Worum geht’s?
Eckdaten des Films:
Ein Film von megaherz campus GmbH
Länge: 31 Minuten
Erscheinungsjahr, Produktionsland: 2023, Deutschland
Produktion: megaherz campus GmbH
empfohlen ab 12 Jahren, Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG
Schuljahre: schulübergreifend ab Sek I
Was uns Menschen ausmacht, ist die Fähigkeit, über Kommunikation unser Zusammenleben zu organisieren, Gemeinschaften und Gesellschaften zu formen und so unsere Kultur zu entwickeln. Aber wie funktioniert Kommunikation zwischen Menschen eigentlich? Und warum geht sie so oft schief? Dass Kommunikation weit mehr ist als Sprache, zeigt der vorliegende Film mit den begleitenden Materialien. Der bekannte Moderator Willi Weitzel („Willi wills wissen“) führt dazu in zentrale Aspekte des Themas ein.
Welche medienpädagogischen Themen werden im Film angesprochen
- Grundlagen der Kommunikation
- Wahrnehmung
- Verstehen
- Kommunikationsstörungen
- Körpersprache
- Stärken
- Bewerbungsgespräch
Kommunikation: Von der Sprache zu sozialen Medien
Von den ersten Lautäußerungen des Australopithecus an haben Menschen ihre Kommunikation entwickelt. Und beginnend mit dem Schall, der Sprache überträgt, und den Höhlenmalereien haben Medien die menschliche Kommunikation begleitet bzw. transportiert. Auch hinter technischen und digitalen Medien stecken Sender:innen, die Empfänger:innen eine Botschaft mitteilen wollen oder etwas über sich aussagen möchten.
Der bekannte Moderator Willi Weitzel erklärt die Grundlagen von Kommunikation und erläutert verschiedene Modelle, wie sich zwischenmenschliche Kommunikation verstehen lässt. Ein erstes Modell, das eingeführt wird (ohne den Namen zu erwähnen) ist das Nachrichtenmodell von Shannon und Weaver, das sogenannte „Sender-Empfänger-Modell“. Anhand des Vier-Ohren-Modells von Friedemann Schulz von Thun sowie der fünf Axiome von Paul Watzlawick verdeutlichen Spielszenen auch, warum Kommunikation manchmal schiefgeht. Denn wenn es Missverständnisse und Streit gibt, liegt das meist an einer (unbewussten) Diskrepanz von verbaler und nonverbaler Kommunikation bzw. der Sach- und der Gefühlsebene. Schließlich zeigt der „Eisberg der Kommunikation“, dass wir meist mehr durch unsere Körpersprache als durch unsere verbalen Äußerungen sagen. Deutlich wird dies zum Beispiel an einer Verhörübung, bei der die genaue Beobachtung des Gegenübers verrät, ob dieser die Wahrheit sagt.
Insofern die zwischenmenschliche Kommunikation auch in medialer Kommunikation eine große Rolle spielt, bieten der Film, der sich auch in sechs separaten Szenen abspielen lässt, und die ergänzenden Materialien reichlich Stoff für die Behandlung des Themenfeldes in Schule oder außerschulischen Feldern. Für ältere Jugendliche wird es besonders interessant beim Thema Bewerbungsgespräch, das praxisnah in einem eigenen Kapitel behandelt wird.
Umfangreiche Materialien
Auf der DVD bzw. im Download sind umfangreiche Materialien und Übungsaufgaben in H5P enthalten (jeweils mit Lösungsblättern für Lehrer:innen). Diese bieten neben der Überprüfung des Lernstandes auch reichlich Ansätze für eine weiterführende Beschäftigung mit dem Thema Kommunikation. Darunter finden sich bereits eine Reihe von Anknüpfungspunkten für eine medienpädagogische Umsetzung des Themas, zum Beispiel die Aufgabe 2 im Abschnitt K2 „Sprechen mit Händen und Füßen“
Ein wichtiger Tipp für alle, die das Material nicht auf DVD mit ergänzendem USB-Stick, sondern als Download beziehen: Offline lassen sich zwar das Menü der DVD über die Datei index.html aufrufen und die Filme anschauen. Die internen Verlinkungen funktionieren dann jedoch nicht. Daher findet sich im Hauptordner eine Programmdatei, die einen lokalen Server erstellt, über den die Index-Datei so aufgerufen wird, dass die gesamte Menüstruktur dann einwandfrei arbeitet. Dazu muss allerdings das CMD-Fenster im Hintergrund geöffnet bleiben!
Zum Einsatz in der (außer-)schulischen Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen
Eine zentrale Aufgabe des Menschen ist die Entwicklung und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit. Gerade kleine und jüngere Kinder lernen dabei sehr viel von erwachsenen Vorbildern – bis im Jugendalter Peer-Einflüsse relevanter werden. In diesem Prozess sind Kinder und Jugendliche mit manchmal irritierender Kommunikation von Erwachsenen konfrontiert. Denn dieser zutiefst menschliche Vorgang ist komplex und von vielen Faktoren abhängig. Schließlich sind den an Kommunikation Beteiligten meistens selbst nicht alle Einflüsse bewusst, die in einer konkreten Kommunikationssituation eine Rolle spielen.
Vor allem Kinder kennen keine strategische Kommunikation. Und gerade jüngere Kinder haben kein Verständnis für Ironie. Dieser bewusste Bruch zwischen Sachebene und Gefühlsebene bzw. situativem Kontext der Kommunikation ist daher im pädagogischen Umgang eigentlich tabu.
Zu erkennen, was mein Gegenüber „nicht gesagt“ hat, ist aber gleichzeitig auch eine wichtige Voraussetzung, um zum Beispiel Stress im Klassenchat zu vermeiden. Dabei spielt natürlich die Kanalreduktion ebenso wie die Verkürzung und gefühlte Schnelligkeit von Messenger-Kommunikation eine große Rolle.
Abgesehen von klassischen Massenmedien, die keine Kanalumkehr und damit keinen Rollenwechsel zwischen Sender:in und Empfänger:in kennen, gelten die Spielregeln für gelingende zwischenmenschliche Kommunikation auch in technischen und digitalen Medien. Daher lohnt sich die (medienpädagogische) Beschäftigung mit dem Thema in jedem Fall.
Anknüpfungspunkte für aktive Medienarbeit
Die folgenden Vorschläge ergänzen das umfangreiche Begleitmaterial zum Film, in dem sich auch schon eine Reihe von Anregungen für eine medienpädagogische Umsetzung des Themas Kommunikation finden.
Ich sehe was, was du nicht sagst
Die Übung zur paraverbalen Kommunikation (K1 – Aufgabe 5) lässt sich sehr gut praktisch ergänzen: In Kleingruppen übernimmt ein Kind die Rolle von Laura, eines die Rolle von Jakob. Je nach Gruppen- oder Klassengröße beobachten ein oder zwei weitere Kinder die beiden im Gespräch zu einem der vorgeschlagenen Settings. Dabei machen sie sich Notizen, was ihnen an Tonfall, Gestik und Mimik der Sprecher:innen auffällt. Welche Brüche in der Kommunikation gibt es? Wo passen para- und nonverbale Ebene nicht zur verbalen Ebene? Idealerweise wird die Kommunikation mit einem Smartphone aufgezeichnet, um sie anschließend gemeinsam Schritt für Schritt auswerten zu können. Für die Ergebnissicherung kann zum Beispiel die Grafik aus K2 – Aufgabe 004 genutzt werden.
Variante 1:
Anhand des Kommunikations-Quadrats von Schulz von Thun sortieren die Beteiligten gemeinsam die unterschiedlichen Botschaften in jeder Nachricht ein: Was passiert auf der Sachebene? Welche Anteile haben Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbarungsbotschaften? Und wodurch werden die jeweils deutlich?
Variante 2:
Die Ergebnisse können je nach zeitlichem Rahmen auch in einer kreativen Übung mit medienpädagogischen Methoden aufbereitet werden. So kann zum Beispiel eine Visualisierung in einem Erklärvideo mit Legetechnik zu einem erweiterten Transfer seitens der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen genutzt werden. Dabei können sie zum einen darstellen, was sie wahrgenommen haben und zum anderen, welche Schlüsse über zwischenmenschliche Kommunikation sie daraus ziehen.
Traue deinen Augen nicht
Ein erster Schritt zu einer auch ethisch verantwortlichen Kommunikation kann die kritische Prüfung der eigenen Wahrnehmung sein. Als Anregung dazu soll die Geschichte vom Axtdieb (s. z. B. auf dieser Seite) dienen. Idealerweise kann eine Fachkraft die Geschichte frei vortragen und dann zur ethischen Reflexion anleiten. Gegebenenfalls sollte mit entsprechenden Übungen zunächst eine ruhige, vertrauensvolle Gesprächssituation angeregt werden. Die folgenden Impulsfragen können je nach Alter variiert oder ergänzt werden:
- Woran könnte die vom Erzähler beschriebene Person festmachen, dass der Sohn des Nachbarn ein Axtdieb ist – oder eben nicht?
- Wir handeln und kommunizieren zwangsläufig immer aufgrund von Annahmen über unsere Umwelt und unsere Mitmenschen. Habt ihr schon einmal gespürt, dass der „erste Blick“ auf eine Situation nicht stimmte?
- Habt ihr selbst schon einmal erlebt, zu Unrecht für etwas verdächtigt worden zu sein? Wie hat sich das angefühlt? Was konntet ihr dagegen machen?
- Was kann man gegen Vorurteile machen? Kann der vermeintliche Axtdieb in der Geschichte überhaupt etwas an der Situation ändern?
- Was müssten die Konsequenzen aus den Überlegungen zu unserer Wahrnehmung von Mitmenschen sein?
Fehlt da was?
Mit Webdiensten wie Chat Sim oder iFake Textmessage können Chatverläufe datenschutzkonform simuliert werden, in jedem Fall ohne sich in einer öffentliche Messenger-Umgebung zu bewegen.
In Stichpunkten legen die Beteiligten für diese Übung zunächst eine Art Drehbuch bzw. Skript für den Chat fest. Worum soll es im Chat gehen? Was ist vorgefallen? Danach erhalten alle Chat-Teilnehmenden eine Rollenkarte, die vor den anderen zunächst verborgen bleiben muss. Je nach Gruppengröße können unterschiedliche Rollen ggf. auch mehrfach vergeben werden, zum Beispiel:
- Aufrichtige
- Lästermaul
- Moderate
- Stänkerer
- Fake News-Urheber:in
- Kritiker:in
- Sachliche:r
- Streitschlichter:in
usw.
Je nach Gruppenzusammensetzung müssen mehrere pädagogische Kräfte achtgeben, dass die Ebene des Spiels dabei erhalten bleibt und nicht realer Streit entsteht oder über die Simulation ausgetragen wird! Hierzu bedarf es eines sensiblen Vorgehens und Einblicke in die Gruppe.
Nach einer vorgegebenen Frist von beispwielsweise zehn Minuten wird der Chat beendet und gemeinsam ausgewertet. Was ist inhaltlich passiert? Gab es im Chatverlauf markante Punkte, an denen eine andere Stimmung aufkam? Lassen sich dafür Schlüsselwörter finden? Gab es Missverständnisse? Oder gar problematische oder unangemessene Beiträge? Warum werden die so empfunden?
Die Ergebnisse der Textanalyse lassen sich analog auf einer Pinnwand oder digital zum Beispiel mit Oncoo oder Taskcards festhalten.
In einem zweiten Schritt wird geschaut, wie die Kommunikation verlaufen wäre, wenn sie nicht in einem Chat, sondern direkt zwischen den Beteiligten stattgefunden hätte. Ansatzpunkte dafür sind die „kritischen“ Stellen im Chat. Was fehlte, um die Missverständnisse oder die Eskalationen zu vermeiden? Inwiefern hat die Kanalreduktion – also der Wegfall der unmittelbaren Wahrnehmung des Gegenübers, des Tonfalls, der Mimik etc. – zu Missverständnissen oder Eskalationen beigetragen? Mit welchen Mitteln haben die Teilnehmenden stattdessen ihre Emotionen zum Ausdruck gebracht?
Auch hier bitte die Ergebnisse gemeinsam festhalten!
Interkulturelle Kommunikation
Einzelne Beispiele wie in K2 – Sprechen mit Händen und Füßen zeigen, dass nonverbale Kommunikation kultur- und sprachabhängig ist. Dazu lohnt sich eine weitere Recherche, insbesondere mit jugendlichen Teilnehmer:innen: Haben sie selbst schon einmal, zum Beispiel bei Reisen im Ausland, beim Schüleraustausch oder Ähnlichem, solche Erfahrungen gemacht? Was genau ist passiert? Konnte die Situation „gerettet“ werden und wenn ja wie?
Ergänzend können Internetrecherchen zu dem Thema durchgeführt und die Ergebnisse in einer kurzen Präsentation oder einem Erklärvideo aufbereitet werden.
Für wen?
Der Film und das beiliegende Material wollen eine breite Altersspanne von Kindern am Beginn der weiterführenden Schule bis hin zu Jugendlichen am Ende der Schullaufbahn erreichen. Dies gelingt durchweg gut; allerdings ist es sinnvoll, insbesondere bei den Übungen gezielt für die jeweilige Altersgruppe auszuwählen. Teile des Films bzw. der Materialien lassen sich durchaus auch noch in jüngeren Altersstufen, zum Beispiel in der Kommunionkatechese einsetzen.
Bezugsmöglichkeiten
Der erst vor wenigen Wochen publizierte Film steht mit Vorführrecht bislang nur in wenigen katholischen und evangelischen Medienzentralen als Verleih-DVD oder Download zur Verfügung. Dazu kann er über www.medienzentralen.de bezogen werden.
Alternativ ist ein direkter Erwerb über die Produktionsfirma megaherz campus möglich.
Fazit
Kommunikation ist ein zentraler Bestandteil unseres Lebens und unabdingbar für das Zusammenleben im privaten wie im öffentlichen Bereich. Ohne Kommunikation könnten wir keine Gemeinschaften und Gesellschaften bilden und hätten uns vermutlich im Laufe der Geschichte nicht zu dem Stand entwickelt, auf dem die Menschheit heute ist.
Krisen und Probleme in zwischenmenschlichen wie in globalen Zusammenhängen belegen aber deutlich, dass es mit unserer Kommunikation nicht immer optimal verläuft. Denn neben verstehen wollen muss auch verstehen können treten.
Der vorliegende Film mit dem umfangreichen Material bietet dazu viele Einstiegsmöglichkeiten; das Format „Willi macht Schule“ mit ausgearbeiteten Materialien, die zudem in H5P für den direkten Einsatz aufbereitet sind, macht Lust auf die Beschäftigung damit.
Weitere Filmtipps mit medienpädagogischen Anknüpfungspunkten finden sich auf dieser Seite.
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