Her

Her
Screenshot aus „Her“ © WarnerBros

Worum geht`s?

Eckdaten des Films:

Ein Film von Spike Jonze

Länge: 126 Minuten

Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2013, USA

Produktion: Magon Ellison, Vincent Landay

empfohlen ab 12 Jahren

Schuljahre: ab Klasse 7

„Her“ spielt in naher Zukunft in Los Angeles: Der hochsensible Theodore lebt davon, anrührende persönliche Briefe für andere Menschen zu verfassen. Seine gescheiterte langjährige Beziehung hat ihm das Herz gebrochen – umso aufgeschlossener reagiert er auf sein neues Betriebssystem, das ihm als intuitive, eigenständige Persönlichkeit angepriesen wird. Als Theodore das System startet, lässt er sich von „Samanthas“ freundlicher Stimme bezaubern, denn sie stellt sich mit viel Verständnis, Sensibilität und erstaunlichem Humor auf ihn ein. Samanthas und Theodores Bedürfnisse und Sehnsüchte ergänzen sich, entwickeln sich weiter, ihre Freundschaft wird intensiver – bis sie sich schließlich ineinander verlieben. (Warner Bros. / Universal Pictures)

Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen?

  • Künstliche Intelligenz
  • Virtuelle Personen
  • Künstliches Bewusstsein
  • Big Data
  • Mensch-Maschine-Kommunikation
  • Menschlichkeit

KI als öffentlich zugängliche Ressource

Auch wenn seit über einem Jahr alle darüber reden: Künstliche Intelligenz gibt es schon deutlich länger. In den Alltag haben es entsprechende Programme und Systeme aber erst in den letzten Jahren geschafft. Angefangen hat es mit Sprachassistenten wie Siri, Alexa usw., die die Menschen auf ihren Mobilgeräten permanent begleiten und bei einigen Tätigkeiten unterstützen. Im Fall dieser Assistenten bezieht sich die Unterstützung, begrenzt durch den Rahmen technischer Möglichkeiten, nur auf das digitale Gerät, von welchem die Sprachassistenz Teil ist, oder auf Rechercheanfragen im Internet.

Im Laufe der Zeit kamen digitale Assistenzen im eigenen Zuhause hinzu. Diese Systeme werden unter dem Begriff „Smart Home“ zusammengefasst und das drückt genau das aus, was ihre Aufgabe ist: Sie sollen den digitalen und technischen Alltag in der eigenen Wohnung bzw. dem eigenen Haus unterstützen und vereinfachen. Die Systeme sind so aufgebaut, dass alle Geräte und Aktionen von einem Endgerät aus gesteuert bzw. automatisiert werden können. Denn Smart Homes können bei entsprechender Programmierung auch auf aktuelle Gegebenheiten „reagieren“. Hierzu zählt zum Beispiel das Löschen des Lichts und eine Temperaturabsenkung der Heizung, wenn niemand mehr in der Wohnung ist.

„Gamechanger“ ChatGPT

Seit Anfang 2023 ist eine neue, weiter entwickelte Form der Künstlichen Intelligenz in aller Munde. Der kostenlose öffentliche Zugang zu der KI „ChatGPT“ brachte viel Diskussion und Austausch über den Umgang mit den Systemen ins Rollen. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf den Einsatz von KI in Lehr- und Lernsettings. Das Neue an dieser Künstlichen Intelligenz ist, dass sie nicht nur bereits existierende Artikel zu einem gewünschten Begriff wiedergeben kann, wie das bei bisherigen Sprachassistenzen der Fall ist. Diese Sprachmodelle sind unter anderem in der Lage, das Internet nach Begriffen zu durchsuchen und aus den gefundenen Informationen einen neuen Text zu schreiben. Zusätzlich können sie Fragen und Kontexte verbinden und sind lernfähig im Hinblick auf Zusammenhänge von Worten und gewünschten Informationen. Diese neuen technischen Möglichkeiten führen dazu, dass Künstliche Intelligenzen dazu in der Lage sind, aus bekannten Texten neue Informationen zu generieren.

Diese Entwicklung zeigt, dass KI immer stärker Teil des alltäglichen Lebens wird. Da die Forschung und Entwicklung neuer Technologien in den letzten Jahren stark voranschreitet, ist davon auszugehen, dass auch Künstliche Intelligenzen immer besser und „kompetenter“ werden. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat dazu im Sommer 2023 eine Umfrage durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, dass nur ca. 20% eine klare Vorstellung von dieser Technologie haben, die deutliche Mehrheit der Befragten KIs ablehnend bis stark ablehnend gegenüberstehen und schon den Begriff unsympathisch finden. Diese Einstellung kann viele Ursachen haben. Eine davon ist möglicherweise, dass die Funktionsweisen und technischen Hintergründe komplex und unverständlich wirken. Menschen haben häufig Angst vor neuen, fremden Dingen. Deshalb wird es nötig werden, dass Menschen sich mit KI auseinandersetzen. Ziel muss sein, ihre Gefahren und Chancen zu verstehen und sie nützlich einsetzen zu können.

Wer sind wir eigentlich?

„Her“ trifft einen der Punkte, die als besorgniserregend empfunden werden. Die Computerassistentin, welche Theodore installiert, zeigt ein eigenes Bewusstsein, eigene Wünsche, Bedürfnisse und Ideen. Diese Eigenschaften machen ursprünglich den Menschen aus und definieren seine besondere Stellung. Sie nun als Teil eines digitalen Systems zu sehen, stellt das eigene Sein in Frage. Wenn ein Computer plötzlich die eigenen bezeichnenden und herausstellenden Charakteristika besitzt, muss sich der Mensch gezwungenermaßen die Frage stellen, was ihn oder sie eigentlich ausmacht.

Gleichzeitig kommt im Diskurs um KI die Frage auf, welche Grenzen es für Technik und Digitalität gibt und geben sollte. Dabei geht es nicht nur um die Grenzen des Möglichen, sondern vor allem um die Grenzen, die zum Schutz der Menschen nötig sind. Die Frage ist: Darf eine solche starke KI, die ein Bewusstsein über das eigene Selbst und die Welt, eigene Bedürfnisse und ein Verlangen zu haben scheint, überhaupt existieren? Gleichzeitig kommen KIs durch ihre immer ausgereifteren Funktionen immer stärker an den Punkt, ab dem sie einzelne Handlungen von Menschen, beispielsweise in der Produktion oder auch in der Pflege, ersetzen können. Diese Tatsache kann für Menschen beängstigend wirken. Das Thema birgt Gefahren, aber eben auch viele Chancen. Für beides lohnt sich eine Beschäftigung mit dem Thema.

Her
Screenshot aus „Her“ © WarnerBros

KI benötigt einen kompetenten und bewussten Umgang

Das Betriebssystem mit der KI, welches Theodore zu Beginn des Films installiert, bringt neben der eigenen „Persönlichkeit“ auch einige nützliche Features für das digitale Leben im Alltag mit. Es sind Möglichkeiten der Assistenz, die es teilweise heute schon in fast allen Smartphones gibt und die täglich genutzt werden. Dazu gehört z. B. das Vorlesen von Mitteilungen und das Antworten auf diese über eine Sprach- und Verstehfunktion von Systemen wie Siri, Alexa und Co. Auch das Dimmen des Lichts und Einstellen von Heizungen und anderen Haushaltsgeräten ist im Smart Home bereits Routine. Ebenfalls hat die KI, seit der Veröffentlichung von ChatGPT, Einzug in das Bildungssystem genommen. Die Möglichkeit, neue Texte zu Themen und Fragestellungen schreiben zu lassen, nutzen viele Lernende, um Lehreinheiten und Aufgaben besser bewältigen zu können oder sogar von der KI erledigen zu lassen.

Das zeigt, dass die Verwendung von KI schon heute unterstützend wirkt und viele Chancen mit sich bringt. Die Funktionen werden immer besser und die Einsatzfelder weiten sich aus. Diese  Entwicklung wird in den nächsten Jahren weiter voranschreiten. Die Programmierung von KI ist das große und innovative Arbeitsfeld der Informatik. Das bietet natürlich einige Potentiale, denn der Einsatz von KI macht vor kaum einem Bereich halt. Besondere Chancen und Hoffnungen liegen in der Entwicklung von Programmen für Unternehmen, das Bildungssystem und das Gesundheitswesen. Beispielsweise wird in Robotern mit eingebauter KI eine Möglichkeit gesehen, dem Personalmangel in der Pflege zu begegnen und pflegebedürftige Menschen so ausreichend zu versorgen. Auch das Autonome Fahren, welches auf einer KI beruht, wird immer realer, durch Teststrecken und Assistenzfunktionen in neueren Automodellen. Entsprechene Fahrzeuge werden bereits testweise eingesetzt.

Risiken und Grenzen reflektieren

Gerade das Autonome Fahren macht aber auch Probleme und Gefahren deutlich, die in jedem KI-basierten System stecken. Dazu zählt die Problematik der Haftbarkeit für Schäden und Verletzungen, die durch Aktionen einer KI hervorgerufen werden. Zum Beispiel bei einem Unfall oder dem Ausfall eines Systems. Genauso die ethische Frage danach, wie eine KI auf Situationen programmiert wird, in welchen ein unausweichlicher Schaden entsteht, es aber eine Wahl zwischen zwei möglichen Schäden gibt. Auf Grundlage welcher Daten soll eine KI dann eine „Entscheidung“ treffen? Nicht zu vergessen das unausweichliche, weil durch Menschen gemachte, Auftreten von Programmierfehlern, was zu schwerwiegenden Konsequenzen führen kann.

Die Sensibilität von Daten, mit welchen Künstliche Assistenzsysteme arbeiten, ist ein weiterer Punkt, der bei ihrer Nutzung zu beachten ist. KIs sind zwar keine Personen mit Interesse an Daten, dennoch stecken hinter ihnen Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen. Assistenzsysteme im persönlichen Alltag, insesondere im Gesundheitssystem, stellen ein besonderes Risiko dar, da sie Zugriff auf die Privatsphäre und intimste medizinische Daten und Lebensgewohnheiten haben. Nutzer:innen muss dies stets bewusst sein. Selbst wenn es gerade in der EU weitreichende Regeln zum digitalen Datenschutz gibt, gilt es, regelmäßig die dem System gewährten Rechte zu überprüfen. Gleichzeitig gilt es im Auge zu behalten, dass digitale Systeme anfällig sein können für Hackerangriffe. Denn auch Hacker haben ein Interesse daran, persönliche Daten zu erhalten und diese gewinnbringend weiterzugeben.

All die genannten Risiken und Probleme machen deutlich, dass wir lernen müssen, wie KI zu nutzen und einzusetzen ist. Besonders bei der Verwendung von Assistenten wie ChatGPT wird deutlich, dass es menschliche Kompetenzen braucht, um produktiv und intelligent mit einer KI arbeiten zu können. Der Mensch wird also keineswegs überflüssig, sondern muss seine Intelligenz nutzen, um die richtigen und gewollten Ergebnisse zu erzielen.

Es braucht kritische Medienbildung

Es gilt zu lernen, welche Formulierungen gewählt werden müssen, um von der KI die gewünschten und benötigten Antworten zu erhalten. Wobei stets geprüft werden muss, ob die ausgegebenen Informationen sachlich wirklich stimmen. Außerdem ist die Entscheidung relevant, in welchen Bereichen und für welche Tätigkeiten der Einsatz einer KI sinnvoll und zielführend ist. Dies kann nur geschehen, wenn klar ist, wie eine KI arbeitet, wozu genau sie in der Lage ist und welche Impulse sie benötigt. Dann kann KI ein Instrument für Teilhabe und Kommunikation sein und viele Vorteile bringen. Gleichzeitig macht es den Einsatz von KI in gewisser Weise zu etwas „exklusivem“, denn es bedarf Bildung und Wissen, um an einem konstruktiven Einsatz teilhaben zu können. Das kann wiederum diskriminierend sein und die Unterschiede von gesellschaftlichen Milieus verstärken.

Im Zeitalter der KI ist es also von großer Relevanz, sich mit ihrer Funktions- und Arbeitsweise auseinanderzusetzen, um digital kompetent zu sein. Es ist essentiell, dass diese Kompetenz unabhängig von der sozialen und finanziellen Herkunft erworben werden kann; es braucht eine kritische Medienbildung für alle. Wenn dieses Ziel erreicht ist und die Risiken bekannt und beachtet sind, liegt in KI eine große Chance, aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu begegnen.

Zum Einsatz in der (außer-)schulischen Medienarbeit mit Jugendlichen

Nach der Veröffentlichung von „ChatGPT“ war eins der größten Themen der Einsatz und besonders auch der Missbrauch dieser KI durch Schüler:innen. Das hat viele Ursachen, zeigt aber eines besonders deutlich: Digitale Medien und Systeme sind bei Jugendlichen präsent und jede Neuerung und Veränderung wird, gerade von jungen Menschen, direkt aufgenommen und genutzt. Smartphones und Computer sind nahezu ständige Begleiter geworden und machen auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halt. Und häufig sind die Barrieren und Voreingenommenheiten bei dieser jungen Zielgruppe aufgrund ihres Aufwachsens mit den digitalen Medien gering. Das zeigt sich auch darin, dass die Jugendlichen mehr oder weniger direkt nach ihrer Veröffentlichung die neue KI ausprobiert und ihre Fähigkeiten getestet haben.

Deshalb muss Kindern und Jugendlichen von Beginn an eine verantwortungsvolle Nutzung vorgelebt und vermittelt werden. Der Zugang von jungen Menschen zum Internet und zu diversen Plattformen kann inzwischen ab einem bestimmten Alter kaum mehr gesteuert werden. Daher ist es ausschlaggebend, dass Kinder und Jugendliche schon während des Aufwachsens eine reflektierte Haltung zum eigenen medialen und digitalen Verhalten aufbauen. Dies kann gut durch einen konstruktiven Austausch über verschiedene Perspektiven mit den dahinterstehenden Einstellungen geschehen. Das gemeinsame Reflektieren erlebter Situationen und fiktiver Szenarien unterstützt die Entwicklung eines fundierten Standpunkts in der Medienwelt. Ebenso wichtig ist es, die eigenen Fähigkeiten und Besonderheiten herauszuarbeiten, um den eigenen Standpunkt und die Differenz zu virtuellen Personen entwickeln und sich selbstbewusst in der digitalen Welt bewegen zu können.

KI in allen Lebensbereichen

Der Einsatz von KI macht jedoch nicht nach der Schule Pause. Auch die Sozialen Medien wurden in den letzten Monaten von ihr geprägt. Das lässt sich darauf zurückführen, dass neue KI-Programme veröffentlicht wurden. Diese können Bilder und kurze Videosequenzen bearbeiten und erstellen. Die Nutzung von Bildmaterialien trifft bei Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. genau deren Funktionsweise und schafft es in die Trends, wie bspw. das Erstellen von Jahrbuchfotos in der Optik amerikanischer Highschoolfilme mit dem eigenen Gesicht.

Dass Menschen diese Funktionen nicht nur zur Unterhaltung nutzen, liegt auf der Hand. Seit es Zugang zu KIs gibt, die Bild- und Videomaterial verarbeiten, tauchen immer wieder Beiträge auf, die zum Zweck der Propaganda und Beeinflussung von (politischen) Meinungen erstellt wurden. Es werden z. B. Clips von hochrangigen Politiker:innen gepostet, die polarisierende und extreme Aussagen treffen, die sie in dieser Wortwahl nicht treffen würden. Bei weitergehender Recherche wird dann deutlich, dass diese Aussagen gefakt sind. Es ist also gerade bei der Nutzung von Social Media wichtig, Beiträge zu hinterfragen und zu überprüfen. Dieses kritische Handeln und die Aufmerksamkeit sind grundlegende wichtige Kompetenzen, die in einer digitalen Welt mit KI unabdingbar sind.

Liebe und Beziehung

Der Film „Her“ dreht sich neben dem Thema KI auch um Emotionen. Besonders im Fokus steht dabei die Liebe. Zusätzlich nehmen sexuelles Verlangen und sexuelle Bedürfnisse einen Teil der Geschichte ein, gerade auch sexuelles Erleben im Zusammenhang mit technischen Geräten und Sozialen Medien. Die Themen Liebe, Sexualität und sexuelles Erleben spielen im Alltag der Jugendlichen häufig eine große Rolle. Durch den Film kommt die Frage auf, ob technische Systeme überhaupt in der Lage sein können, Empfindungen wie Liebe, Erregung und Lust zu entwickeln.

KIs sind ausschließlich dazu in der Lage, menschliches Empfinden anhand der verwendeten Worte zu imitieren. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Nachahmung den menschlichen emotionalen Bedürfnissen gerecht werden kann und ob dies ausreicht. Es stellt sich auch die Frage, ob Algorithmen und KIs, wie sie in Dating Apps Verwendung finden, dazu fähig sind, Interessen und Emotionen der Nutzer:innen korrekt auszuwerten und zu verarbeiten.

Zum Einsatz mit Erwachsenen

Der Protagonist des Films „Her“ ist ein Mann mittleren Alters, welcher mehr oder weniger fest im Leben steht. Theodore hat einen geregelten Job, in welchem er gut ist, wohnt in einer modernen Wohnung und hat ein paar Freund:innen. Gleichzeitig befindet er sich mitten in seiner Scheidung und hat die Trennung von seiner Frau emotional noch nicht bewältigt. Er ist also ein ganz gewöhnlicher Mensch mitten im Leben. Theodors Alltag ist geprägt von diversen futuristischen Technologien und Assistenzsystemen.

Dass digitale Geräte ein fester Bestandteil unseres Alltags sind, ist noch nicht allzu lange der Fall. Gerade Adressat:innen des Films in Theodors Alter sind ohne Digitalitä aufgewachsen. Sie haben viele Jahre ohne Internet, Soziale Medien usw. verbracht. Seit dem Auftreten erster moderner digitaler Technologien entwickeln sich diese permanent weiter und es gibt regelmäßig neue Funktionen, Programme und Geräte, die sich zu eigen gemacht werden müssen. Inzwischen ist auch der Alltag von Erwachsenen durchzogen von technischen Geräten. Trotzdem haben einige Menschen mittleren und höheren Alters die Sorge, bei der rasanten fortlaufenden Entwicklung nicht mithalten zu können. Auch Gedanken darüber, den Job aufgrund der Fähigkeiten von KIs verlieren zu können, ist bei Menschen im letzten Drittel des Berufslebens eine Sorge. Für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema der KI kann „Her“ deshalb gerade für ältere Menschen ein guter Startpunkt sein.

„Her“ begegnet der eigenen Lebensrealität

Theodore ist nahbar und regt dazu an, sich mit ihm zu vergleichen. Fragen danach, wie KI und moderne Technologien im eigenen Alltag von Nutzen sein können und welche Vor- und Nachteile das bringen kann, regen zu einem weiterführenden Austausch zu der Thematik an und schaffen es so, an der Lebensrealität der Rezipient:innen anzuknüpfen. Gerade weil die Entwicklung immer weiter gehen wird, ist es von Bedeutung, dass nicht nur junge Menschen das Gefühl haben, mit den Technologien umgehen zu können. Der Alltag wird immer digitaler werden und alle Menschen werden darauf angewiesen sein, sich in dieser Digitalität souverän zu bewegen.

Gleichzeitig behandelt der Film auch das Thema der Trennung und des Loslassens – im Kontext von „Her“ primär auf die Exfrau bezogen, gegen Ende aber auch bezogen auf die KI Samantha. Diese Phasen des Abschieds, der Trauer und Melancholie sind Erfahrungen, welche in der Existenz des Menschen verankert sind. Sie machen den Film gerade für Erwachsene ansprechend und bilden einen Resonanzraum. Der Film bietet für Erwachsene Menschen mehrere Anknüpfungspunkte und Chancen für den Start einer tieferen Auseinandersetzung mit der Thematik. Für diese Auseinandersetzung kann es auch für Erwachsene sinnvoll sein, an Workshops von Medienpädagog:innen teilzunehmen und in den Austausch mit Fachpersonal zu gehen.

Her
Screenshot aus „Her“ © WarnerBros

Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit

„Emotionsanalyse“ und Funktionsweise der KI

KIs sind komplexe technische Systeme. Sie können inzwischen diverse unterstützende Dinge leisten. Sie haben jedoch weder ein Bewusstsein noch Gefühle. Diese menschlichen Eigenschaften spielen in „Her“ eine große Rolle, finden in der Realität jedoch nicht statt. Die KI „Samantha“ berichtet beispielsweise von dem eigenen Wunsch, einen Körper zu haben. Auf dem aktuellen Entwicklungsstand der Technik können Äußerungen über Emotionen und Bedürfnisse nur eine Imitation schon getroffener menschlicher Aussagen sein. KIs können ausschließlich große Datensätze auswerten und Worte so kombinieren, wie sie im bisherigen Zusammenhang standen und am wahrscheinlichsten sind.

Die Aufgabe dazu kann als Einzel- oder Gruppenarbeit stattfinden. Die Teilnehmer:innen sollen sich auf einer Seite mit einer KI  wie „ChatGPT“ (OpenAI) oder „Bard“ (Google) über Gefühle und Wünsche austauschen. Sie sollen festhalten, welche Auffälligkeiten sie entdecken. Daran schließt die Aufgabe an, sich mit der Funktionsweise einer KI und dem Thema BigData auseinanderzusetzen und diese Themen zu recherchieren. Anschließend sollen dann die gefundenen Auffälligkeiten in den Antworten der KI mit deren Arbeitsweise verglichen werden.

Zukunftsprognose der KI

Die Teilnehemer:innen recherchieren online in Kleingruppen, welche aktuellen Pläne es für den Einsatz von KI gibt. Die Art von KI, wie sie in „Her“ dargestellt ist, spielt sich in noch ferner, nicht greifbarer Zukunft ab. Momentan ist so eine starke KI technisch nicht realisierbar. Es gibt allerdings schon Pläne, Start Ups und Ideen für den Einsatz schwächerer, schon realisierbarer KIs. Über diese sollen sich die Teilnehmenden informieren und ihre Ergebnisse in einer kurzen Präsentation zusammenfassen. Je nach Gruppengröße können die Kleingruppen auch thematisch eingeteilt werden. Bspw. recherchiert eine Gruppe zum Einsatz von KI im Verkehr, eine zum Einsatz im Gesundheitssystem, eine im Einsatz im Bildungssystem etc.

Check: KI-generiert oder Wirklichkeit?

Diese Aufgabe ist für die leitende Person vorbereitungsintensiv. Im Vorhinein muss sie zum einen reale Texte, Bilder und/oder Videos auswählen und zum anderen Texte, Bilder und/oder Videos von einer KI generieren lassen. Bei der Veranstaltung erhalten die Teilnehmenden mehrere Materialien, teils echt und teils generiert. Ihre Aufgabe besteht nun darin, die Dokumente auf ihre Echtheit zu prüfen. Dazu müssen Hilfsmittel wie Suchmaschinen und spezielle Websites für die Rückwärtsuche nach Bildern verwendet werden. Am Ende sollen die Teilnehmenden entscheiden und begründen, welche Materialien von einer KI erstellt wurden.

Reflexion: Mensch vs. Maschine

Samantha lässt in ihrer Menschenähnlichkeit fast vergessen, dass sie nur eine Maschine ist. Unweigerlich fragen wir uns, wer wir eigentlich sind und was uns ausmacht, wenn Maschinen menschliche Beziehungen scheinbar ersetzen und menschliche Arbeit, z. B. in der Pflege, verrichten können. Ganz sicher unterscheidet uns unsere Vulnerabilität und Endlichkeit von Maschinen. Aber da gibt es noch mehr. In einem Brainstorming können mithilfe von Tools wie z. B. eines Mindmaps oder eines Boards (Etherpads) Impulse auf die Frage, was uns als Menschen eigentlich ausmacht, gesammelt und anschließend in Kleingruppen oder im Plenum diskutiert werden. Diese Übung eignet sich besonders gut für die Medienarbeit mit Erwachsenen und Senior:innen.

Weiterführende Materialien

Da KI und die fortschreitende Technologisierung zentrale Theme der Digitalisierung sind, gibt es mittlerweile zahlreiche medienpädagogische Materialien dazu. Auf unserer Website Mekomat finden sich einige weiterführende Materialien, die sich mit den Themen des Films auseinandersetzen. Zum Beispiel die Materialien „Wie verlässlich ist ChatGPT?“, „Missing Link: Wie gestalten wir vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz?“,  „AI unplugged – wir ziehen KI den Stecker“ oder „We need to talk, AI“. Diese Materialien drehen sich um aktuelle Fragestellungen, Entwicklungen und die Nutzung von KI. Sie lassen sich gut in Einheiten zum Thema als Vertiefung nutzen.

Für wen?

Jugendliche ab 15 Jahren, Jugendliche, Schüler:innen, Erwachsene

Bezugsmöglichkeiten

Einzelne kirchliche Medienstellen haben den Film zum Verleih vor Ort verfügbar.

Fazit

Der Film „Her“ ist ein vielschichtiger Film, der auch nach 11 Jahren nicht an Aktualität verloren hat. In der Geschichte werden einige relevante und anknüpfungsfähige Themen für alle Altersgruppen angesprochen. Die sehr menschlich erscheinende Interaktion von Theodore und der KI führt zum Hinterfragen der eigenen Existenz und ihrer Besonderheit. Nach dem Schauen des Films bleibt man mit vielen Gedanken zurück, die noch lange nachwirken. „Her“ bringt das Bild einer starken Künstlichen Intelligenz in einen realistischen Alltag und macht sie so vorstell- und erlebbar. Das ist es, was zu einer großen Resonanz bei den Rezipient:innen führt.

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