Kinderleicht, aber auch kindersicher?
Digitale Medien prägen unsere kulturelle und soziale Welt heute in einem vor wenigen Jahren noch nicht vorstellbarem Ausmaß. Diese Welle der Veränderung lässt nahezu keinen Lebensbereich aus. Gerade im Alltag junger Menschen sind Medien kaum mehr wegzudenken.
Speziell für sie ist das Internet ein Mittel der Kommunikation und des persönlichen Austausches mit anderen, der Information, der (politischen) Meinungsbildung, der Identitätsbildung, aber auch zu einem großen Teil der Unterhaltung. Was bis vor einigen Jahren vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene galt, gilt zunehmend auch für Kinder, denen das Internet „unbekannte digitale Welten“ eröffnet. Laut der DIVSI U9-Studie: „Kinder in der digitalen Welt“ steigt der Anteil der Kinder, die online sind, rapide an. Knapp ein Viertel der Fünfjährigen geht bereits regelmäßig online, bei den Achtjährigen sind es schon 55% (s. Abb.).
Auch wenn populär-wissenschaftliche Untersuchungen digitale Medien immer wieder in Gefährdungskontexten behandeln, stellt sich beim Thema Medienerziehung im Kindesalter angesichts der Notwendigkeit, Kinder auf ein Leben in einer medial bestimmten Welt vorzubereiten, kaum noch die Frage nach dem „Ob“, sondern eher nur noch nach dem „Wie“ und „(ab) Wann“.
Ob und vor allem wie Kinder ins Internet gehen oder nicht, hängt in erster Linie von der digitalen Lebenswelt ab, in der die Kinder aufwachsen. Je reflektierter und aktiver die Bezugspersonen selbst mit digitalen Medien umgehen, desto eher sind ihre Kinder auch in der Lage, sinnvoll mit digitalen Medien umzugehen. Natürlich gibt es in der Medienerziehung genauso wie in anderen Bereichen der Pädagogik keine Patentrezepte. Jede Familie muss zu ihren eigenen Regeln finden, die auch immer wieder neu überprüft und an den Entwicklungsstand des einzelnen Kindes angepasst werden müssen. Jedoch gibt es sicherlich einige zentrale Dinge, die beachtet werden sollten, wenn man Kindern in einem frühen Alter den Weg in die digitale Welt öffnet.
Ein zentrales Element ist die Kommunikation über Medien, also mit dem Kind über alle Themen oder Probleme bei der Mediennutzung zu reden. Die Vorteile digitaler Medien finden Kinder alleine und mit Gleichaltrigen schnell heraus; die Aufklärung über Risiken und Gefahren und deren Vermeidung ist Aufgabe von KiTa, Elternhaus und Schule. Jede Familie sollte selbst entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist Kinder erstmals mit sozialen Medien in Kontakt zu bringen. So bietet es sich bei einem Smartphone etwa dann an, wenn es in der gleichaltrigen Gruppe ein Thema für die Kinder wird. Das beginnt in der Regel in der 4. oder 5. Klasse. Häufig geht dies aber auch von den Eltern aus, die ihren Kindern ein Smartphone schenken, damit sie sie leichter erreichen können – z.B. nach dem Wechsel auf die weiterführende Schule, die vom Elternhaus u.U. auch räumlich weiter entfernt ist als die Grundschule.
Um zu wissen, was Eltern ihrem Kind zutrauen können und wo sie besser lenkend eingreifen sollten, müssen sie ihr Kind beobachten und in gegenseitigem Austausch stehen. Wenn Eltern zum Beispiel ihrem Kind in anderen Dingen schon sehr viel Eigenständigkeit zutrauen und seine Selbstständigkeit fördern, sollten sie das auch in Sachen Mediennutzung tun, natürlich immer abhängig von den aktuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes. Medienerziehung ist schließlich Teil der Erziehung im Allgemeinen. Und ebenso selbstverständlich sollte auch in diesem Feld ein Erziehungsstil des Austauschs statt des bloßen Verbietens oder gar des laissez-faire gelten. Ein gutes Beispiel dafür sind Vereinbarungen zur Medienzeit, z.B. in einem Mediennutzungsvertrag, der für beide Seiten, Kinder wie Eltern, gilt.
Die Bedienung digitaler Endgeräte wird immer einfacher und „kindgerechter“. Mit ihrer leichten Handhabung -Wischen, Drauftippen, Zoomen und Klicken- kommen sie der natürlichen kindlichen Art und Weise entgegen, mit Medien und anderen Gegenständen umzugehen zu können. Am häufigsten nutzten Kinder zwischen drei bis acht Jahren den Computer bzw. Laptop um online zu gehen (vgl. DIVSI U9-Studie). Auf dem Tablet bzw. Smartphone spielen Kinder überwiegend bereits vorinstallierte oder von ihren Eltern heruntergeladene Spiele, die dann offline genutzt werden. Kinder gehen zum Teil aber auch eigenständig in App- oder Spiele-Stores, um nach neuen Spielen zu suchen. Hier gilt es genau zu überprüfen, was sich auf dem jeweiligen Endgerät an Apps und Spielen befindet und in jedem Fall ein hinreichend sicheres Passwort im Google Play Store bzw. im App Store zu nutzen, damit Kinder nicht ungeschützt Apps herunterladen können und so vor ungeeigneten Inhalten geschützt sind. Im Google Play Store finden NutzerInnen bei Apps und Online-Spielen eine Alterskennzeichnung der USK, die bei der Entscheidung zur altersgerechten Nutzung hilft.
Des Weiteren ist es wichtig, wenn die Entscheidung für ein internetfähiges Medium gefallen ist, darüber aufzuklären, dass es auch zahlreiche bedenkliche und extrem problematische Inhalte im Internet gibt. Es ist Aufgabe der Eltern und PädagogInnen Kinder auf diese Gefahren im Netz angemessen vorzubereiten. Filterprogramme können vor einer Vielzahl von beispielsweise pornographischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten schützen, jedoch können solche Programme nie einen hundertprozentigen Schutz garantieren.
Unsere Material Datenbank „Mekomat.de“ sammelt über 300 Broschüren, Veröffentlichungen, DVD’s, etc. von verschiedenen Trägern im Bereich Medienkompetenz, darunter viele Titel mit Relevanz für unser Thema, z.B..
Medienbildung in der Familie auf einen Blick, A1 Internet Guide für Kids, Ein Netz für Kinder, Mobile Geräte in Kinderhand sind ausgewählte Beispiele für Materialien zum Thema Kindheit und Medien bzw. Familie und Medien.
Vorrangig an (Medien-)PädagogInnen und ErzieherInnen richten sich die Broschüren Mit Medien – Ohne Stress!, Werkzeugkasten Lernen & Lehren mit Apps, Medienzwerge und Medienkompetenz-Kitas NRW.
Kinder hierbei so zu begleiten und zu unterstützen, dass sie die notwendige Medienkompetenz entwickeln, für dass, was ihnen im Internet – und gerade im Bereich social media begegnet und mit was sie in Berührung kommen, kompetent umgehen zu können, ist daher zu einer bedeutungsvollen Aufgabe von Erziehung geworden. Veröffentlichungen, welche ihnen dabei helfen, mit den Gefahren und Risiken im Netz kompetent und angeleitet umgehen zu können, sind u. a. Digitale Gewalt, Hass im Netz, Tipps für Eltern – Rechtsextremismus im Internet und Was tun bei (Cyber)mobbing?.
Quellen und weiterführende Links:
– https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/mediennutzung/kinder-und-medien/
– https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/mediennutzung/medienerziehung/
– https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/mediennutzung/medien-risiken/ [Edit 19.09.24: Link entfernt, da Inhalt nicht mehr verfügbar. Link ersetzt]
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/mediennutzung/medien-gefahren/
Edit 03.09.21: Link zum Projekt Medienzwerge entfernt, da Seite nicht mehr online; edit 22.05.23: Link zum Mekomat Safer Surfing entfernt, da Inhalt nicht mehr verfügbar