Verhältnissen wiedergegeben. In der Arbeit mit den verschiedenen Zielgruppen kann es spannend sein, genau diese Frage nach der Rolle des Smartphones im Film zu diskutieren.

Ausgehend davon kann mit den Kindern und Jugendlichen über ihr eigenes Mediennutzungsverhalten gesprochen werden. Wichtig ist gerade in Bezug auf den Film, zu verdeutlichen, dass das Smartphone ambivalent ist: es kann sowohl Vorteile bieten, um Kommunikation anzuregen bzw. anzustreben (siehe Hannes), als auch von Nachteil sein und als Ablenkung (siehe Zoe) fungieren. Entsprechend kann eine Impulsfrage zum Beispiel lauten: Nehme ich die Dinge um mich herum mit Smartphonenutzung anders wahr? Wenn ja: was nehme ich anders wahr? Was empfinde ich einerseits intensiver und was entgeht mir andererseits durch die bevorzugte Nutzung des Smartphones?

In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen empfiehlt sich das Kartenspiel „Real-Life-Challenge“. In Form eines klassischen analogen Kartenspiels lernen Kinder und Jugendliche ganz bewusst, auf einzelne Aspekte der digitalen Kommunikation zu verzichten, und so ihre eigene Smartphone-Nutzung zu reflektieren. Das Kartenspiel eignet sich auch für den Einsatz in der Schule und in der außerschulischen Jugendarbeit und kann kostenfrei bestellt werden. Auf mekomat.de finden sich zudem viele passende Materialien zum Thema wie beispielsweise die Veröffentlichungen „AlwaysOn oder auch die „JIM-Studie 2018“.

Zum Einsatz in der Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen:

Grundsätzlich gelten die Themen des Films auch für die Arbeit mit Eltern oder mit LehrerInnen und PädagogInnen und können analog angewendet werden. Wenngleich einige der hier gezeigten Verhaltensmuster eher die „Generation Smartphone“ betreffen, begleitet das Smartphone auch Erwachsene im Alltag: über 80% der erwachsenen Deutschen besitzen ein Smartphone (vgl. MediaPerspektiven Basisdaten 2018, S. 61).

Gerade deshalb ist der Film ein guter „Aufhänger“, um über das Thema mobile Medien und ihre Auswirkungen auf unsere Beziehungen und unser Kommunikationsverhalten zu sprechen. Weitergehende Fragen, die sich anbieten sind u. a.: Welche Regeln für die Nutzung sollten wir uns selbst und unseren Kindern/Erziehungspartnern geben bzw. mit ihnen gemeinsam entwickeln? Wie viel Medienerziehung findet z. B. in den Schulen statt? Wie kann eine angemessene Form von Medienerziehung im Kontext Familie und Schule aussehen? Vielleicht haben einige aus der Gruppe bereits Erfahrungen im Kontext der Thematik des Films gemacht und können über Situationen berichten, in denen sie durch mobile Medien abgelenkt wurden o. ä.

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:

  • Der Filmtitel „Schöne Aussicht“ ist durchaus mehrdeutig. Eine Aufgabe für die Zielgruppe kann sein, zu erarbeiten, inwiefern eine Mehrdeutigkeit des Titels zu erkennen ist.
    Schöne Aussicht zum Beispiel bezogen auf:
    … die Aussicht auf den Hamburger Hafen;
    … die Aussicht auf die beiden Frauen (insbesondere Zoe, die aber weder an der Aussicht des Hafens noch, an der der beiden Männer interessiert scheint, sondern sich stattdessen ausschließlich mit ihrem Smartphone beschäftigt);
    … die Aussicht, im Sinne der Möglichkeit eines Treffens, Dates bzw. Kennenlernens, als Maya ihr Interesse gegenüber Hannes zeigt;
    … die Aussicht, welche sich Hannes durch seine plumpe Äußerung gegenüber Maya verbaut;
    … das Filmende, als Zoe feststellt, dass ihre Smartphonenutzung ihr die Aussicht auf einen analogen Kontakt verstellt hat. Am Ende bleibt nur die schöne Aussicht auf den Hamburger Hafen, die aber niemand genießt.
  • Gruppenposter: Die Gruppe teilt sich in zwei Hälften auf. Je eine Gruppe beschäftigt sich mit einer der nachfolgenden Fragen und erstellen ein Plakat, welches sie im Anschluss der anderen Gruppe vorstellen. Eine Gruppe beschäftigt sich mit der Frage, ob sie Situationen aus dem Alltag kennen, in denen das Smartphone in Begegnungen stört. Die zweite Gruppe geht der Frage nach, wo, wann und inwiefern das Smartphone hilfreich für Beziehungen ist.
  • Erstellen eines Medientagebuchs über einen bestimmten Zeitraum, um eigenen Gebrauch vor Augen zu führen: wann nutze ich welches Medium wie lange?
  • Im Plenumsgespräch können hilfreiche Anregungen für einen bewussten Verzicht auf digitale Medien (digital detox) überlegt werden: zu welchen Zeiten und an welchen Orten kann ich auf meine digitalen Begleiter verzichten? Welche Benachrichtigungen kann ich abschalten, um nicht immer wieder unterbrochen zu werden? Welche Einstellungsmöglichkeiten z.B. zu Zeitlimits für die Nutzung des Smartphones bieten mir Apps bzw. das Betriebssystem meines Smartphones? Wer hat schon praktische Erfahrungen mit entsprechenden Angeboten gesammelt?

Für wen?

LehrerInnen, Eltern, Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren

Bezugsmöglichkeiten:

Ein Direktbezug der DVD mit Vorführrecht ist unter filmwerk.de möglich. Hier sind ebenfalls einige unterstützende Arbeitshilfen zu finden.

Fazit:

Der Film „Schöne Aussicht“ eignet sich hervorragend und auf sehr eindrucksvolle Weise dazu, das eigene Mediennutzungsverhalten mit unterschiedlichen Zielgruppen zu reflektieren. Durch seine Aktualität und Länge von nur 5 Minuten eignet er sich ausgesprochen gut für den Einsatz in der (außerschulischen) Medienarbeit mit jungen Menschen und Erwachsenen.

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1 Comments

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