Wie lässt sich Verschwörungserzählungen und Rassismus begegnen, dem menschengemachten Klimawandel entgegentreten, die Welt aus Kindersicht lebenswerter machen, Jugendkulturen vernetzen, Menschen aller Voraussetzungen mit Medienbildung erreichen und anregen? Das zeigen die medienpädagogischen Projekte, die nun mit dem Dieter Baacke Preis 2022 ausgezeichnet wurden. Sie machen auch deutlich: Medienkompetenz hat soziale, politische, kulturelle und ethische Bestandteile.
Der mit 12.000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen des 39. Forum Kommunikationskultur gemeinsam vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) vergeben. In diesem Jahr gibt es acht Preisträger-Projekte in sechs Kategorien sowie eine besondere Anerkennung. Medienprojekte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen im Mittelpunkt des „Oskars der Medienpädagogik“, der pädagogische Fachkräfte für ihr medienpädagogisches Wirken und ihre Methodik ehrt.
Projekte von und mit Kindern
In der Kategorie „Projekte von und mit Kindern“ gewann das Projekt „Cubes – digitale Welten. Experimentieren & Gestalten“ des Jugendkulturzentrums „Die Amsel & Kubus“ aus Münster. 50 Kinder arbeiteten hier medienpädagogisch zu den „17 Zielen für nachhaltige Entwicklung“ (Global Goals) der Vereinten Nationen (UN). Sie erstellten dabei Fotos, Videos und Collagen, diskutierten und reflektierten ihre Ansichten und Produkte.
Projekte von und mit Jugendlichen
Gleich zwei Projekte von und mit Jugendlichen konnten darüber hinaus die Jury überzeugen: zum einen das Projekt „TruthTellers – Trust me, if you can…? Ein skeptisches Projekt über die Kraft des Erzählens“ des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Es verbindet kritikfördernde Medienkompetenz mit spielerischen Methoden – mit dem Ziel, Mechanismen und Funktionsweisen von Verschwörungserzählungen zu erkennen. Doch neben Verschwörungsmythen begegnen Jugendliche im Netz jedoch auch weiteren Formen von Rechtsextremismus, Antisemitismus und radikalem Islamismus. Das Projekt „AntiAnti – Prävention von Online-Radikalisierung“ von medialepfade.org – Verein für Medienbildung verbindet gekonnt Politische Bildung und Medienkompetenz, indem Jugendliche und junge Erwachsene selbst Verschwörungsmythen entwerfen, Memes oder Hatespeech-Szenarien erstellen.
Interkulturelle und internationale Projekte
Auch in der Kategorie „Interkulturelle und internationale Projekte“ gab es gleich zwei Preisträger:innen: Im Filmprojekt „Don’t Stop Motion“ haben geflüchtete junge Erwachsene gemeinsam mit nicht-geflüchteten Jugendlichen und Medienpädagog*innen aus Erfurt einen kunstvollen einstündigen Interview- und Stop-Motion-Film gestaltet. In „Dreh’s Um – Deutsch-vietnamesische Perspektiven“ erzählen deutsch-viatnamesische Jugendliche und junge Erwachsene in Dokumentarfilmen wichtige Geschichten rund um Identität, Rassismus und Integration.
Inklusive und intersektionale Projekte
Preisträger in der Kategorie „Inklusive und intersektionale Projekte“ ist die LAG Lokale Medienarbeit NRW mit der inklusiven „nimm!-Akademie“. Hier erstellen jugendliche Medienexpert:innen Videotutorials. Darin zeigen sie beispielsweise, welche Tools für einen barrierefreien Zugang genutzt werden können. Aber sie erklären auch, mit welchen Projekten ein einfacher Einstieg möglich ist und welche Ansätze und Methoden dies vertiefen.
Netzwerkprojekte
Den Preis für das beste „Netzwerkprojekt“ bekommt darüber hinaus die von der LAG Jugend & Film Niedersachsen e.V. mit den ,,Game Days“ in Osnabrück (September 2021) und Göttingen (Juli 2022), einer Veranstaltung zum Thema Gaming-Kultur für Jugendliche, Eltern und Fachkräfte. Es vereint analoges und digitales Spielen, Making-Projekte, Game-Design, Cosplay und kreativ interpretierte Videospielmusik mit Eltern-LAN-Partys und Vorträgen für Jugendliche und Fachkräfte.
Sonderpreis „Let’s save our planet“
Schlussendlich geht der Sonderpreis „Let’s save our planet – Medienpädagogische Projekte zur ökologischen Transformation“ an das Projekt „#CoR – Gemeinsam. Nachhaltig. Handeln.“ von medienblau in Kassel. Hier arbeiteten alle Schüler:innen und das gesamte Kollegium einer Schule an der Entstehung zahlreicher Medienprodukte mit, die sich aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen mit Nachhaltigkeitsaspekten befassen.
Besondere Anerkennung
Darüber hinaus geht eine besondere Anerkennung an „Besser spielen! #gamingbielefeld – Das Netzwerk Gaming im Bielefelder Jugendring e.V.“, ein Projekt, das rund 20 lokale Jugendinstitutionen kontinuierlich zu medienpädagogischen Aktionen zusammenbringt und Angebote zum Thema Gaming-Kultur schafft.
Sabine Eder, GMK-Vorsitzende, betonte: „Mit Medienbildung die Welt retten – das ist das Thema unserer Jahrestagung. Hier erleben wir ebenso praktisch wie exzellent, welchen Beitrag die Medienpädagogik dazu leisten kann. Die ausgezeichneten Projekte verdeutlichen, wie sich politische und kulturelle Medienbildung verknüpfen lassen. Diese Modelle werden, müssen und sollen die Pädagogik, aber auch die Politik weiter beflügeln.“
Eine ausführliche Vorstellung der Sieger-Projekte in den sechs Kategorien findet sich auf der Website zum Dieter Baacke Preis.
Hier berichten wir über die Preisträger:innen des vergangenen Jahrs.
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