Worum geht`s?
Eckdaten des Film:
Deutschland, 2008
Ein Film von Christoph Eichhorn
Buch: Anja Kömmerling, Thomas Brinx
Produktion: Kinderfilm GmbH im Auftrag des KI.KA; kfw
Empfohlen: ab 10 Jahren
FSK: Lehrfilm für die nichtgewerbliche Nutzung freigegeben (ohne Altersbeschränkung)
Länge des Films: 45 Minuten
Aus der Reihe KRIMI.DE
Die 14-jährige Julia lernt beim Chatten Max, der den Nickname „FlotterOtter“ benutzt, kennen. Eines Tages will Max, dass Julia sich vor der Webcam für ihn auszieht. Julia bricht daraufhin sofort den Kontakt ab, aber Max findet Julias Adresse und Telefonnummer heraus und belästigt sie weiter. Kommissar Meininger wird eingeschaltet und kann in letzter Sekunde verhindern, dass Julia Opfer des Pädophilen wird. Ein 2009 mit dem Goldenen Spatz und dem EMIL ausgezeichneter Kurzspielfilm, der eindringlich und zielgruppengerecht die erheblichen Gefahren und Risiken des Internets visualisiert. Für Kinder ab 10 Jahren, deren Eltern und Erzieher.
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?
- Gefahren im Netz (Stalking, Datenmissbrauch, falsche Identitäten)
- Sexueller Missbrauch
- Medienkompetenz
- Sicher surfen und chatten im Netz
- Bedürfnisse in der Pubertät/Cybersex/Sexualität und Internet
- Jugendmedienschutz/Umgang mit personenbezogenen Daten/Datenschutz
- Big Data
Zum Einsatz mit Schülern und Schülerinnen und in der außerschulischen Jugendarbeit:
Mit der Pubertät verändert sich auch das Interesse an Medien: Chatrooms und Messenger, soziale Netzwerke und Communities bieten Raum, um neue Leute kennen zu lernen und sich über gemeinsame Interessen auszutauschen. Dabei ist Jugendlichen nicht immer bewusst, wie viele personenbezogene Daten sie von sich preisgeben. Oftmals sind die Voreinstellungen in sozialen Netzwerken auf der niedrigsten Sicherheitsstufe für die privaten Daten, sodass Beiträge und hochgeladene Daten eine größere Reichweite als gewünscht haben. Hinzu kommt, dass es schwierig ist einzuschätzen, welche persönlichen Informationen im Netz auffindbar sind, bspw. durch den Sieg bei einer Sportveranstaltung.
Dass Kommunikation und die damit verbundene Veröffentlichung von Daten im Netz auch Gefahren birgt, ist vielen Kindern und Jugendlichen nicht bewusst: im Internet ist es leicht, falsche Accounts anzulegen, dadurch eine andere Identität anzunehmen und erhaltene Daten zu missbrauchen.
Genau auf diese Gefahren macht der Kurzfilm „Chatgeflüster“ jugendgerecht und ohne pädagogischen Zeigefinger aufmerksam, sodass der Film für viele Themen zum Anlass genommen werden kann: Wo verbergen sich Gefahren im Netz? Wie chatte und surfe ich sicher? Wie kann ich mich vor Datenmissbrauch schützen? Was kann ich selbst dagegen tun, wenn ich im Chat belästigt werde? Wann sollte ich Erwachsene um Hilfe fragen?
Durch das gemeinsame Anschauen des Filmes kann diskutiert werden, wie sich Jugendliche an Julias Stelle verhalten hätten und ob ihnen ähnliches widerfahren ist. Welche Daten hätten sie preisgegeben? Hätten sie die Polizei von alleine informiert? Verschiedene Handlungsalternativen zum Schutz können gemeinsam erarbeitet werden.
„Chatgeflüster“ nimmt auch die Themen sexueller Missbrauch und Pädophilie ins Visier und bietet damit das Potential, diese schwierigen Themen zur Sprache zu bringen.
Zum Einsatz in der Elternarbeit:
Auch ein Infoabend für Eltern rund um das Thema Jugendmedienschutz ist mit dem Film denkbar. Der Film hilft Eltern dabei zu verstehen, dass Jugendliche im Netz wichtige Entwicklungsschritte machen. Das Verhalten von Julia unterstützt dabei wahrzunehmen, dass Jugendliche in der dargestellten und ähnlichen Situationen ambivalente Gefühle haben: Einerseits sind ihnen die möglichen Gefährdungen nicht gänzlich unbekannt, anderseits möchten Jugendliche aber auch eigene Erfahrungen machen. Hierzu zählt auch das Ausleben von Sexualität, z.B. durch das Versenden von erotischen Fotos. Erst einmal soll der Film Eltern überhaupt dazu anregen, sich für das zu interessieren, was ihre Kinder im Netz machen. Eltern können darüber hinaus im Austausch mit anderen Eltern überlegen, wie sie diese heiklen Themen thematisieren können und wie sie ihrem Nachwuchs medienkompetenten Umgang mit möglichen Gefährdungen im Internet verhelfen.
Darüber hinaus besteht auch bei den Eltern oftmals Nachholbedarf in puncto Datenschutz, sodass Themen wie sichere Passwörter, Big Data, Identitätsdiebstahl u.a. zur Sprache kommen können. Diese Themen anzusprechen verbunden mit inhaltlichen Grundkenntnissen der Eltern ist Grundvoraussetzung für die Medienerziehung ihrer Kinder.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit:
Um Datenmissbrauch zu verhindern, ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen, wie der richtige Umgang mit den eigenen Daten im Netz funktioniert. So kann beispielsweise gemeinsam ein Account in einem Chatroom oder einem Sozialen Netzwerk angelegt und das Profil gemeinsam eingerichtet werden – und zwar so, dass keine privaten Daten wie Adresse, Name, Alter preisgegeben werden. Dies gilt auch für den sicheren Umgang mit Messengern wie WhatsApp oder Snapchat: vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, dass mit diesen Apps versendete Bilder gespeichert werden oder der Empfänger Screenshots der Bilder machen kann.
Zusätzlich könnte einige der anwesenden Personen gegooglet und auf Facebook gesucht werden, um herauszufinden, welche Daten von den Personen öffentlich einzusehen sind und ob diese davon wissen. Falls dabei personenbezogene Daten eingesehen werden, kann man gemeinsam erarbeiten, wie das vermieden werden kann.
Für wen?
Kinder ab 10 Jahren
Bezugsmöglichkeiten:
Der Film ist als DVD mit Vorführrecht in katholischen und evangelischen Medienzentralen und Kreismedienzentren ausleihbar und unter www.medienzentralen.de online abrufbar. Ein Direktbezug der DVD mit Vorführrecht ist unter www.filmwerk.de möglich.
Fazit:
Der Film „Chatgeflüster“ macht Kinder und Jugendliche auf verborgene Gefahren im Netz aufmerksam und zeigt durch die Rolle der selbstbewussten und charismatischen Julia, die unwissend einen Fehler begeht, indem sie ihre Daten preisgibt, dass jeder mit dieser Thematik konfrontiert werden kann. Gleichzeigt stellt er dar, mit welchen Wegen und Mitteln sich Betroffene wehren können und verweist darauf, wie wichtig die entsprechende Medienkompetenz ist, um sich vor solchen Angriffen zu schützen.
Im Film wird außerdem darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es für die Medienkompetenz und Sicherheit der Kinder ist, dass sich Eltern für die Medienaktivitäten ihrer Kinder interessieren und diese bei ihrem Umgang mit Medien begleiten und unterstützen: Dass Julias Eltern im gesamten Film abwesend sind, sei es aus Desinteresse an Julias Problem oder weil sie von diesem nichts wissen, kann als Hinweis darauf gesehen werden, dass vielen anderen Eltern oftmals nicht bewusst ist, was ihre Kinder im Netz tatsächlich machen.